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Plakatmotiv: Winnetou, 3. Teil (1965)

Nochmal dasselbe. Aber im
Finale bleibt kein Auge trocken

Titel Winnetou, 3. Teil
Drehbuch J. Joachim Bartsch & Harald G. Petersson
nach einer Erzählung von Karl May
Regie Harald Reinl, BRD, It., Jug., Fr. 1965
Darsteller

Lex Barker, Pierre Brice, Rik Battaglia, Ralf Wolter, Carl Lange, Miha Baloh, Dusan Antonijevic, Aleksandar Gavric, Ilija Ivezic, Veljko Maricic, Slobodan Dimitrijevic, Sophie Hardy u.a.

Genre Abenteuer, Western
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
15. Oktober 1965
Inhalt

Der brutale Gangster Rollins zieht mit seiner Desperado-Bande marodierend durch New Mexico, wo es zu einem gefährlichen Zusammenstoß mit einem Treck harmloser Siedler kommt. Als der edle Apachenhäuptling Winnetou von dem Zwischenfall erfährt, macht er sich mit seinem Blutsbruder Old Shatterhand auf den Weg nach Santa Fe, um den Gouverneur über das Treiben der Outlaws in Kenntnis zu setzen.

Dort erfährt er, dass der Friede zwischen Indianern und Weißen erneut in Gefahr ist: Rollins hat den alten Jicarillohäuptling "Weißer Büffel" gegen die weißen Siedler aufgehetzt, um aus den Unruhen Profit zu schlagen. Allein der Einfluss Winnetous, so der Gouverneur, könne den alten Häuptling noch zur Vernunft bringen und ein großes Blutvergießen abwenden. Auf dem Weg in das Reservat der Jicarillos geraten Winnetou und Old Shatterhand in einen Hinterhalt der Banditen, die von der Friedensmission erfahren haben, und werden getrennt. Auf sich alleine gestellt versucht Winnetou, sich trotz aller Gefahren und Hinterhalte zu den Jicarillos durchzuschlagen. Kurz bevor er das Lager erreicht, trifft er Old Shatterhand wieder.

Zunächst scheint es den Freunden zu gelingen"Weißer Büffel" vom Kriegspfad abzubringen. Dann aber taucht Rollins auf – in seinen Armen den toten Sohn des Jicarillohäuptlings, ermordet mit Winnetous Messer! Nun ist mit "Weißer Büffel" nicht mehr zu reden. Im letzten Moment kann der alte Sam Hawkens Winnetou und Old Shatterhand in einer waghalsigen Rettungsaktion vor dem Marterpfahl bewahren.

Von den Jicarillos und den Desperados gejagt, verschanzen sich die Freunde in den felsigen Höhen am Nugget-Tsil. An diesem mystischen Ort, an dem auch Winnetous Vater und Schwester begraben sind, kommt es zu einem dramatischen Showdown …

Was zu sagen wäre

Der Western ist tot? Nicht doch! Sergio Leone hat ihm in Italien gerade eine Herzmassage gegeben. Für eine Handvoll Dollar (1964) dreht die Genrekonventionen durch den Wolf und schafft neue Perspektiven auf die Männer und Frauen jener Zeit. Wenn man sich anschaut, was Sergio Leone gerade mit dem ausgezehrten Westerngenre anstellt, wirken die gefeierten Kinoabenteuer um den edlen Häuptling Winnetou und seinen Blutsbruder Old Shatterhand doch ein wenig rückständig.

In ihrer Art wirkt die immer gleiche Dramaturgie – Krach zwischen zwei Indianerstämmen, weiße Gangster sind scharf auf Bodenschätze im Indianergebiet und schüren Misstrauen, es droht Krieg zwischen Einwanderern und Ureinwohnern, Winnetou und Shatterhand retten den Frieden – wie eine Folge "Bonanza": Jede Woche ein neuer Schurke, jede Woche Rettung in letzter Minute und die Familie hat Bestand. Nur die Dimensionen sind etwas größer, als im Fernsehen: Die Prärie brennt, Indianer-Pueblos explodieren, Ölwolken qualmen über Flüsse – mit Mann und Roß und Wagen versinken ganze Trecks im Erdboden. Visuell haben Harald Reinl und seine Mannschaft die Leinwand wieder zum Beben gebracht. Das klappt deshalb so gut, weil lauter Abziehbilder die Handlung bestimmen. Und von den krachenden Explosionen nicht ablenken, indem sie etwa psychologische Tiefe entwickeln würden. Die Helden bleiben bis zum Ende Helden, die Schurken Schurken. Manche von ihnen sind halt tot am Ende.

Auch heute reiten sie am Ende wieder in den Sonnenuntergang. Nur ist diesmal der große Häuptling der Apachen tot. Erschossen von einem raffgierigen Betrüger, der eigentlich Shatterhand treffen wollte. Winnetou warf sich in die Schussbahn. Jener Apachenhäuptling, der zwar Titelheld der Filme ist, aber meist etwas unterhalb des deutschen Ingenieurs, dem Sam Hawkens, der diesmal den weidlich ausgebauten Part des Lustigen Vogels übernimmt, den Namen Old Shatterhand gab, platziert ist – auch auf dem Plakat zu diesem Film (s.o.). Ganz so, als sei eben doch der Weiße der Retter der indianischen Kultur. Nun gut, so wie Karl May seine Fantasie hat spielen lassen, als er die fiktiven Abenteuer dieser Figuren aufschrieb, haben die Filmemacher um Horst Wendlandt ihre Fantasie spielen lassen, sich auch nicht immer an die Buchvorlage gehalten, sondern fröhlich selbst gesponnen. Es sind farbenfrohe Klassiker des deutschen Nachkriegsfilms dabei entstanden. Aber keine Klassiker deutscher Filmkunst.

Wertung: 3 von 7 D-Mark
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