Eine rätselhafte Unfallserie, bei der immer nachts, immer bei Nebel, schwerreiche Männern aus dem Ausland in die Themse stürzen und ertrinken, bringt Inspektor Larry Holt von Scotland Yard dazu den Fall in die Hand zu nehmen, denn er glaubt, dass es sich bei allen Unfällen um Mord handelt.
Bald schon entdeckt er, dass alle Opfer Verträge bei derselben Versicherungsanstalt, der Greenwich-Insurance-Company, über sehr hohe Versicherungssummen unterschrieben hatten. Dies bringt ihn auf die Fährte der "toten Augen von London", einer ehemaligen Verbrecherbande und deren Anführer, den "blinden Jack".
Die "toten Augen von London" treiben wieder ihr Unwesen in Englands Hauptstadt und mit Hilfe seines Assistenten Inspektor Sunny Harvey und der einstigen Blindenpflegerin Nora Ward kommt Inspektor Holt auf die Spur der Bande, die er in einem Blindenheim unter der Leitung Reverend Dearborns vermutet …
Wenn gleich in der ersten Szene sich Ady Berber aus dem nächtlichen Nebel an der Themse schält, ist der Ton dieses Films gesetzt: Horror schleicht durch die Nacht. Berber als der "blinde Jack" trägt weiße Haftschalen im äuge und ist über und über behaart. Im nächtlichen Nebel, in dem er gleich einen Mord begeht, ist zunächst nicht zu erkennen, ob wir es nicht vielleicht mit einem Werwolf zu tun haben.
Joachim Fuchsberger, mit seinem dritten Einsatz schon eine versierte Edgar-Wallace-Kraft, ermittelt als Inspector Larry Holt und kommt einem perfiden Mordplan auf die Schliche, nachdem bei einer Leiche ein Fetzen Papier in Blindenschrift gefunden wurde. Um diese zu übersetzen, stellt ihm sein Assistent, der leidenschaftlich strickende Sunny Harvey – Eddie Arent diesmal als Mann von Scotland Yard –, Nora Ward vor, die die Blindenschrift lesen kann. Auch in diesem Edgar-Wallace-Film ist schnell klar, dass Holt sein Mädchen bekommt, bald schon strickt Assistent Sunny zwei Babyleibchen, eins in blau, eins in rosa.
Es sind zwielichtige, bösartige Machenschaften, die Holt nach und nach aufdeckt, ein London, das von oben bis unten von Mordlust durchseucht ist, von einer Versicherungsagentur mit fragwürdig beleumundeten Klienten bis zu einem Heim für blinde Männer, aus denen grausame Gestalten kommen. Dabei ist vieles nicht so, wie es zunächst scheint, die Geschichte schlägt mehrere Haken, bei denen ach mal ein Hauptverdächtiger tot auf der Müllhalde endet. Gegenüber dem Vorgänger Der grüne Bogenschütze schraubt Vohrer den Humor in seinem Film deutlich zurück, gruseln ist angesagt. entsprechend sind die Morde und die Kamera, die diese in hartem Schwarzweiß abbildet.
So gruslig der Schwarzweiß-Krimi ist, so bunt plötzlich der Vorspann: Erstmals ist der Vorspann eines Edgar-Wallace-Films in Farbe – farbige Schrift auf schwarz weißen Bildern – gestaltet.
Neben einigen in der Reihe bereits etablierten Schauspielern, darunter Joachim Fuchsberger in seiner dritten Rolle als Ermittler, sah man erstmals Karin Baal, Ann Savo, Adi Berber, Rudolf Fenner, Hans Paetsch und Dieter Borsche in einem Edgar-Wallace-Film. Diese waren später noch in anderen Filmen der Reihe zu sehen. Auch Klaus Kinski spielte zum ersten Mal in einer Wallace-Adaption der Rialto Film mit. Am 22. Februar 1961, wenige Wochen vor dem Kinostart von "Die toten Augen von London", widmete Der Spiegel dem bis dahin nur einem Fachpublikum bekannten Schauspieler einen Titelbeitrag, was für den Film einen unerwarteten Werbeeffekt hatte. Sein Debüt in den Wallace-Filmen gab Kinski jedoch schon in der Kurt Ulrich-Produktion Der Rächer. Für die Rolle des Scotland-Yard-Chefs Sir Archibald war Ernst Fritz Fürbringer vorgesehen, der diese Rolle bereits in den ersten drei Filmen der Reihe spielte. Wegen seiner Erkrankung wurde die Rolle in Sir John umbenannt und einmalig mit Franz Schafheitlin besetzt.
Edgar Wallace im Kino
Als Edgar-Wallace-Filme werden Filme bezeichnet, die auf Werken des britischen Schriftstellers Edgar Wallace beruhen.
Zugleich steht die Bezeichnung für den Kriminalfilm des deutschsprachigen Unterhaltungskinos der 1960er Jahre. Die Rialto-Film schuf mit der dänischen Produktion Der Frosch mit der Maske (1959) eine eigenständige deutsche Spielart dieses Filmgenres, deren Erfolg eine regelrechte Serienproduktion einläutete, die zahlreiche Nachahmer auf den Plan rief. Den Abschluss fand die Serie mit der italienisch-deutschen Produktion "Das Rätsel des silbernen Halbmonds"(1972), die kaum mehr etwas mit dem ursprünglichen Stil gemein hatte.
- Der Frosch mit der Maske (1959)
- Der rote Kreis (1960)
- Der Rächer (1960)
- Die Bande des Schreckens (1960)
- Der grüne Bogenschütze (1961)
- Die toten Augen von London (1961)
- Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961)
- Der Fälscher von London (1961)
- Die seltsame Gräfin (1961)
- Das Rätsel der roten Orchidee (1962)
- Die Tür mit den 7 Schlössern (1962)
- Das Gasthaus an der Themse (1962)
- Der Fluch der Gelben Schlange (1963)
- Der Zinker (1963)
- Der schwarze Abt (1963)
- Das indische Tuch (1963)
- Todestrommeln am großen Fluss (1963)
- Zimmer 13 (1964)
- Die Gruft mit dem Rätselschloss (1964)
- Der Hexer (1964)
- Das Verrätertor (1964)
- Sanders und das Schiff des Todes (1965)
- Neues vom Hexer (1965)
- Der unheimliche Mönch (1965)
- Das Rätsel des silbernen Dreieck (1966)
- Der Bucklige von Soho (1966)
- Das Geheimnis der weißen Nonne (1966)
- Die blaue Hand (1967)
- Der Mönch mit der Peitsche (1967)
- Der Hund von Blackwood Castle (1968)
- Im Banne des Unheimlichen (1968)
- Der Gorilla von Soho (1968)
- Der Mann mit dem Glasauge (1969)
- Das Gesicht im Dunkeln (1969)
- Der Teufel kam aus Akasava (1971)
- Die Tote aus der Themse (1971)
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1972)
- Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1972)