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Plakatmotiv: Das indische Tuch (1963)

Eine amüsante Mörderjagd
hinter verschlossenen Türen

Titel Das indische Tuch
Drehbuch Harald G. Petersson & George Hurdalek
nach dem gleichnamigen Roman von Edgar Wallace
Regie Alfred Vohrer, BRD 1963
Darsteller

Heinz Drache, Corny Collins, Elisabeth Flickenschildt, Klaus Kinski, Hans Clarin, Hans Nielsen, Gisela Uhlen, Siegfried Schürenberg, Eddi Arent, Richard Häussler, Alexander Engel, Ady Berber, Eberhard Junkersdorf, Wilhelm Vorwerg, Eduard Wandrey u.a.

Genre Crime
Filmlänge 87 Minuten
Deutschlandstart
13. September 1963
Inhalt

Nachdem der alte Lord Lebanon in seinem Schloss Marks Priory während eines Telefongesprächs hinterrücks mit einem indischen Tuch erwürgt wurde, versammelt sich die Erbengemeinde in seinem Schloss. Ungeduldig warten sie auf die Testamentseröffnung. Doch der Verblichene hat eine Bedingung: Die untereinander verfeindete Familie soll sechs Tage und Nächte gemeinsam im Schloss verbringen – dann wird das Testament verlesen. Sollte jemand vorzeitig das Schloss verlassen, verfällt sein Anspruch; dieser wird dann unter den Verbliebenen aufgeteilt.

Nachdem sich die völlig zerstrittene Verwandtschaft mit dem unerfreulichen Inhalt des vorletzten Willens abgefunden hat, unterbricht ein Unwetter die Strom- und Telefonleitung und schneidet das Anwesen von der Außenwelt ab. Kurz darauf wird der erste Erbe erdrosselt – ebenfalls mit einem indischen Tuch. Da sie auf sich allein gestellt sind und kein Polizist im Hause ist, übernimmt Anwalt Tanner die Ermittlungen, die sich zunehmend einfacher gestalten, weil ein Familienmitglied nach dem anderen gewaltsam das Zeitliche segnet …

Was zu sagen wäre

Edgar Wallace goes Agatha Christie. Eine geschlossene Gesellschaft in einem von widrigen Stürmen und Springfluten abgesperrten Schloss und jemand mordet. Man mag sich über den verlesenen „vorletzten Willen“ des Erblassers zunächst wundern. Wenn man allerdings die feine Ansammlung giftiger Nattern kennengelernt hat, die mal eine Familie darstellten, ahnt man die Freude, die es dem Erblasser gemacht haben muss, seine Nachfahren sechs Tage und Nächte zusammenzusperren.

Da ist von der standesbewussten älteren Gräfin bis zum verstoßenen Bastard alles dabei, sogar – horrible dictu – ein Amerikaner. Die sterben nun nacheinander alle weg. Erwürgt jeweils mit einem Halstuch, das der verblichene Hausherr einst aus Indien heim brachte und das gleich zwölf Mal. Keiner der Anwesenden muss also fürchten zu kurz zu kommen. Fortan räumt Butler Bonwit, gespielt natürlich von stolzsteifen Eddie Arent, vor jedem Frühstück und jedem Dinner ein Tischset – Teller, Unterteller, Tasse, Besteck – wieder vom Tisch, weil dessen bisheriger Nutzer sich zu den bereits vorher Erwürgten in der Kapelle gesellt hat. Alfred Vohrer lockert mit solchen Bildideen den morbiden Plot auf, der keine weitere Handlung hat.

Die Gesellschaft wartet sechs Tage auf das Testament. Telefon geht nicht. Rausgehen geht auch nicht, Sturm. Entwicklungen bieten nur die dauernd neuen Toten und die ärgerliche Enttäuschung des Zuschauers, dass sein Verdächtiger schon wieder nicht der Mörder war, weil er jetzt tot ist. Verräterisch wird die Überlegung platziert, dass eine Frau als Täterin nicht in Frage komme, weil Frauen allgemein nicht kräftig genug seien, jemanden zu erwürgen. Auch in dieser Edgar-Wallace-Verfilmung also gilt: Die Frau ist schwach, hat aber wenigstens schöne Beine. Bei der Erkundung eines Geheimganges gelangt Anwalt Tanner in den Kleiderschrank der Cousine x-ten Grades, die im Unterkleid gerade ihre Abendgarderobe zusammensucht. Tanner schaut ihr wohlig lächelnd in den Schritt.

Diesen Tanner spielt Heinz Drache gewohnt schneidig dynamisch, dass man sich heimlich fragt, ob er auch das Streichen eines Butterbrotes am familiären Küchentisch so durchführen würde. Auch Klaus Kinski ist wieder dabei, diesmal als der ungeliebte Bbastart, der in seinem Zimmer eine Büste von Chiko anfertigt, dem Hausfaktotum, wieder sanftmütig gruslig gespielt von Ady Berber, der viel zum Grusel in den toten Augen von London und der Tür mit den 7 Schlössern beigetragen hat.

Um Produktionskosten zu sparen, wurde der Film komplett im Studio gedreht. Im ganzen Film gibt es nur zwei Außenaufnahmen, die auf dem Studiogelände der CCC-Film im Berliner Bezirk Spandau gedreht wurden; eine zeigt einen ehemaligen Wasserturm auf dem Ateliergelände. Auch auf Außenaufnahmen vom Schloss wurde verzichtet, stattdessen wurde eine gemalte Kulisse gefilmt. Diese hermetisch umzingelte Situation kommt dem Film sehr zugute. Sie unterstreicht einerseits das Theaterhafte der Inszenierung, fördert andererseits die Spannung, weil sich auch dem Auge des Zuschauers keine Fluchtmöglichkeit vor dem Mörder mit dem Halstuch bietet.

Wertung: 5 von 7 D-Mark
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