IMDB

Plakatmotiv: In letzter Sekunde (1949)

Lahmes Starvehikel
ohne Ausstrahlung

Titel In letzter Sekunde
(The Fighting Kentuckian)
Drehbuch George Waggner
Regie George Waggner, USA 1949
Darsteller

John Wayne, Vera Ralston, Philip Dorn, Oliver Hardy, Marie Windsor, John Howard, Hugo Haas, Grant Withers, Odette Myrtil, Paul Fix, Mae Marsh, Jack Pennick, Mickey Simpson, Fred Graham, Mabelle Koenig, Shy Waggner, Crystal White, Fred Aldrich u.a.

Genre Romanze, Drama, Western
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
24. November 1950
Inhalt

Alabama, 1818: Laut singend passiert die Scharfschützen-Legion der Kentuckys, unter denen auch John Breen und Willie Paine marschieren, eine kleine Siedlung. Als John auf die schöne Französin Fleurette aufmerksam wird, die in einer Kutsche auf ihren zukünftigen Verlobten Blake Randolph wartet, sieht er seine Chance: Er steigt kurzerhand zu und fährt mit der wenig überraschten Fleurette davon. Doch die beiden kommen nicht weit, Randolph holt die Kutsche ein und alsbald erreicht sie auch die Legion der Kentuckys, die ihren fehlenden Scharfschützen wieder mitnimmt.

Fleurette kehrt zurück nach Demopolis, einer Siedlung von französischen Exilanten, genauer gesagt Bonapartisten, die nach der Niederlage Napoleons nach Amerika geflüchtet sind. Als etwas später auch die Scharfschützen-Legion in Demopolis vorbeikommt, sehen sich Fleurette und John wieder; ihre Zuneigung zueinander wird offensichtlich.

Am liebsten würde Fleurette zusammen mit John fliehen, wären da nicht ihre Pflichten gegenüber ihren Eltern. Denn Fleurettes Vater, der General De Marchand, Besitzer eines herrschaftlichen Herrenhauses, möchte seine Tochter mit dem reichen Blake Randolph verheiraten, um seinen Besitz zu sichern.

John jedoch gibt so einfach nicht auf, ein erbitterter Kampf um die Hand Fleurettes beginnt. Dabei deckt John allerhand Machenschaften und Intrigen gegen die Gruppe französischer Exilanten auf, in die auch Blake Randolph verwickelt ist. Als die Flussschiffer die Franzosen überfallen, kommt es zum alles entscheidenden Kampf …

Was zu sagen wäre

Ein bemerkenswerter Film. Bemerkenswert deshalb, weil John Wayne hier nicht in erster Linie als Haudegen und immer-ins-Ziel-Treffer auftritt – das natürlich auch – sondern als verliebter Geck, der eine junge Französin kennenlernt, die er kurz darauf schon heiraten will. Das Dilemma ist dann mehr als eine Stunde lang, dass die Französin einen anderen Mann, einen politisch und wirtschaftlich einflussreichen Amerikaner heiraten soll. Im Hintergrund läuft ein Deal mit Landbetrügereien, den wir aber nicht so recht durchschauen und so folgen wir den beiden Liebenden, die sich nicht küssen dürfen.

Das größte Hindernis sind in dieser Situation die Schauspieler. Vera Ralston, die die junge Französin Fleurette hat gar keine Ausstrahlung, ist aber zu Zeiten der Dreharbeiten die Geliebte des Studiobosses und so an diese wichtige rolle gekommen. Und John Wayne (Der Teufelshauptmann – 1949; Red River – 1948; Die Freibeuterin – 1942; Ringo – 1939; Westwärts! – 1935)? Die Rolle des hauptamtlichen Romantikers füllt er trotz seiner imposanten Körpergröße nicht aus. Plakatmotiv: In letzter Sekunde (1949) Mehr, als sich die Frau, die er sich entschlossen hat zu lieben, einfach zu nehmen und zu küssen, kann er nicht: „Euch fehlt leider jeder Sinn für Romantik, Madame. Tut doch so, als hättet Ihr etwas Angst. Diese Rolle würde mir besser liegen“, sagt er, nachdem sie sich fünf Minuten kennen. Dann küsst er sie auch schon. Und sie sinkt einfach dahin.

Weil diese Situationen über die ganze Strecke unglaubwürdig bleiben, fällt der Fokus der Zuschauer auf: Oliver Hardy. Der ewige Partner des Komödianten Stan Laurel hat in seinem Filmleben von 1926 bis an sein Lebensende nur drei Filme ohne Laurel gemacht, der zur Produktionszeit dieses Films schwer erkrankt war. "The Fighting Kentuckians", den Hardys guter Freund John Wayne auch produziert hat, war einer davon. Er spielt den philosophischen Sidekick des verliebten Helden und übernimmt natürlich die Aufgabe des Comic Relief. Da ist er so gut, wie in seinen besten Laurel-und-Hardy-Zeiten, alle Manierismus hat er dabei – mit den Fingern wedeln, stolpern, aus dem Steigbügel rutschen, ohne Orientierung loslaufen, ins Wasser plumpsen und würde er in seiner Rolle statt des Biberfellhuts der Kentuckies eine Krawatte tragen, würde er sicher auch die dauernd nervös durch seine Finger gleiten lassen. Zwischen seinen Einlagen ist er guter Freund, mahnender Ratgeber und geschickter Stratege.

Die Zusammenarbeit zwischen den Freunden Wayne und Hardy klappte so gut, dass Wayne ihm vorschlug, in der Folge gemeinsam weitere Filme zu drehen. Als die Dreharbeiten zu "The Fighting Kentuckian" beendet waren, hatte Laurel sich aber soweit von seiner Krankheit erholt, dass Hardy das Angebot Waynes dankend ausschlug. Die Entscheidung hingegen, Vera Ralston zu besetzen, bereute Wayne und machte insbesondere sie für die schlechten Filmkritiken verantwortlich, die der Film bei seiner Premiere bekam. Wayne nannte sie später „die schlechteste Schauspielerin, mit der ich je das Pech hatte, zusammenarbeiten zu müssen“.

Unterm Strich ist dieser auf historischen Tatsachen beruhende Western – Waterloo, Franzosen, Alabama – trotz spektakulärer Aufnahmen von Reitern in gestreckten Galopp ein lahmes Starvehikel, das zwischen Romanze, Drama, Western und Komödie keine Balance findet.

Wertung: 2 von 6 D-Mark
IMDB