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Plakatmotiv: Dungeons & Dragons – Ehre unter Dieben (2023)

Etwas wirr, aber doch ein
gelungener Zeitvertreib

Titel Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben
(Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves)
Drehbuch Jonathan Goldstein & John Francis Daley & Michael Gilio
Regie John Francis Daley + Jonathan Goldstein, USA, Kan., UK, Isl., Irl., Austr. 2023
Darsteller

Chris Pine, Michelle Rodriguez, Regé-Jean Page, Justice Smith, Sophia Lillis, Hugh Grant, Chloe Coleman, Daisy Head, Kyle Hixon, Spencer Wilding, Will Irvine, Nicholas Blane, Bryan Larkin, Sarah Amankwah, Colin Carnegie, Georgia Landers, Sophia Nell Huntley, Clayton Grover u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 134 Minuten
Deutschlandstart
30. März 2023
Inhalt

Eigentlich sollte es nur ein einfacher Diebstahl sein, den Barde Edgin, Barbaren-Kriegerin Holga, Zauberer Simon und Fälscher Forge für ihre zwielichtige Auftraggeberin durchführen. Doch bei dem Abenteuer werden Edgin und Holga gefangengenommen und landen für zwei Jahre im Gefängnis im frostigen Eiswindtal.

Nach ihrer Flucht müssen die beiden feststellen, dass sich Forge zum Herrscher über die Stadt Niewinter aufgeschwungen und Edgins Tochter Kira Lügen über ihren Vater eingeflößt hat. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, um Kira zu befreien und außerdem den Fängen des schmierigen Bösewichts ein mächtiges Artefakt zu entreißen. Dafür holen sie nicht nur Simon, sondern auch die gestaltwandelnde Druidin Doric und den furchtlosen Paladin Xenk an Bord.

Doch schon bald stellen sie fest, dass hier mehr auf dem Spiel steht, als das Schicksal von Edgins Familie …

Was zu sagen wäre

Der Trailer zu diesem Film machte visuell eine Menge her: Fantasy-Welten, prächtige Burgen, dunkle Wälder mit auf dem Kopf stehender Unterwelt, dazu fröhlich streitende Helden und beeindruckender Gestaltwandler – ein "Eulenbär" machte im Netz schon Furore, lange bevor der Film angelaufen war. Was nicht klar wurde: Worum soll es denn gehen? Diese Frage ist auch nach dem Film nicht einfach zu behaupten. Man könnte sagen: Ein Vater kämpft um die Liebe seiner Tochter. Darum herum gibt es die Elemente "Witwer mit Schuldkomplex will tote Ehefrau aus dem Jenseits zurückholen", "Hallodri will sich an Ex-Kumpel/Partner rächen" und "Böse Hexen tricksen goldgeilen Usurpator aus, um ihrerseits die Herrschaft an sich zu reißen".

Die Vielzahl der Storyelemente ist eigentlich folgerichtig, basiert der Film doch auf dem gleichnamigen Hasbro-Spiel "Dungeons & Dragons", wo es auch lauter unterschiedliche Szenerien und Rollen zu spielen gibt. Hauptsächlich orientiert sich der vorliegende Film, wie sein Presseheft aufklärt, an der Kampagnenwelt "Forgotten Realms" ("Vergessene Reiche") und das ist wahrscheinlich nicht mal für leidenschaftliche D&D-Spieler von Belang.

Die Geschichte beginnt in dem grausigen Gefängnisturm von Eiswindtal, in dem wir die Gefangenen Edgin und Holga kennenlernen. Edgin, gespielt von Charmebolzen Chris Pine (Wonder Woman 1984 – 2020; Wonder Woman – 2017; Star Trek Beyond – 2016; Jack Ryan: Shadow Recruit – 2014; Star Trek Into Darkness – 2013; Das gibt Ärger – 2012; Unstoppable – Außer Kontrolle – 2010; Star Trek – 2009) ist gut mit Worten, Holga, gespielt von Fast & Furious-Amazone Michelle Rodriguez (Fast & Furious 9 – 2021; Widows – Tödliche Witwen – 2018; Machete Kills – 2013; Resident Evil: Retribution – 2012; Machete – 2010; Avatar – Aufbruch nach Pandora – 2009; Resident Evil – 2002; The Fast and the Furious – 2001) ist gut im Prügeln. In Rückblenden während einer Anhörung zu einer möglichen Begnadigung erfahren wir dann eine groß angelegte Diebesgeschichte mit lauter fremd klingenden Namen, die wir uns nicht merken können, in lauter fremd klingenden Gegenden, die wir uns auch nicht merken können, in denen böse Hexen und ein fieser Verrat wichtige Rollen spielen – und dann sind Edgin und Holga auch schon aus dem Gefängnisturm ausgebrochen.

In der Folge wird viel gewandert und geritten und dabei viel Land durchquert, was in Fantasyromanen aus den 60er und 70er Jahren durchaus zur Grundausstattung gehörte: Die Helden mussten viel Land durchqueren auf der Suche nach ihrem jeweiligen Dings. Nun also sucht Edgin seine Tochter, die bei seinem früheren Kumpel Forge Unterschlupf fand, von dem Edgin zudem ein Artefakt fordert, mit dem er seine getötete Frau ins Leben zurückholen könnte, um seiner Tochter, die Forge ihm sukzessive entfremdet hat, zu beweisen, was er in Wirklichkeit für ein toller Vater … wäre, wäre er nicht auch noch schuld am Tod seiner Frau. Dafür muss ein Team zusammengestellt und nochmal viel geritten werden. Und als dann eigentlich schon der Abspann beginnen könnte, fällt auf, dass die eigentlich Allerbösesten, die Hexen, gerade dabei sind, die schöne Stadt Niewinter unter ihre Kontrolle zu bekommen. Die Hexen spielten bisher kaum eine Rolle, tauchten immer mal auf und verschwanden dann aber auch wieder. Also erlebt der Film doch noch seinen echten Bossfight zum Finale.

