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Plakatmotiv: Das Rätsel des silbernen Dreiecks (1966)

Das Wallace-Kino zieht nach England,
gewinnt Farbe und verliert an Spannung

Titel Das Rätsel des silbernen Dreiecks
(Circus of Fear)
Drehbuch Harry Alan Towers
nach Motiven der Kurzgeschichte "Das silberne Dreieck" ("Again the Three Just Men") von Edgar Wallace
Regie John Llewellyn Moxey, UK, BRD 1966
Darsteller

Christopher Lee, Leo Genn, Anthony Newlands, Heinz Drache, Eddi Arent, Klaus Kinski, Margaret Lee, Lawrence James, Tom Bowman, Skip Martin, Suzy Kendall, Cecil Parker, Victor Maddern, Maurice Kaufmann u.a.

Genre Krimi, Mystery
Filmlänge 91 Minuten
Deutschlandstart
29. April 1966
Inhalt

Sonntagmorgen auf der Tower-Bridge. ein Geldtransporter wird überfallen. Der Coup ist minutiös geplant, alles läuft wie am Schnürchen. Bis Mason, der als Fahrer des Transporters doppeltes Spiel spielt, seinen vermeintlichen Kollegen erschießt, der den Raub in letzter Sekunde doch noch vereiteln wollte. Mit einem Mord wollen die Gauner nichts zu tun haben. Der geheimnisvolle Boss will mit Mason persönlich reden, wenn der ihm die Beute ins Versteck bringt. Dort wird Mason alsbald von einem Unbekannten mit einem Wurfmesser getötet, in das ein silbernes Dreieck eingraviert ist.

Scotland-Yard-Inspektor Elliott sucht unterdessen die Räuber, fahndet einzelnen geraubten Geldscheinen nach, die hier und da in Lebensmittel- und Kleidergeschäften auftauchen. Eine Spur führt Elliot in das Winterquartier des Zirkus Barberini. Er trifft auf eine illustre Schar sich innig hassender Künstler. Der Messerwerfer ist chronisch eifersüchtig, dessen Geliebte provokant kokett, der Direktor stellt schneidige Fragen, der kleinwüchsige Helfer für alle schnüffelt gegen jedermann und der Tierdompteur trägt wegen einer scheußlichen Gesichtsverletzung eine dunkle Maske. Dass er auch im Besitz eines Koffers ist, in dem die Beute des Geldraubes befindet, ahnt der Inspector nicht.

Bald geschehen im Zirkus weitere Morde mit gleichen Messern. Mit Direktor Carl sucht Elliott den Täter im Ensemble. Er stößt auf Gina, die Geliebte des Unbekannten, der die Beute des Geldraubs im Zirkus versteckte und ein verkannter Messerwerfer ist …

Was zu sagen wäre

Mit der Farbe schwindet die Wallace-typische Spannung. Farbe? In den deutschen Kinos startete diese 25. Edgar-Wallace-Verfilmung in Schwarz-Weiß. Der Film wurde aber in Farbe gedreht, in der englischen Originalfassung auch so aufgeführt. Für die deutsche Synchronisation verwendete man jedoch eine vorab gezogene Schwarzweißkopie des Films. Die später nachgelieferte Farbkopie enthielt eine andere Schnittreihenfolge und zum Teil andere Einstellungen; auf diese passte die deutsche Synchronspur nicht mehr. Also beschloss man, den Film in Deutschland als Schwarzweißfilm zu verleihen.

Ob er auf diese Art spannender war? Ich kenne nur die englische Farbversion, die ich auf Videokassette Mitte der 70er Jahre zum ersten Mal sehe.

