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Plakatmotiv: Der Ölprinz (1965)

Nichts Neues in Karl-May-Land. Das ist
wohltuend und melancholisch zugleich

Titel Der Ölprinz
Drehbuch Fred Denger & Harald Philipp
nach Motiven aus dem gleichnamigen Roman von Karl May
Regie Harald Philipp, BRD, Jugoslawien 1965
Darsteller

Stewart Granger, Pierre Brice, Harald Leipnitz, Macha Méril, Terence Hill (als Mario Girotti), Walter Barnes, Antje Weisgerber, Milan Srdoc, Gerd Frickhöffer, Veljko Maricic, Dusan Janicijevic, Slobodan Dimitrijevic, Davor Antolic, Zvonimir Crnko, Milivoje Popovic-Mavid u.a.

Genre Western, Abenteuer
Filmlänge 89 Minuten
Deutschlandstart
25. August 1965
Inhalt

Der "Ölprinz" will dem Bankier Duncan eine gefälschte Ölquelle andrehen. Dabei steht ihm allerdings ein Treck Siedler im Wege, die sich ausgerechnet in der Gegend niederlassen wollen. Der Ölprinz lässt den Scout der Siedler durch ein Mitglied der Finders-Bande austauschen. Diesem kommen Old Surehand und Winnetou auf die Spur und können den Treck warnen.

Winnetou überzeugt den Navajo-Häuptling Nitsas-ini von der friedlichen Natur der Siedler, und der lässt sie mit Old Wabble als Führer ungehindert durch sein Gebiet zu einem Zwischenstopp an den Chinla-River ziehen.

Auf dem Weg zu den Utahs wird Old Surehand von den Finders-Banditen in eine Falle gelockt, aus der ihn Winnetou allerdings retten kann. Am Chinla-River machen sich die Siedler, unter ihnen die Witwe Ebersbach, der Kantor Hampel, der Falschspieler Richard Forsythe und der zwielichtige Geschäftsmann Bergmann, für eine Übernachtung bereit, als die Finders-Banditen angreifen. Durch die rechtzeitig eintreffenden Winnetou und Old Surehand kann der Angriff aber abgewehrt werden.

Nachdem der Überfall nicht geklappt hat, lässt sich der Ölprinz etwas Neues einfallen. Er ermordet den Sohn des Häuptlings Mokaschi und macht bei den Indianern dafür die Siedler verantwortlich …

Was zu sagen wäre

Wir werden nicht enttäuscht: Es ist alles wie immer und es gibt keine Überraschungen. Lex Barker ist gerade verhindert, der steht für die konkurrierende Artur-Brauner-Produkton Durchs wilde Kurdistan vor der Kamera. Die deutschen Großproduzenten Brauner und Horst Wendlandt werfen ja zurzeit einen Karl-May-Film nach dem anderen auf den Markt, der eine die exotischen Abenteuergeschichten, der andere die Westerngeschichten und als Kinogänger kommt man bald mit den immer gleichen Situationen aus unterschiedlichen Filmen leicht durcheinander. Im vorliegenden Fall macht es die Abwesenheit von Lex Barker insofern einfacher, als wir dann die Szenen dieses Films gerade noch mit Unter Geiern durcheinander bringen können, dem andern Film, in dem Stewart Granger den Old Shurehand spielt.

Wieder suchen arme, aber herzensgute Siedler im Indianergebiet einen Platz zum Leben. Wieder gibt es einen Ultraschurken, der für Geld über einen Berg von Leichen geht – den übrigens wird man nicht durcheinanderbringen: Harald Leibnitz als schurkischer "Ölprinz" ist ein großartig finsteres Arschloch, das einem überhaupt nicht leid tut, als die Indianer ihn am Ende mit sich nehmen, um ihm „50 Tode“ zu bereiten. Plakatmotiv: Der Ölprinz (1965) Wieder machen diese Schurken allerlei schurkische Pläne, aber wieder sind Winnetou und Shurehand, wie in der Fabel vom Hasen und dem Igel, immer einen Schritt schneller. Innerhalb der Siedlergruppe gibt es die üblichen Konstellationen. Ein junges Mädchen, etwas genervt, weil ihm unablässig drei pubertierende Halbwüchsige hinterher steigen, bis Mario Girotti auftaucht (der später als Terence Hill zu europäischer Berühmtheit gelangt), ein Falschspieler und erpresster Verräter, der aber schnell vom Saulus zum Paulus wird. Es gibt die Witwe und einen bärbeißigen, freundlichen Siedler, der ihr ungelenk den Hof macht. Und es gibt den Bruder der Witwe, den Kantor Hampel, gespielt von Heinz Erhardt. Der füllige Komiker ist eine erfrischende Neuerung im Kosmos der Karl-May-Verfilmungen, in denen sonst abwechselnd Ralf Wolter, Eddie Arent oder Chris Howland den Part des komischen Sidekick übernehmen. Erhardt spielt den Kantor in gewohnter Erhardt-Manier als der Welt entrückten Organisten, der eine große Oper über den Siedlertreck komponiert und sich von keinem Überfall aus der Ruhe bringen lässt: „Luther sagte Und wüsste ich, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.

Der eigentliche Sidekick ist – nach Unter Geiern – auch hier wieder Old Wabble, der Partner, Reisebegleiter, Wasauchimer von Old Shurehand. Eine Type, die sich für unschlagbar hält, dabei nichts richtig macht und also dauernd für Gefahr sorgt. Offenbar braucht Surehand ihn zur Befriedigung seiner Eitelkeit, damit er immer einen an seiner Seite hat, dem er zeigen kann, wie sehr er der Allergrößte ist; neben Winnetou natürlich. Auch die beiden, der Apachenhäuptling und der Trapper sind Brüder, wie Winnetou mehrfach bekräftigt, sie vertrauen sich blind, „Winnetou konnte nicht glauben, dass sein Bruder zu spät kommt!“ und Stewart Grangers burschikos ankumpelnde Superman-der-Prairiehaftigkeit, die er der Figur unter die Lederweste zaubert, tut dem ehrbaren Gehabe der Männerfreundschaft – im Vergleich zu Lex Barkers edel-steifem Old Shatterhand – zwischen dem weißen und dem roten Mann richtig gut.

Nichts groß Neues also in der Prairie der Karl-May-Verfilmungen, von denen es so viele am Stück gibt, dass als Qualitätsmerkmal hier schon reicht, dass er um Längen unterhaltsamer ist, als die exotischen May-Verfilmungen mit Aztekenschätzen und balkanesischen Schurken. Dass es nichts Neues in der Karl-May-Verfilmung mehr gibt, heißt aber auch, dass der Zenit der Kinofilme nach Motiven von Karl May offenbar erreicht, vielleicht schon überschritten ist. Aber die Legende lebt weiter.

Wertung: 5 von 7 D-Mark
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