An einem Bahndamm in der Nähe des Landsitzes von Sir Robert Marney, Mitglied des britischen Unterhauses, wird eine Frau mit einem Rasiermesser ermordet. Kurz darauf bekommt Marney Besuch von dem Unterweltler Joe Legge. Vor Jahren hatte Marney ihm geholfen, sich nach einem Überfall ins Ausland abzusetzen.
Legge verlangt von Marney, ihm bei einem Eisenbahnüberfall zu helfen. Ansonsten werde die Tochter Marneys, Denise, ermordet. In seiner Verzweiflung heuert Marney den Privatdetektiv Johnny Gray an.
Am nächsten Abend wird in einem ominösen Nachtclub eine Stripteasetänzerin mit einem Rasiermesser ermordet. In diesem Nachtclub tagt zur selben Zeit Joe Legge mit seiner Bande und auch Marney findet sich dort ein. Die Ganoven wollen Marneys Schloss als Unterschlupf benutzen.
Johnny Gray ermittelt zusammen mit Sir John von Scotland Yard im Falle der Morde. Gray ahnt nichts davon, dass Legge einen Geldtransporter der Bahn überfallen will …
Ein altes, unübersichtliches Schloss. Ein geheimnisvoller Rasiermesser-Mörder. Nebelschwaden. Ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit strahlt in die Gegenwart aus. Und eine Gangsterbande plant einen Überfall auf dem Liverpool Postzug, in dem Millionen Pfund transportiert werden. Fast ein bisschen viel für einen Edgar-Wallace-Film (s.u.), in dem normalerweise Schloss, Nebel, Mörder und ein dunkles Geheimnis für Spannung und Eddie Arend für komische Momente sorgt, aber nicht auch noch ein zweites, nun ja, Handlungsgleis.
Die produzierende Rialto-Film von Horst Wendland ist von der Aktualität überrollt worden. Ursprünglich war geplant, Ende 1963 „Der Safe mit dem Rätselschloss“ in die Kinos zu bringen. Dann fand am 8. August 1963 aber der legendäre Raub auf den Postzug London-Glasgow statt, der weltweit Schlagzeilen machte. Das "Rätselschloss" wurde verschoben. Der Journalist und Regisseur Will Tremper wurde beauftragt, ein schon vorliegendes Drehbuch von Heinz Oskar Wuttig nach dem Edgar-Wallace-Roman "Zimmer 13" umzuschreiben und einen Postzugüberfall in die Handlung einzuarbeiten. Das macht den Film wirr.
Die Jagd nach dem Rasiermesser-Mörder wird nicht groß ausgearbeitet, immer wieder mal wird einer Frau die Kehle aufgeschlitzt – eine Brutalität, die dieser Verfilmung in den 60er Jahren eine Altersfreigabe erst "ab 18" einbringt, auch verschwindet plötzlich eine der Leichen, bevor die Polizei am Tatort ist, worauf die das Interesse an dem Mörder verliert. Währenddessen planen die Gangster diesen Eisenbahnüberfall, der aber weder spannend in der Vorbereitung noch spektakulär in der Umsetzung ist.
Meistens dreht sich der Film um den Privatdetektiv Johnny Gray und die Tochter des Unterhaus-Mitglieds, Denise Marney, die umeinander kreisen, sie, von Karin Dor meist kreischend oder zumindest ängstlich gespielt, nicht in der Lage, auf der Flucht eine einfache Dachluke zu öffnen. Er immer cool und Gentleman, der besagte Dachluke dann einfach aufklappt. Joachim Fuchsberger spielt ihn als einen Cabriofahrer, der sogar bei Regen mit offenem Verdeck fährt und alle Fäden souverän in der Hand hält – so, wie wir ihn kennen also.
Der wunderbare Siegfried Schürenberg ist als Sir John wieder mit von der Partie und Eddie Arend gibt den erfindungsreichen Kriminaltechniker als Eddie-Arend-Klon. Die fehlende Dynamik des Films versucht Regisseur Harald Reinl mit hektischer Filmmusik von Peter Thomas aufzubringen, was nicht gelingt, weil die Handlung uns selten mitfiebern, meistens nur teilnahmslos den Szenen beiwohnen der Szenen lässt.
