Dominic Toretto hat immer großen Wert auf die Familie um seine Frau Letty, ihren gemeinsamen Sohn Brian, seiner Schwester Mia und seine Mitstreiter Roman und Tej gelegt. Als dann allerdings plötzlich ein weiterer Blutsverwandter von Dom auf der Bildfläche erscheint, sieht das etwas anders aus.
Doms und Mias verschollener Bruder Jakob, ein tödlicher Killer und Dieb, will mit Dom eine Rechnung begleichen und tut sich dafür mit der Cyber-Terroristin Cipher zusammen. Dom steht vor seiner größten Herausforderung. Da kommt es ihm gerade recht, dass er unverhoffte Unterstützung von seinem totgeglaubten Freund Han bekommt, der den Anschlag auf sein Leben offenbar doch überlebt hat.
Dom muss sich nun den Sünden seiner Vergangenheit stellen und sich mit seiner Crew zusammenschließen, um die Weltverschwörung zu stoppen, die von Jakob und Cipher angeführt wird …
Wenn Brüder sich in die Haare kriegen, geht das selten gut aus. Das wusste schon die Bibel, nachdem Kain seinen Bruder Abel erschlagen hatte. Im Franchise der Fast & Furious ist ein Bruderkampf die höchste aller Gemeinheiten, die einem Mann angetan werden kann. In dieser Serie wird schließlich alles zu Familie, was nicht bei drei den Gang eingelegt und das Gaspedal durchgedrückt hat.
Wir erfahren, dass Dominic Toretto einen Bruder hat. Nach seiner Schwester und allerlei in Freundschaft adoptierten Brüdern kommt mit John Cena (Bumblebee – 2018; Dating Queen – 2015) jetzt ein leiblicher Bruder ins Spiel, Jakob, das schwarze Schaf der Familie, dessen größter Traum es ist, dass nach Jahren im Schatten seines großen Bruders Dominic nun eben der den Rest seines Lebens in seinem, Jakobs, Schatten stehen soll. Dafür jagt er ein Dings, mit dem man alle Computer auf der Welt einschließlich aller Chip-betriebenen Geräte ausschalten, umprogrammieren und dann kontrollieren kann; kurz: Jakob strebt die Weltherrschaft an. Naja, okay, das wollte Cipher in Fast & Furious 8 (2017) auch schon und deshalb fliegen im aktuellen Film dann auch zwei aus der Toretto-Clique mit ihrem Auto in den Weltraum, um eine Satellitenwaffe zu zerstören – das geht, weil auf den Wagen ein riesiges Raketentriebwerk geschnallt ist. Man darf in diesem Franchise bloß nicht so genau hingucken. Im Grunde funktionieren diese Filme aus den Warner-Bros.-Studios, wie die MARVEL-Helden von der Disney-Konkurrenz.
Das Fast-&-Furious-Franchise steht für das christliche Familienbild, das spätestens nach der Katastrophe mit Kain und Abel weiß, was zwischen Brüdern gar nicht geht. Und nachdem sich Dwayne Johnson aus der Serie zurückgezogen hat, weil er – so der Studioklatsch – mit der Arbeitsmoral von Vin Diesel nicht klar kommt (Bloodshot – 2020; Fast & Furious 8 – 2017; xXx: Die Rückkehr des Xander Cage – 2017; "Riddick – überleben ist seine Rache" – 2013; "Babylon A.D." – 2008; Find Me Guilty – 2006; Der Babynator – 2005; The Fast and the Furious – 2001; Pitch Black – Planet der Finsternis – 2000; Ri$iko - Der schnellste Weg zum Reichtum – 2000; Der Soldat James Ryan – 1998), braucht Torettos Truppe einen neuen zweiten Muskelmann.
Worum es geht, ist schon seit einigen Filmen nicht mehr wichtig. Die Serie ist ein Hochamt des MacGuffin, der alles bedeutet, nichts entscheidet aber die Figuren in Bewegung hält. Roman und Tej, die beiden Figuren für den Comic Relief in diesen Filmen, debattieren ausgiebig die Frage, ob sie womöglich unverwundbar sind, „bei all dem Scheiß“, den sie in den vergangenen Filmen mitgemacht haben, ohne auch nur einen Kratzer davon zu tragen. Und übrig bleibt: keine Spannung. Die Handlung? Egal. Die Hauptfiguren? Ungefährdet. Bleibt die Action-Choreografie. Die ist witzig, aber deutlich aus dem Computer gezaubert, was ihren Unterhaltungswert schmälert.
"Fast & Furious 9" erstickt am Gewicht des großen Erfolgs der Vorgängerfilme. Fortsetzungen leben davon, das Bekannte zu zementieren und Neues darauf aufzubauen. Die Serie hat vor 20 Jahren begonnen als Crimestory über einen FBI-Mann, der im Milieu illegaler Autorennen recherchiert. Heute fliegen Hauptfiguren in den Orbit, zerstören Satelliten und docken dann an der ISS an. Klar: muss man nicht so ernst nehmen. Aber was soll ich dann noch ernst nehmen? Wo ist da die Spannung, wenn die Story keine Rolle spielt und auch die Figuren keine Höhen und Tiefen mehr haben, alles überleben und längst Begrabene zu neuem Leben erwachen? Marvels Comicstars, die das Kino seit 2008 dominiert haben, haben ihr Ende für 2019 vorbereitet; mit den Avengers geht es, zumindest in der bekannten Version, nicht mehr weiter, obwohl auch in diesem Comic-Kosmos der Tod nicht das Ende sein musste. In Warner-Bros.' Kosmos ächzen sich die Hauptfiguren von Film zu Film und müssen hoffen, dass die Stuntleute noch ein paar pfiffige Ideen für tiefer gelegte Autos, Panzer und Schwertransporter entwerfen. Mehr als seelenlose Aktion ist da nämlich gerade nicht.
Die Fast-&-Furious-Serie im Kino
- The Fast and the Furious (2001)
- 2 Fast 2 Furious (2003)
- The Fast and the Furious: Tokyo Drift (2006)
- Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile. (2009)
- Fast & Furious Five (2011)
- Fast & Furious 6 (2013)
- Fast & Furious 7 (2015)
- Fast & Furious 8 (2017)
- Fast & Furious: Hobbs & Shaw (2019)
- Fast & Furious 9 (2020)
- Fast & Furious 10 (2023)
Fast & Furious 11 (2024)