Der rätselhafte Mord an Lord Curtain, einem der reichsten Männer Londons, ist der Auftakt zu einer Mordserie, der nacheinander die Erben seines stattlichen Vermögens zum Opfer fallen. Weil an den Schauplätzen der mysteriösen Bluttaten die Visitenkarte des Hexers liegt, kommt dieser höchstpersönlich aus Australien zurück nach England, um seine Unschuld zu beweisen und die wirklichen Schuldigen zur Strecke zu bringen.
Obwohl Inspektor Wesby nicht sonderlich davon begeistert ist, will er mit dem Hexer zusammenarbeiten …
Heinz Drache ist geblieben, Joachim Fuchsberger als Inspector Higgins auf ausgedehnter Hochzeitsreise aus dem Edgar-Wallace-Kosmos entschwebt. Wobei sich der Edgar-Wallace-Kosmos hier auf ein paar Figuren beschränkt. Erstmals liegt hier keine Romanvorlage von Edgar Wallace im engeren Sinne vor. Herbert Reinecker hat nur den Titel der Vorlage behalten, die Geschichte für seinen Film aber frisch erfunden.
Der Stern des Edgar-Wallace-Kinos sinkt. Besser als mit dem "Gasthaus an der Themse" und dem Hexer wurden die Einspielergebnisse nicht mehr. Also versuchen die Produzenten es mit einer Zweitverwertung. Für die dreht Reinecker das Bekannte auf den Kopf: Arthur Milton soll Scotland Yard bei der Jagd nach einem Mörder unterstützen, der nach und nach eine Familie auslöscht. Ist es Rache? Gibt es ein lukratives Testament? Das Motiv bleibt ein Rätsel, Probleme werden mit Kalauern gelöst; wenn der "Hexer" über der Lektüre des Romans "Neues vom Hexer" einschläft und von Butler Finch geweckt wird, antwortet der auf die Frage „Wo sind wir?“ „Seite 89, Sir!“ „Na, dann wird es höchste Zeit.“ Weil es der Handlung an Geheimnis fehlt, werden die Nebenfiguren aktiver. Margie Fielding etwa, eine Nichte des Toten, mischt bei der Ermittlungsarbeit eifrig mit, weiß früh mehr als andere und gilt doch, weil Flirtziel des Kommissars – wenn auch diesmal mit schwarzem Haar – als nicht verdächtig. Arthur Milton wird in die Polizeiarbeit eingespannt, geht aber seine eigenen Wege und fördert das Durcheinander beim Zuschauer. Das Versteckspiel bleibt Grundlage des ganzen Spiels.
Wieder treiben Reinecke und Vohrer ein Spiel mit Masken und Verkleidungen. Hier ist das Kino wieder ganz Theater, das ja ein einziges Spiel mit der Verkleidung ist. Dennoch kommt echte Spannung nur einmal auf, nämlich als der junge Charles sich ein Verlies mit mehreren frei laufenden Tigern teilt. Sind die Tiger sediert? Wie locker der – einarmige – Junge mit den Tieren umgeht. Da war die Anspannung hinter der Kamera wahrscheinlich sehr groß. Später liest man, Teddy Naumann, der den Charles spielt, ist der Sohn des Dompteurs Heinz Naumann. Aber das mörderische Familiendrama im angemessen verwitterten Gemäuer bleibt diesmal ohne Spannung. Viele Großaufnahmen erschrockener Gesichter, schnelle Zooms, schriller Musikeinsatz; da ist alles Wollen, aber nur wenig Erreichen.
So schaut man diesem Edgar-Wallace-Stück, das kein Edgar-Wallace-Stück ist, zu und freut sich an den bekannten Figuren – „Setzen Sie sich!“ „Ah, Louis XVI (gesprochen Seize)“ „Nicht Seize. Setzen.“ –, dem Spaß mit Masken, den fast schon Familie gewordenen Edgar-Wallace-Schauspielern und denkt sich am Ende, naja, hätt' auch schlimmer kommen können.
Edgar Wallace im Kino
Als Edgar-Wallace-Filme werden Filme bezeichnet, die auf Werken des britischen Schriftstellers Edgar Wallace beruhen.
Zugleich steht die Bezeichnung für den Kriminalfilm des deutschsprachigen Unterhaltungskinos der 1960er Jahre. Die Rialto-Film schuf mit der dänischen Produktion Der Frosch mit der Maske (1959) eine eigenständige deutsche Spielart dieses Filmgenres, deren Erfolg eine regelrechte Serienproduktion einläutete, die zahlreiche Nachahmer auf den Plan rief. Den Abschluss fand die Serie mit der italienisch-deutschen Produktion "Das Rätsel des silbernen Halbmonds"(1972), die kaum mehr etwas mit dem ursprünglichen Stil gemein hatte.
- Der Frosch mit der Maske (1959)
- Der rote Kreis (1960)
- Der Rächer (1960)
- Die Bande des Schreckens (1960)
- Der grüne Bogenschütze (1961)
- Die toten Augen von London (1961)
- Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961)
- Der Fälscher von London (1961)
- Die seltsame Gräfin (1961)
- Das Rätsel der roten Orchidee (1962)
- Die Tür mit den 7 Schlössern (1962)
- Das Gasthaus an der Themse (1962)
- Der Fluch der Gelben Schlange (1963)
- Der Zinker (1963)
- Der schwarze Abt (1963)
- Das indische Tuch (1963)
- Todestrommeln am großen Fluss (1963)
- Zimmer 13 (1964)
- Die Gruft mit dem Rätselschloss (1964)
- Der Hexer (1964)
- Das Verrätertor (1964)
- Sanders und das Schiff des Todes (1965)
- Neues vom Hexer (1965)
- Der unheimliche Mönch (1965)
- Das Rätsel des silbernen Dreieck (1966)
- Der Bucklige von Soho (1966)
- Das Geheimnis der weißen Nonne (1966)
- Die blaue Hand (1967)
- Der Mönch mit der Peitsche (1967)
- Der Hund von Blackwood Castle (1968)
- Im Banne des Unheimlichen (1968)
- Der Gorilla von Soho (1968)
- Der Mann mit dem Glasauge (1969)
- Das Gesicht im Dunkeln (1969)
- Der Teufel kam aus Akasava (1971)
- Die Tote aus der Themse (1971)
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1972)
- Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1972)