Der Schurke bis dahin, Forge, ehemaliger Freund des Helden Edgin, eignet sich nicht so wirklich als düstere Dämonenfigur. Hugh Grant spielt ihn und hat lange nicht mehr so viel gelacht, wie in diesem Film (Glass Onion: A Knives Out Mystery – 2022; The Gentlemen – 2019; Paddington 2 – 2017; Florence Foster Jenkins – 2016; Codename U.N.C.L.E. – 2015; Cloud Atlas – 2012; Tatsächlich… Liebe – 2003; Ein Chef zum Verlieben – 2002; About a Boy oder: Der Tag der toten Ente – 2002; Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück – 2001; Schmalspurganoven – 2000; "Mickey Blue Eyes" – 1999; Notting Hill – 1999; Sinn und Sinnlichkeit – 1995; Plakatmotiv: Dungeons & Dragons – Ehre unter Dieben (2023) Neun Monate – 1995; Der Engländer der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam – 1995; Vier Hochzeiten und ein Todesfall – 1994; Was vom Tage übrig blieb – 1993; Bitter Moon – 1992; "Maurice" – 1987). Der schurkische Forge interessiert sich weder für edle Ritter noch für böse Hexen. Er will einfach nur Reichtümer anhäufen und geht deshalb mit den Hexen einen Deal ein. Das wird aber gar nicht thematisiert. Das ist einfach schon so, als wir dazukommen. Es gibt niemanden, der das raunend in Zweifel zieht, der diesbezüglich böse Vorahnungen beschwört.

Dem Film fehlt das Ziel. die Helden sind, wie man im Rollenspiel-Universum sagt, auf einer Quest, deren Ziel unscharf bleibt, zumal die Figuren, die sich Edgin bei seiner Quest anschließen – ein Zauberer zur Ausbildung, eine Gestaltwandlerin sowie ein edler Recke –, eher grundlos mitquesten. Eher wirkt die Besetzung bei diesem kommerziellen Produkt, als habe man da Sympathieträger wie für eine Boyband geachtet – für jeden Zuschauer und jedes Alter und jedes Geschlecht ein anderer Held. John Francis Daley und Jonathan Goldstein, die Regie führen und auch das Drehbuch geschrieben haben, haben immerhin Einfälle, um die Reise zu den verschiedenen Zielpunkten unterwegs unterhaltsam zu gestalten. Mal müssen über die Zeitzeugen einer hundert Jahre zurückliegenden Schlacht wichtige informationen gesammelt werden. Also werden zahlreiche Gräber geöffnet. Es gibt nämlich einen Zauber, der Tote erweckt, denen man dann fünf Fragen stellen kann. Das tun die Helden ausgiebig, stellen aber nicht immer fünf Fragen, manchmal nur vier – was zur Folge hat, das der seit hundert Jahren tote Feldherr in seinem Grab nun untot in die Ewigkeit auf die fünfte Frage wartet, um wieder tot sein zu können. Es gibt viele solche Ideen – Steine erweisen sich als Walkie Talkies; ein knotiger, alter Gehstock entpuppt sich als interdimensionales Portal, über das die Regisseure erstaunliche Bildideen kreieren. Höhepunkt ist ein fetter Drache. Was macht so ein Drache eigentlich, wenn der jahrhundertelang in seiner Höhle haust? Er setzt Speck an. Das Exemplar in diesem Film ist fett, kann mit seinen Stummelflügelchen kaum mehr abheben und Feuer speien geht auch nicht mehr. Da weiß ich im Kinosessel nicht, ob ich Schadenfreude oder Mitleid haben soll mit dem armen Kerl.

Der Film ohne klare Handlung ist unterhaltsam geschrieben. Es macht Spaß, den angeschlagenen Heldenfiguren dabei zuzusehen, wie sie irgendwann doch noch die Kurve zu innerer Reife kriegen, herrlich alberne Dialoge sprechen, bei denen sie ausschweifend labern und dann, plötzlich, in zwei, drei Worten zu einer Pointe kommen. Jede Figur hat kaum drei Sätze Hintergrundgeschichte. Das reicht völlig, um sie in einem Fantasy-Film auf die Quest zu schicken.

Ein Klassiker wie die Spielvorlagen von Hasbro wird der Film nicht werden. Aber wie so viele Gesellschaftsspiele war auch dieser Film mir ein gelungener Zeitvertreib. Die Produktionskosten für "Dungeons & Dragons: Honor among Thieves" lag bei ungefähr 150 Millionen US-Dollar. International eingespielt hat er bis Mitte Juni 2023 rund 208,2 Millionen US-Dollar. Rechnet man noch die Marketingkosten aufs Produktionsbudget, ist der Film kein wirtschaftlicher Erfolg. Aber womöglich bauen die Paramount-Studios hier gerade für ihren Streamingkanal eine neue Marke auf.

Wertung: 4 von 8 €uro
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