Als die Leiche eines Schmugglers gefunden wird, müssen die Ermittler feststellen, dass das Opfer offenbar mit einer Harpune ermordet wurde – das Markenzeichen des Serienkillers "Hai", der nach seinen Taten durch die Londoner Kanalisation entkommt.
Scotland Yard und der Inspektor Wade haben nur eine gute Fährte: die Hafenkneipe "Mekka" und ihre undurchsichtige Besitzerin Nelly Oaks …
Alfred Vohrer hat mit Edgar-Wallace-Verfilmungen mittlerweile Erfahrung, "Das Gasthaus an der Themse" ist seine dritte nach den toten Augen von London und Die Tür mit den 7 Schlössern. Also erlaubt er sich eine Neuerung: „Hallo! Hier spricht Edgar Wallace!“, raunt am Anfang eine Stimme – ist Vohrers Stimme – und begrüßt damit die Fans, die sehnsüchtig auf den nächsten Wallace-Film warten. Und sie werden gut bedient.
Nebel wabert über dem nächtlichen Hafen von London, als ein vermeintlich unbescholtener Bürger im Ruderboot von einem Mann in Taucheranzug mit einer Harpune erschossen wird. Ein Mörder namens "Hai" reibt sein Unwesen, wie wir schnell erfahren, und dass er in unpraktischem Taucheranzug auftritt, was ihn zunächst zu einem Verwandten des Frosch mit der Maske oder des grünen Bogenschützen macht, erklärt Inspector Wade alsbald damit, dass der "Hai" durch die Kanalisation tauchend entkommt.
Inspector Wade von der Flusspolizei wird von Sir John von Scotland Yard angeworben, nachdem dessen eigenen Leute bei der Jagd auf den "Hai" offenbar kläglich versagt haben. Nach Heinz Draches Gastspiel in der Tür mit den 7 Schlössern ist Joachim Fuchsberger zurück am Wallace-Set. und er hat nichts verlernt. Es dauert keine drei Minuten, da Machtb er der gerade 18 Jahre alt gewordenen Nichte der dubiosen Barbesitzerin den Hof. Am Ende küssen sie sich – selbstverständlich, möchte man ausrufen. Elisabeth Flickenschild spielt die Barbesitzerin Nelly Oaks, stets elegant gekleidet mit mehrreihiger Perlenkette und undurchschaubarem Habitus. Sie führt das titelgebende Gasthaus an der Themse, das allerdings, anders, als der Begriff "Gasthaus" vermuten ließe, lediglich eine üble Kaschemme für rauflustige Matrosen und abgehärtete Mädchen ist. Eddie Arent ist diesmal Barnaby, ein mehrfach unfreiwilliger Zeuge, der im Ruderboot für eine elitäre Regatta trainiert, für die er denkbar untauglich erscheint. Die überraschendste Rolle im Kosmos der Edgar-Wallace-Dauerschauspieler hat diesmal Klaus Kinski als fragwürdiger Import-Export-Makler für Gewürze.
Neben dem üblichen Personal im Edgar-Wallace-Kino wartet die Regie auch mit Standards im Bild auf. Dauernd wabert Nebel über London, Augen mit scheckgeweiteten Pupillen werden in Großaufnahme aufgerissen; die schönste Aufnahme diesmal sind drei paar Polizeibeine, die einen Flur entlang schleichen, weil deren Besitzer einen Einbrecher überraschen wollen. Dann fällt dem hinteren Beinpaar scheppernd der Schlagstock aus der Hand. Es gibt geheime Gänge im Keller und Gucklöcher in der Wand zum heimlichen Spionieren.
Der Film ist ein Kammerspiel. Es gibt verschiedene Schauplätze – das Büro von Scotland Yard, eine Arztpraxis, Kajüten an Bord eines Frachters. Aber das meiste spielt sich im Gasthaus "Mekka" mit seiner schmiereigen Bar, dem vergiften Keller und den besoffenen Matrosen ab. Dort braut sich eine Kriminalgeschichte zusammen, die lange Zeit unklar ist und ziellos wirkt, bis ein Beteiligter lang zurückliegende Todesfälle in schwerreicher Umgebung erwähnt. Ab hier rätselt der erfahrene Wallace-Zuschauer, wer mit wem wie durch was zusammenhängt. Um es ihm etwas zu erschweren, schickt Alfred Vohrer noch eine Fuhre Nebel über die Leinwand.
Edgar Wallace im Kino
Als Edgar-Wallace-Filme werden Filme bezeichnet, die auf Werken des britischen Schriftstellers Edgar Wallace beruhen.
Zugleich steht die Bezeichnung für den Kriminalfilm des deutschsprachigen Unterhaltungskinos der 1960er Jahre. Die Rialto-Film schuf mit der dänischen Produktion Der Frosch mit der Maske (1959) eine eigenständige deutsche Spielart dieses Filmgenres, deren Erfolg eine regelrechte Serienproduktion einläutete, die zahlreiche Nachahmer auf den Plan rief. Den Abschluss fand die Serie mit der italienisch-deutschen Produktion "Das Rätsel des silbernen Halbmonds"(1972), die kaum mehr etwas mit dem ursprünglichen Stil gemein hatte.
- Der Frosch mit der Maske (1959)
- Der rote Kreis (1960)
- Der Rächer (1960)
- Die Bande des Schreckens (1960)
- Der grüne Bogenschütze (1961)
- Die toten Augen von London (1961)
- Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961)
- Der Fälscher von London (1961)
- Die seltsame Gräfin (1961)
- Das Rätsel der roten Orchidee (1962)
- Die Tür mit den 7 Schlössern (1962)
- Das Gasthaus an der Themse (1962)
- Der Fluch der Gelben Schlange (1963)
- Der Zinker (1963)
- Der schwarze Abt (1963)
- Das indische Tuch (1963)
- Todestrommeln am großen Fluss (1963)
- Zimmer 13 (1964)
- Die Gruft mit dem Rätselschloss (1964)
- Der Hexer (1964)
- Das Verrätertor (1964)
- Sanders und das Schiff des Todes (1965)
- Neues vom Hexer (1965)
- Der unheimliche Mönch (1965)
- Das Rätsel des silbernen Dreieck (1966)
- Der Bucklige von Soho (1966)
- Das Geheimnis der weißen Nonne (1966)
- Die blaue Hand (1967)
- Der Mönch mit der Peitsche (1967)
- Der Hund von Blackwood Castle (1968)
- Im Banne des Unheimlichen (1968)
- Der Gorilla von Soho (1968)
- Der Mann mit dem Glasauge (1969)
- Das Gesicht im Dunkeln (1969)
- Der Teufel kam aus Akasava (1971)
- Die Tote aus der Themse (1971)
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1972)
- Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1972)