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Plakatmotiv: Winnetou, 2. Teil (1964)

Die Landschaftsbilder sind deutlich
spannender, als die Handlung

Titel Winnetou, 2. Teil
Drehbuch Harald G. Petersson
nach einer Erzählung von Karl May
Regie Harald Reinl, BRD, Fr., It., Jug. 1964
Darsteller

Lex Barker, Pierre Brice, Anthony Steel, Karin Dor, Klaus Kinski, Renato Baldini, Terence Hill (als Mario Girotti), Marie-Noëlle Barre, Ilija Ivezic, Velimir Chytil, Stojan 'Stole' Arandjelovic, Djordje Nenadovic, Mirko Boman, Rikard Brzeska, Eddi Arent u.a.

Genre Abenteuer, Western
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
17. September 1964
Inhalt

Seit dem Tod seines geliebten Vaters hat es sich der Apachenhäuptling Winnetou zur Aufgabe gemacht, die Aussöhnung zwischen Indianern und Weißen voranzutreiben. Während eines Ritts zum Stamm der Assiniboin-Indianer rettet er der schönen Häuptlingstochter Ribanna das Leben, als diese von einem Bären angegriffen wird. Aus Dankbarkeit gibt der Häuptling drei bereits am Marterpfahl stehende Soldaten frei, darunter den jungen Leutnant Merril, Sohn des Kommandoführers Colonel J.F. Merril.

Mit Hilfe des Häuptlings und des einflussreichen Colonels kann Winnetou eine Friedenskonferenz in Fort Niobrara einberufen, an der sämtliche Indianerhäuptlinge teilnehmen sollen. Während der Vorbereitungen zu dem großen Treffen verlieben sich Winnetou und Ribanna ineinander. Zur gleichen Zeit macht der grausame Gangster Forrester ein Zeltlager der Ponca-Indianer dem Erdboden gleich, um auf deren Grund und Boden nach Öl zu bohren. Aus Rache steckt der überlebende Poncahäuptling Forresters Ölfeld in Brand. Dabei gerät auch Old Shatterhand in größte Gefahr. In letzter Minute kann Winnetou seinen Blutsbruder aus den Flammen befreien.

Während der Konferenz in Fort Niobrara gelingt es Forrester beinahe, die Friedensverhandlungen zum Scheitern zu bringen. Doch der drohende Krieg kann durch ein besonderes Bündnis verhindert werden – durch die Ehe zwischen Leutnant Merril und Ribanna. Plakatmotiv: Winnetou, 2. Teil (1964) Um den Frieden zu bewahren, muss Winnetou zustimmen. Doch Forrester gibt seinen Plan, Zwietracht zwischen Weißen und Indianern zu säen, nicht auf. Er überfällt einen Siedlertreck und lässt das blutige Massaker wie einen Angriff der Assiniboin-Indianer aussehen. Voller Abscheu über die vermeintliche Doppelzüngigkeit der Indianer befiehlt Colonel Merril eine Vergeltungsaktion.

Für Winnetou, Old Shatterhand und den jungen Leutnant Merril beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit: Sie müssen die Unschuld von Ribannas Stamm beweisen, bevor die Soldaten ihren Angriff starten. Von seinen Verfolgern in die Enge getrieben, nimmt Forrester Ribanna als Geisel und verschanzt sich in einer Höhle. Nun ist es an Winnetou, seine große Liebe aus der Gewalt des brutalen Schurken zu befreien …

Was zu sagen wäre

Das Abenteuer geht weiter. Und Geschichte wiederholt sich. Wieder gibt es Spannungen zwischen den weißen Einwanderern und den Ureinwohnern. Wieder droht ein Krieg. Wieder gibt es einen skrupellosen Gangster, der auf Öl im Indianergebiet scharf ist und dafür Krieg, Mord und Totschlag in Kauf nimmt.

Allerdings ist der Schurke diesmal recht farblos. Abgesehen davon, dass er meist in schwarzen, später auch dunkelbraunen Jackets auftritt, strahlt er auch sonst nicht viel aus. Das wenige, das ihm das Drehbuch zur Verfügung stellt, nutzt Anthony Steel, der diesen Schurken spielt, nicht aus. Im Finale raufen sich dann Einwanderer und Indianer zusammen und gehen gemeinsam gegen den brutalen Feind vor und mit dem Abspann sind alle glücklich. Bis auf Winnetou, der seine Liebe gehen lassen muss – immerhin für den Frieden. „Solange es hier Verbrecher gibt, die Kinder und hilflose Frauen umbringen, wird dieses Land niemals zur Ruhe kommen.“ Das ist wie im ersten Winnetou. Darin liegt der Makel dieser Filme.

Die großen US-Western haben sich immer auf eigene amerikanische Historie berufen können. Die haben sie im allgemeinen verklärt, geschönt und die Ureinwohner, salopp: die Indianer, als die Aggressoren hingestellt. Aber es war die Geschichte der eigenen Vorfahren. In den großen Indianer-Filmen wurden historische Kämpfe, Auseinandersetzungen und Friedensschlüsse als Hintergrund für Filmdramaturgien. Plakatmotiv: Winnetou, 2. Teil (1964) Der Winnetou-Film beruft sich auf einen Abenteuerroman eines Mannes, der nie in den USA war. Das war spannend zu lesen. Das ist auch spannend zu gucken. Aber es hat überhaupt keine Tiefe, außer der, dass auch in diesem zweiten Winnetou-Film die Männer und Frauen wieder sehr pathetische Dialoge sprechen: „Warum hat Ribanna bei unserer ersten Begegnung verschwiegen, dass sie die Tochter eines großen Häuptlings ist?“ „Die Assiniboine sagen, Frauen deren Rede plätschert, wie ein Wasser der Quelle, rauben dem Mann die Ruhe.“ „Und die Schweigsamen rauben sein Herz.“ Durfte im ersten Film Old Shatterhand ein wenig Händchen halten, darf das diesmal sein edler Blutsbruder.

Mit Indianern, Western, Kavallerie, Cowboys hat das alles nichts zu tun. Die Geschichte, die hier erzählt wird, könnte auch in Indien spielen, oder in Afrika, Süd-Amerika, am Nordpol. Die Heldenfiguren sind austauschbar. Das verringert den Spaß´an dem großen Abenteuer in freier Wildnis nicht, aber es macht die Figuren zu leeren Pappkameraden. Unter denen spielt Eddie Arent den lustigen Durchatmen. Ein spleeniger Schotte, der sich dauernd in Gefahr bringt, aber im rechten Augenblick eine Hilfe ist. Sein Lord Castlepool ist ein Import aus "Der Schatz im Silbersee" (1962) und ersetzt Chris Howland, der die Rolle der komischen Nummer im ersten Winnetou als Lord Tuff-Tuff spielte.

Harald Reinl zeigt, dass die deutsche Filmindustrie das Handwerk für buntes, lautes Abenteuer-Kintopp nicht verlernt hat. Aber die Filmemacher ruhen sich sehr auf der Gewissheit aus, dass die Erfolge durch "Der Schatz im Silberseee" und Winnetou, 1. Teil die Zuschauer zu diesem Film auch ohne ordentlich ausgearbeitetes Drehbuch ins Kino ziehen.

Wertung: 4 von 7 D-Mark
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