Die Docks an der Themse sind nun bunt aber ohne den ortsüblichen Nebel. Und ohne die genreüblich rasch herbeigeführte Leiche. Statt dessen sehen wir dem Bankraub zu, erleben, wie alle erschrocken sind, dass gegen den Plan jemand erschossen wird, verfolgen erst die Gauner in ihr Versteck, folgen dann Mason, der einen Gebrauchtwagen kauft, diesen später wieder verschwinden lässt, schließlich das Geld beim Boss abgibt und dafür mit dem Messer mit dem silbernen Dreieck ermordet wird. Dann springen wir zu Inspector Elliot von Scotland Yard, der den Raub untersucht, und irgendwann, als er die Geldspur in den Zirkus verfolgt, taucht die erste, über zugerichtete – also Edgar-Wallace-typische – Leiche auf. Alles zieht sich hin, verzettelt sich in unnötigen Nebenhandlungen und als es heißt, dass der Löwendompteur deshalb eine Maske trägt, weil er vor zwei Jahren bei einem Unfall von seinen Tieren schwer verunstaltet wurde, ahnen wir schon, dass das eine dicke Lüge ist und haben in den dunklen Augen hinter der Maske außerdem schon Christopher Lee erkannt ("Blut für Dracula" – 1966; Dracula – 1958), der schließlich die Besetzungsliste anführt. DVD-Cover: Das Rätsel des silbernen Dreiecks (1966) Aber der gesuchte Mörder mit den Messern kann er auch nicht sein – das wäre zu plump: "Graf Dracula" war wieder der Mörder. Nein, hinter Christopher Lees geheimnisvoller Maskerade steckt eine zweite Mordgeschichte, in die auch Heinz Drache verwickelt ist, früher gerne der ermittelnde Scotland-Yard-Ermittler, aber da dieser Film unter britischer Ägide testet, jetzt halt nur der Zirkusdirektor – und eine krasse Fehlbesetzung. Heinz Drache ist kein Schauspieler im herkömmlichen Sinne (Neues vom Hexer – 1965; Der Hexer – 1964; Das indische Tuch – 1963; Der Zinker – 1963; Die Tür mit den 7 Schlössern – 1962). Er ist bestenfalls ein Darsteller; er stellt einen Mann dar, der eine Funktion ausübt, die ihm das Drehbuch vorgibt. Aber er ist immer Heinz Drache. Im Besetzungsreigen ist er offenbar die Orientierung für die deutschen Zuschauer, die ihren Edgar Wallace mit den bekannten Gesichtern sehen wollen. Dieselbe Funktion haben Klaus Kinski (Doktor Schiwago – 1965; Für ein paar Dollar mehr – 1965; Neues vom Hexer – 1965; Winnetou – 2. Teil – 1964; Das indische Tuch – 1963; Der Zinker – 1963; Das Gasthaus an der Themse – 1962; Die Tür mit den 7 Schlössern – 1962; Das Geheimnis der gelben Narzissen – 1961; Die toten Augen von London – 1961), der mehrfach in einer unerklärlichen Nebenrolle durchs Bild läuft, und Eddie Arent.

Die eigentliche Hauptrolle spielt Leo Genn (Der längste Tag – 1962; Moby Dick – 1956; Quo vadis? – 1951). Sein Inspector Elliott ist ein freundlicher, aufmerksamer Mantelträger, der hier ein paar Fragen stellt, da eine Information zugesteckt bekommt; man hat aber nie den Eindruck, dass er Herr des Geschehens wäre. Das titelgebende Rätsel des silbernen Dreiecks löst sich so nebenbei, ohne dass vorher Hinweise gestreut worden wären – da war der film auch zu sehr mit der anderen, schon länger zurückliegenden Mordgeschichte beschäftigt. Nachdem im Laufe des Films beinahe alle handelnden Personen als Tatverdächtige durch Tod oder anderweitig beschäftigt ausfallen, ist die Lösung des Falls keine Überraschung mehr. Aber auch kein Aha-Erlebnis.

Dieser erste Edgar Wallace in Farbe büßt jeden morbiden Charme ein, den seine neblig grauen Vorgänger sogar dann noch hatten, als sie sich nicht mehr so recht ernst nehmen wollten.

Wertung: 2 von 8 D-Mark
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