Zum vierten und letzten Mal beteiligt sich eine französische Firma an den Produktionskosten eines Wallace-Krimis der Rialto Film. Die Außenaufnahmen fanden zum dritten und letzten Mal in Dänemark statt; unter anderem wurde auf der Insel Seeland, auf Schloss Vallø und dessen Umgebung, in Kopenhagen und dessen Hauptbahnhof sowie in Frederikssund gedreht. Die Innenaufnahmen entstanden in den Studios der CCC-Film im Berliner Bezirk Spandau.
Richard Häussler als Oberschurke Joe Legte und Hans Clarin als Nachtclubbesitzer und armes Würstchen Mr. Igle nahmen mit diesem Film Abschied von der Edgar-Wallace-Reihe. Kai Fischer und Benno Hoffmann hatten jeweils ihren einzigen Gastauftritt in einem Film der Reihe.
Wie bei fast allen bisherigen Edgar-Wallace-Filmen strebte man auch bei diesem Film eine FSK-Freigabe ab maximal 16 Jahren an. Die entsprechenden Schnittauflagen verlangten in diesem Falle jedoch die Änderung der Auflösung und damit ganzer Szenen, weshalb der Film als erster Film der Wallace-Reihe eine Altersfreigabe ab 18 Jahren erhielt. Da die Hauptzielgruppe dem Film dadurch fernblieb, konnte sich der im Vergleich mit seinen Vorgängern wesentlich aufwendiger inszenierte Film nicht zu dem erhofften Erfolg entwickeln.
Edgar Wallace im Kino
Als Edgar-Wallace-Filme werden Filme bezeichnet, die auf Werken des britischen Schriftstellers Edgar Wallace beruhen.
Zugleich steht die Bezeichnung für den Kriminalfilm des deutschsprachigen Unterhaltungskinos der 1960er Jahre. Die Rialto-Film schuf mit der dänischen Produktion Der Frosch mit der Maske (1959) eine eigenständige deutsche Spielart dieses Filmgenres, deren Erfolg eine regelrechte Serienproduktion einläutete, die zahlreiche Nachahmer auf den Plan rief. Den Abschluss fand die Serie mit der italienisch-deutschen Produktion "Das Rätsel des silbernen Halbmonds"(1972), die kaum mehr etwas mit dem ursprünglichen Stil gemein hatte.
- Der Frosch mit der Maske (1959)
- Der rote Kreis (1960)
- Der Rächer (1960)
- Die Bande des Schreckens (1960)
- Der grüne Bogenschütze (1961)
- Die toten Augen von London (1961)
- Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961)
- Der Fälscher von London (1961)
- Die seltsame Gräfin (1961)
- Das Rätsel der roten Orchidee (1962)
- Die Tür mit den 7 Schlössern (1962)
- Das Gasthaus an der Themse (1962)
- Der Fluch der Gelben Schlange (1963)
- Der Zinker (1963)
- Der schwarze Abt (1963)
- Das indische Tuch (1963)
- Todestrommeln am großen Fluss (1963)
- Zimmer 13 (1964)
- Die Gruft mit dem Rätselschloss (1964)
- Der Hexer (1964)
- Das Verrätertor (1964)
- Sanders und das Schiff des Todes (1965)
- Neues vom Hexer (1965)
- Der unheimliche Mönch (1965)
- Das Rätsel des silbernen Dreieck (1966)
- Der Bucklige von Soho (1966)
- Das Geheimnis der weißen Nonne (1966)
- Die blaue Hand (1967)
- Der Mönch mit der Peitsche (1967)
- Der Hund von Blackwood Castle (1968)
- Im Banne des Unheimlichen (1968)
- Der Gorilla von Soho (1968)
- Der Mann mit dem Glasauge (1969)
- Das Gesicht im Dunkeln (1969)
- Der Teufel kam aus Akasava (1971)
- Die Tote aus der Themse (1971)
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1972)
- Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1972)