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Plakatmotiv: Florence Foster Jenkins (2016)

Porträt einer grotesken Kunstszene
im Manhattan des Jahres 1944

Titel Florence Foster Jenkins
(Florence Foster Jenkins)
Drehbuch Nicholas Martin & Julia Kogan
Regie Stephen Frears, UK, Frankreich 2016
Darsteller

Meryl Streep, Hugh Grant, Simon Helberg, Rebecca Ferguson, Nina Arianda, Stanley Townsend, Allan Corduner, Christian McKay, David Haig, John Sessions, Brid Brennan, John Kavanagh, Pat Starr, Maggie Steed, Thelma Barlow, Liza Ross, Paola Dionisotti, Rhoda Lewis u.a.

Genre Biografie, Komödie
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
24. November 2016
Inhalt

1944: Eigentlich könnte sich die Millionärin Florence Foster Jenkins zurücklehnen, ihren Reichtum genießen und in Saus und Braus leben, doch sie fühlt sich zu Höherem berufen und strebt deswegen eine Karriere als Opernsängerin an. Zunächst tritt sie nur bei privaten Konzerten an der Seite des talentierten Pianisten Cosmé McMoon und fernab von unabhängigen Kritikern auf.

Das Publikum besteht ausschließlich aus ihr wohlgeneigten Menschen – und das aus gutem Grund: Jenkins singt, obgleich sie das nicht so sieht, furchtbar. Und sie hat einen Traum, der ihrem Manager und Ehemann St. Clair Bayfield ob der zu befürchtenden Blamage Kopfzerbrechen bereitet: Florence Foster Jenkins möchte in der berühmten Carnegie Hall beweisen, dass sie die beste Opernsängerin der Welt ist und verschenkt deswegen tausend Eintrittskarten an Kriegsveteranen …

Was zu sagen wäre

Gesang, mit Leidenschaft vorgetragen, ist, egal wie gut oder schlecht, immer noch Gesang. Entscheidend ist die Leidenschaft hinter der Stimme. Leidenschaft fürs Singen kann man Florence Foster Jenkins wahrlich nicht absprechen. Nur trifft sie halt keinen einzigen Ton. Ihre Arie der Königin der Nacht aus der Zauberflöte ist ein Trauerspiel, aber das Publikum applaudiert frenetisch. Denn Foster Jenkins ist eine New Yorker Institution, eine sehr reiche Förderin und Mäzenin der schönen Künste in der Welthauptstadt der Kunst. Und als solche hat sie in der Szene viele Freunde, die ihre „wunderbare“ Stimme loben. Foster Jenkins selbst ist es ein wenig peinlich, dass bei anderen die Stimme im alter nachlasse, nur bei ihr werde sie immer besser.

Stephen Frears (The Queen – 2006; High Fidelity – 2000; Mary Reilly – 1996; "The Snapper" – 1993; Ein ganz normaler Held – 1992; Gefährliche Liebschaften – 1988) hat sich an einer wahren Geschichte orientiert. Florence Foster Jenkins' (1868 – 1844) Konzert in der Carnegie Hall ist die am häufigsten aus dem Archiv der Hall nachgefragte Aufnahme. Und sie glaubte wirklich, sie habe eine gute Stimme. Und sie hatte wirklich eine schlechte. Das ist großer Stoff für eine Tragödie. Frears nimmt seine Hauptfigur ernst, gibt sie nicht der Lächerlich preis. Da sei schon die Schauspielerin vor, die sie spielt: Meryl Streep (Im August in Osage County – 2013; Die eiserne Lady – 2011; Julie & Julia – 2009; Von Löwen und Lämmern – 2007; Der Teufel trägt Prada – 2006; Robert Altmans Last Radio Show – 2006; Der Manchurian-Kandidat – 2004; Die Brücken am Fluss – 1995; Am wilden Fluss – 1994; Das Geisterhaus – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992; Jenseits von Afrika – 1985; Der Liebe verfallen – 1984; Kramer gegen Kramer – 1979; Manhattan – 1979; Die durch die Hölle gehen – 1978). Streep spielt die an Syphilis leidende Lady als etwas weltabgewandte, naive ältere Dame, die gewöhnt ist zu bekommen, was sie möchte; nicht mit Strenge und barschem Ton, sondern mit viel Geld und Charme.

Durch die Fährnisse des realen Lebens draußen in den Straßen Manhattans lotst sie ihr ihr treu ergebener Ehemann St Clair Bayfield, der dafür sorgt, dass sich niemand über ihren Gesang lustig macht und sie immer den Applaus und die Kritiken bekommt, die sie braucht – was halt nicht mehr funktioniert, als Florence die Carnegie Hall mietet, eintausend Freikarten an Armeeangehörige verschenkt und die Hall am Abend des Konzerts ausverkauft ist; mit Gästen, die St Clair nicht mit Geld gefügig machen kann. St Clair hat eine Geliebte. die ehe zu seiner geliebten Florence ist „rein platonisch“, nachdem sie sich bei ihrem ersten gatten mit der Syphilis angesteckt hatte. Es wir nicht so ganz klar, ob Florence von der Geliebten weiß, aber sie finanziert ihrem Gatten ein eigenes Appartement. Hugh Grant spielt St Clair (Codename U.N.C.L.E. – 2015; Cloud Atlas – 2012; "Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns" – 2004; Tatsächlich… Liebe – 2003; Ein Chef zum Verlieben – 2002; About a Boy oder: Der Tag der toten Ente – 2002; Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück – 2001; Schmalspurganoven – 2000; Notting Hill – 1999; Sinn und Sinnlichkeit – 1995; Neun Monate – 1995; Der Engländer der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam – 1995; Vier Hochzeiten und ein Todesfall – 1994; Was vom Tage übrig blieb – 1993; Bitter Moon – 1992; "Maurice" – 1987). Er tut das zurückhaltend – seine Liebe zu Florence ist echt, damit auch sein Leiden.

Der Film, der 1944 spielt, ist keine große Ausstattungsorgie, die Kulissen sind einfach gehalten, die Autos der Zeit entsprechend bucklig. Das Bühnenoutfit von Foster Jenkins ist schrill, so wie seine Trägerin. Auch die Kaderarbeit sticht nicht heraus. Das ist ein Film allein für die Schauspieler, die diese skurrilen Figuren wieder zum Leben erwecken. Aber der Film ist weder besonders fesselnd noch dramatisch. wir schauen Meryl Streep dabei zu, wie sie das Phänomen Florence Foster Jenkins spielt und Hugh Grant, wie der ihren Ehemann mit der heimlichen Liebe zum Jazz und der heimlichen geliebten spielt. Schön anzuschauen ist das.

Wertung: 4 von 8 €uro
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