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Plakatmotiv: Der Schatz im Silbersee (1962)

Großartiger Abenteuerfilm in
den Kulissen großer Western

Titel Der Schatz im Silbersee
Drehbuch Harald G. Petersson
nach einer Erzählung von Karl May
Regie Harald Reinl, BRD, Frankreich, Jugoslawien 1962
Darsteller

Lex Barker, Pierre Brice, Götz George, Herbert Lom, Karin Dor, Eddi Arent, Marianne Hoppe, Ralf Wolter, Mirko Boman, Sima Janićijević, Jozo Kovačević, Slobodan Dimitrijević, Branko Špoljar, Ilija Ivezić, Vladimir Medar, Sime Jagarinec, Milivoj Stojanović, Velimir Chytil, Antun Nalis, Kasim Cikoš, Milan Marić, Kasim Kucković u.a.

Genre Western, Abenteuer
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
14. Dezember 1962
Inhalt

Der Apachen-Häuptling Winnetou und sein Blutsbruder Old Shatterhand untersuchen einen Überfall auf eine Postkutsche, bei dem der Vater von Fred Engel ums Leben kam und seine Schatzkarte vom berüchtigten Banditenboss Colonel Brinkley entwendet wurde. Zu dieser Karte gibt es allerdings noch einen zweiten Teil, den die Banditen benötigen, um den sagenumwobenen Indianerschatz im Silbersee zu bergen.

Also machen sich Winnetou und Old Shatterhand gemeinsam mit Fred Engel, Sam Hawkens und Gunstick Uncle auf den Weg zur Farm von Patterson, wo der restliche Teil der Karte versteckt ist. Dort angekommen werden sie von Brinkley überrascht, der von dem Plan der drei Wind bekommen hat.

Winnetou und seine Freunde können dem Angriff standhalten und machen sich von nun an selber auf den Weg zum Silbersee. Brinkley hat es inzwischen geschafft, die Utah-Indianer gegen Winnetou und sein Gefolge aufzubringen. Er und Old Shatterhand geraten zwischen die Fronten …

Was zu sagen wäre

Das Westerngenre gebiert in den USA alle paar Jahre große Filme. Allein der große John Ford hat eben erst mit Der Mann, der Liberty Valance erschoss die Abenteuer der Final Frontier mit aktueller Politik verknüpft und erst vor wenigen Jahren mit Der schwarze Falke das Genre für subtile Charakterstudien geöffnet, da kommt eine deutsche Produktionsfirma auf die Idee, ein Westernabenteuer des guten alten Onkel Karl May zu verfilmen. ist das nicht schon in den 20er und 30er Jahren schief gegangen und in Vergessenheit geraten? Die Erwartungen auf den "Schatz im Silbersee" waren, auch nach den Erfahrungen mit den beiden orientalischen Karl-May-Verfilmungen vor ein paar Jahren nicht sehr hoch. Und dann werden sie weit übertroffen.

Produzent Horst Wendlandt hat tief in den Geldbeutel gegriffen, sogar internationale Stars wie Herbert Lom und Lex Barker geholt, und Regisseur Harald Reinl zeigt, was er von seinen Vorbildern jenseits des Atlantik gelernt hat: verlässliche, ihrer Ehre verpflichtete Helden, prachtvolle Panoramen aus dem visuell noch wenig bekannten Jugoslawien, gestreckten Galopp einer ganzen Horde von Reitern, dem eine sehr dynamische Kamera mühelos durch die Prärie folgt und eine Filmmusik, die Komponist Martin Böttcher zwischen europäischer Lagerfeuerromantik und exotischem Abenteuer als Ohrwurm anlegt. Plakatmotiv: Der Schatz im Silbersee (1962) In diesem Film steckt Feuer, aber verzichtet nicht auf die notwendige Portion Süßlichkeit, die hierzulande die großen Erfolge an der Kinokasse der vergangenen Jahre garantiert hat. "Der Schatz im Silbersee" ist die deutsche Fassung eines Westernabenteuers à la US.

Die beiden Helden, Winnetou und Old Shatterhand, sind über jeden Zweifel erhaben edel. Der junge französische Darsteller Pierre Brice spielt Winnetou ohne überflüssige Worte als erfahrenen Fährtenleser und zuverlässigen Freund; als Häuptling der Apachen, der er im Hauptberuf ist, tritt er nicht in Erscheinung. Lex Barker, Anfang der 50er Jahren in fünf Tarzan-Filmen zu Weltruhm gelangt und danach dieses Image nie wieder los geworden, spielt den Old Shatterhand als eine Art Kopie seines "Lederstrumpf: Der Wildtöter", den er 1957 in den USA gespielt hat – mit fransigem Lederwams und Zaubergewehr. Und ohne Hut. ich kann nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, aber Barker könnte der erste Westernheld ohne obligatorischen Hut sein. Ihnen gegenüber spielt Herbert Lom (El Cid – 1961; Spartacus – 1960; "Krieg und Frieden" – 1956) den Schurken so, wie wir uns einen Schurken vorstellen: kaltherzig, gierig, mit Wut im Bauch und Mordlust im Auge. Meist trifft diese Mordlust die eigenen Männer, was insofern verständlich ist, als dass diese Bande von Trinkern und Taugenichtsen zu kaum etwas zu gebrauchen ist. Bewachen sie eine wichtige, gefesselte Geisel, können wir sicher sein, dass diese ihren Bewachern entkommt – passiert mehrfach. Und stehen sie endlich dem sagenhaften Schatz gegenüber, so groß und schwer, dass selbst alle Bandenmitglieder gemeinsam ihn nur schwer werden abtransportieren können, bringen sie sich aus lauter Gier lieber gegenseitig um, als den unermesslichen Reichtum zu teilen.

Diese spezielle Wirkung des Goldes auf Menschen zieht sich durch den ganzen Film. Von den Helden ist eigentlich niemand scharf auf den Schatz im Silbersee. Fred Engel, dessen Vater wegen des Schatzes eben sein Leben verloren hat, bezweifelt gleich zu Beginn, dass dieses Gold irgendwas Gutes bewirken könnte. Das ist die Botschaft dieses kraftvollen bunten Abenteuers: Der wahre Schatz sind Freundschaft und Vertrauen zueinander. Das glänzende Gold bringt letztlich nur den Tod.

Mit dem guten alten Onkel Karl May hat der Film dann nur die völkerverständigende Grundhaltung im Abenteuer gemein. Der Film nimmt die Buchvorlage lediglich als Ideenreservoir. Die Handlung ist anders, Romanfiguren verschwinden, dafür tritt Sam Hawkens auf, den es im Roman nicht gibt. Fred Engel und Ellen Patterson sind im Buch Kinder, im Film das dramaturgisch notwendige junge Liebespaar, das eine stark geschminkte Karin Dor und Götz George mit beeindruckendem nackten Oberkörper spielt.

"Der Schatz" im Silbersee" kann mit den John-Ford-Klassikern nicht konkurrieren. Er ist aber ein prachtvolles Abenteuer, das den Vergleich mit so manch anderer Pferdeoper aus den USA nicht scheuen muss, und das zu einem Klassiker des deutschen Films geworden ist.

Wertung: 6 von 7 D-Mark
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