Die Bewohner des walisischen Dorfes Ffynnon Garw waren immer schon stolz auf den Berg vor ihrer Haustür – schließlich der einzige in weiter Umgebung. Bis zu jenem Spätsommertag des Jahres 1917, als zwei elegante Herren auftauchen, sich als Kartographen Ihrer Majestät zu erkennen geben und feststellen, dass dem Berg 16 Fuß fehlen (etwa 4,80 Meter), um wirklich als Berg in den Karten geführt zu werden.
Das können die Leute von Ffynnon Garw nicht auf sich sitzen lassen. Nachdem alle Überredungskunst die Kartographen nicht beindruckt, greifen die stolzen Dörfler tief in die Trickkiste, um die Beamten solange festzusetzen, bis der Hügel um 4,80 Meter gewachsen ist.
Einer dieser Tricks heißt Betty, die Kartograph Anson den Kopf verdreht …
„Wie konnten wir denen noch ins Gesicht sehen, die aus dem Krieg heimkehrten und keinen Berg mehr vorfanden? Während sie gegen die Deutschen kämpften, hatten wir einen Berg an die Engländer verloren.“ Darin steckt das Dilemma der Dorfbewohner, die Fallhöhe des Drehbuchs, der ganze Spannungsbogen: Wie wahren die Waliser ihr Gesicht gegenüber den Engländern. Denn in erster Linie ist diese Komödie eine über die widerstreitenden Eigenarten beider Volksstämme; es lohn, sich den Film in der Originalfassung (ggf. mit Untertiteln) anzusehen, um die sprachlichen, lautmalerischen Gegensätze zwischen Walisern und Engländern zu erleben, die in den nackten Buchstaben der Drehbuch-Dialoge nur angedeutet werden können.
Das Drehbuch beruft sich auf eine authentische Begebenheit, was im Walisischen aber auch heißen mag, dass dem Ganzen eine gut erzählte Geschichte zugrunde liegt, keine historisch belegte Tatsache. Nein, die Elle des historischen Realismus sollten wir nicht anlegen, eher schon den des moralischen. Es stehen sich Waliser und Engländer, Hurenböcke und Kirchenfürsten gegenüber und das mitten in der grandiosen walisischen Landschaft. Die walisische Fremdenverkehrsindustrie reibt sich die Hände wegen spektakulär schöner Landschaftsaufnahmen für den cineastischen Weltmarkt, garniert mit Toppings aus skurrilem Personal.
Das funktioniert gut, weil Christopher Mongers Film in einer Kleinstadt spielt, in der sich das komplexe Leben wie unter einer Lupe sezieren lässt. In diesem Dorf, das dem Drehbuch die Welt bedeutet, tummeln sich ein „Bock“ genannter Pub-Besitzer, zahlreiche gelangweilte Frauen, deren Männer mal im Pub, mal in der Kirche sitzen, aber nie bei ihnen liegen, Kinder die ihren Platz in der Gemeinschaft suchen; dazu liegen der Reverend des Dorfs und der „Bock“ in einem Dauerclinch um Moral gegen Bedürfnis. Darüber ein Berg, der nach geologischen Gesetzmäßigkeiten nur ein Hügel darstellt und dörfliche Charaktere, die sich von Engländern nicht ihren Stolz nehmen lassen.
In dieser Konstellation ist ein dramatischer Spannungsaufbau gar nicht nötig. Auch die schon auf dem Plakat in den Vordergrund gestellte Liebesgeschichte, die erst nach gut einer Stunde überhaupt ihren Anfang nimmt, ist eigentlich keine. Kartograph Anson trifft auf die ihm strategisch zugeführte Betty, was Hugh Grant (Vier Hochzeiten und ein Todesfall – 1994; "Was vom Tage übrig blieb" – 1993; Bitter Moon – 1992) die Gelegenheit gibt, sich schüchtern zu verhaspeln und den unbeholfenen Kavalier zu spielen. Der Film spaziert durch den Ort, blickt mal hierhin, mal dorthin, schaut den freundlichen, lustigen, eitlen Bewohnern auf die Finger. Die spannendste Frage über 90 Filmminuten aber bleibt die, ob aus dem Hügel doch noch ein Berg werden kann. Da an dieser Frage aber keine wirklich existenzielle Sorge hängt, sondern eher Eitelkeit und der Stolz, das einzige Dorf auf der Landkarte mit Berg zu sein, ist auch diese Frage eher beiläufig spannend.
Die skurrile Geschichte soll auf einer wahren Begebenheit beruhen, die sich im Heimatdorf des Regisseurs abgespielt haben soll. Mongers Großvater erzählte diese Legende seinem Sohn und dieser wiederum seinem Sohn, dem Regisseur Christopher Monger.
Der Film konnte im authentischen Dorf Taff's Well nicht realisiert werden, und so suchte Monger nach einem passenden Drehort. Sie wurden in der Ortschaft Llanrhaeadr-Ym-Mochnant fündig und konnten gleich einen Teil der Einwohner als Laiendarsteller verpflichten.