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Plakatmotiv: Nevada Smith (1966)

Ein Rache-Western, der
der Rache abschwört

Titel Nevada Smith
(Nevada Smith)
Drehbuch John Michael Hayes
angeregt durch die Figur des "Nevada Smith" aus dem Roman "Die Unersättlichen" (The Carpetbaggers) von Harold Robbins
Regie Henry Hathaway, USA 1966
Darsteller
Steve McQueen, Karl Malden, Brian Keith, Arthur Kennedy, Suzanne Pleshette, Raf Vallone, Janet Margolin, Pat Hingle, Howard Da Silva, Martin Landau, Paul Fix, Gene Evans, Josephine Hutchinson, John Doucette, Val Avery, Sheldon Allman, Lyle Bettger, Bert Freed u.a.
Genre Western
Filmlänge 128 Minuten
Deutschlandstart
9. September 1966
Inhalt

Max Sand, Sohn einer indigenen Mutter und eines weißen Farmers, lebt mit seinen Eltern in der gebirgigen Einöde Nevadas. Eines Tages überfallen drei Revolverhelden die Familie und ermorden Max' Eltern. Fortan treibt den jungen Mann nur noch ein einziger Gedanken an: die Mörder aufzuspüren und zu töten. In den Bergen trifft Max den Waffenschmied Jonas Cord, der ihn im Umgang mit Waffen vertraut macht. Dann begibt er sich auf seinen Rachefeldzug.

Als Erstes gelingt es Max, Jesse Coe ausfindig zu machen. Max erschießt seinen Gegner, wird dabei jedoch schwer verwundet. Nachdem er von Neesa gepflegt wurde, macht sich Max wieder auf den Weg, die beiden anderen Mörder zu stellen. Als er erfährt, dass einer von ihnen – Bill Bowdre – im Gefangenenlager in Louisiana einsitzt, lässt Max sich ebenfalls einweisen. Er freundet sich mit dem nichtsahnenden Bowdre an und verhilft ihm mit Unterstützung der Cajun Pilar zur Flucht. Erst dann offenbart Max seine wahre Identität und nimmt Rache.

Nun gilt es noch, Tom Fitch ausfindig zu machen, den ehemaligen Anführer des Trios. Dazu schließt sich Max unter dem Alias "Nevada Smith" dessen neuer Gang an. Doch der misstrauische Fitch ahnt sofort, dass mit dem Neuen etwas nicht stimmt …

Was zu sagen wäre

Ein Rache-Western, der nicht durch psychologische Tiefe des Rächers besticht, aber durch seine abwechslungsreichen Settings. Als wir Max Sand kennenlernen, müsste er eigentlich ein Junge sein; die literarische Vorlage ist 16. Steve McQueen, Jahrgang 1930 ist 36 Jahre alt, spielt hier aber einen jungen Mann, der sich nicht auskennt und alles erst lernen muss inklusive Lesen, Schreiben, Überleben in der Natur und natürlich das Schießen. Und Menschenkenntnis muss er sich auch erst antrainieren. Dann erst beginnt sein Rachefeldzug, immer begleitet von maßvollen Stimmen, die ihn zum Verzicht bewegen wollen. Rache sei keine Lösung, die Jagd zu gefährlich. Plakatmotiv: Nevada Smith (1966) Und in Gottes Sinne sei sie auch nicht. Aber Max, der alte Junge, bleibt stur und wird während des Films erwachsen, nimmt Jobs an, die ihn ernähren und kommt ordentlich rum. Älter wird er nicht mehr, obwohl er lange Zeit unterwegs sein muss.

Steve McQueen ist für die Rolle nicht der richtige Schauspieler (Cincinnati Kid – 1965; Gesprengte Ketten – 1963; Die glorreichen Sieben – 1960; Wenn das Blut kocht – 1959). Die Figur, die er spielt, muss von Hass zerfressen sein, denn ihr Rachedurst bleibt bis zum Schluss, egal, wie viel Zeit vergeht, welche Frauen ihm zärtlich zureden. Für diesen Hass spielt McQueen zu cool, mehr daran interessiert, dass sein Hut ordentlich sitzt, als den Emotionen eines Rächers Lauf zu lassen. Henry Hathaway auf dem Regiestuhl (Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; Held der Arena – 1964; Das war der wilde Westen – 1962; Land der 1000 Abenteuer – 1960; Der Garten des Bösen – 1954; Prinz Eisenherz – 1954; Niagara – 1953; "Die schwarze Rose" – 1950) kompensiert diese Schwäche durch häufige Wechsel der Szenerie. In seinen Western packt er Abenteuer in den Sümpfen Louisianas auf der Flucht vor dem Gesetz und vor Schlangen, Überfälle auf die Goldkutsche, friedliches Leben mit Indianern am Fluss, Schießwettbewerbe in freier Natur und hitzige Pokerpartien im Saloon – und eine kleine Stampede bringt der auch noch unter.

"Nevada Smith" ist ein Western, in dem die grandiose Natur und die schillernden Nebenfiguren kräftiger zur Geltung kommen, als die Hauptfigur. Dabei zeigen zwei Haudegen des Kinos, was sie noch drauf haben: Brian Keith (Vierzig Wagen westwärts – 1965) als väterlicher Freund, der Max Sand während einiger Monate am Lagerfeuer beibringt, was man zum Leben wissen muss, und Karl Malden als schmieriger Gangster (Cincinnati Kid – 1965; Cheyenne – 1964; Das war der wilde Westen – 1962; Der Gefangene von Alcatraz – 1962; Der Besessene – 1961; Die Faust im Nacken – 1954), der sich seinen Lebensunterhalt zusammenschießt, aber ahnt, dass seine Zeit vorbei ist.

Henry Hathaways Western ist ein abwechslungsreiches Epos, das dem Sinn oder Unsinn von Rache nachspürt und zu dem Schluss kommt „Du bist es nicht wert!“ Es sieht so aus, als würde Max Sand fortan ein friedliches Leben führen wollen. Die Zeit der blutigen Fehden im Wilden Westen des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist vorbei.

Wertung: 5 von 8 D-Mark
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