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Plakatmotiv: Die Pyramide des Sonnengottes (1965)

Ist die Karl-May-Euphorie
schon aufgebraucht?

Titel Die Pyramide des Sonnengottes
Drehbuch Georg Marischka & Ladislas Fodor & Robert A. Stemmle
nach dem Roman "Schloss Rodriganda" von Karl May
Regie Robert Siodmak, BRD, Fr., It., Jug. 1965
Darsteller

Lex Barker, Gérard Barray, Rik Battaglia, Michèle Girardon, Alessandra Panaro, Theresa Lorca, Hans Nielsen, Gustavo Rojo, Kelo Henderson, Antun Nalis, Ralf Wolter u.a.

Genre Abenteuer
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
17. April 1965
Inhalt

Fortsetzung des Films Der Schatz der Azteken: Dr. Karl Sternau wird von seinen Freunden aus der Gewalt der grausamen Chichimec-Indianer befreit. Inzwischen hat der verschlagene Graf Alfonso der Azteken-Prinzessin Karja mit falschen Liebesschwüren das Geheimnis des Schatzes entlockt – doch er kommt ums Leben, bevor er es verraten kann.

Alfonsos Geliebte Josefa findet in Hauptmann Verdoja einen neuen Verbündeten. Mit seiner Bande von Desperados gelingt es dem abtrünnigen Soldaten, Karl Sternau und seine Freunde gefangen zu nehmen. Sternau widersteht Verdojas Folter und kann schließlich mit Hilfe seines treuen Freundes Frank Wilson fliehen.

Der verräterische Hauptmann und seine Helfer erkennen, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt, bis Sternau mit Verstärkung zurückkehrt. Sie verschleppen ihre Gefangenen in die Pyramide des Sonnengottes, um sie dort grausam verhungern zu lassen – Plakatmotiv: Die Pyramide des Sonnengottes (1965) doch Sternau kommt ihnen einmal mehr zuvor und befreit seine Freunde. In den labyrinthischen Gängen der Pyramide kommt es zum Showdown …

Was zu sagen wäre

Wird es den Schurken gelingen, sich des Goldes zu bemächtigen, die Helden zu bezwingen und Mexiko den französischen Besatzern zu überlassen. Nun, wer sich an das Finale von Der Schatz im Silbersee erinnert, und Karl Mays in seinen Büchern verbreitete Haltung zu Gold kennt, weiß, dass das nicht passieren wird. Wäre ja auch blöd, und dafür lösen wir auch gar nicht die Kinokarte. Am spannendsten ist die Frage, ob dieser Film noch schlechter ist, als sein Vorgänger, der Anfang März im Kino gezeigt wurde. Und siehe: er kann!

Der Film besteht zum größten Teil aus Warten. Die einen warten, dass Graf Alfonso den Ort des Aztekenschatzes aus der Prinzessin Karja heraus küsst. Schon das dauert etwa eine Stunde. Frauen warten auf Männer. Franzosen warten auf Verbündete. Schurken warten auf die Verstärkung. Verdoja jagt Schürzen; der Schurke ist dauernd hinter einer anderen Frau her, die er „Ob Du willst oder nicht“ nie wieder hergeben will. Und wer glaubt, das Rad der Handlung setze sich in Bewegung, nachdem Alfonso das Geheimnis des Schatzes kennt, der irrt. Stattdessen gleitet die Kamera dauernd über alte Inkatempel, die keinen Bezug zu den Schauplätzen herstellen. Mit wirr eingestreuten Schießereien, Galopp-Szenen oder Explosionen behauptet Robert Siodmak eine Handlung, die es gar nicht gibt. In seinem Inneren ist der Film Stillstand.

Die Dialoge sind noch hölzerner, die Motivationen der einzelnen Figuren wechseln zwischen Gier und Sex, zu viele Kulissen sind aus Pappmaché und Wandfarbe und prompt stellt sich die Erinnerung wieder ein, dass mir Ralf Wolters Auftritt als Kuckucksuhrenvertreter mit schwer schwäbischen Akzent schon im Schatz der Azteken auf die Nerven gegangen war.

Die Karl-May-Verfilmungen haben bei aller Abenteuerlust und Farbenpracht durchaus den Hang zum Betulichen, es weht immer so ein Hauch von alpinem Heimatfilm durch die jugoslawische Prairie. Robert Siodmak, mit allen Hollywood-Wassern gestählter Großregisseur (Der Schatz der Azteken – 1965; Der Schut – 1964; Katja, die ungekrönte Kaiserin – 1959; "Nachts wenn der Teufel kam" – 1957; "Die Ratten" – 1955; "Der rote Korsar" – 1952), bringt es fertig, Abenteuerlust und Farbenpracht auf Null zu reduzieren und die Heimatfilm-Betulichkeit in Fernsehdramaturgie zu verwässern.

Wertung: 1 von 7 D-Mark
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