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Plakatmotiv: Bloodshot (2020)

Comicverfilmung im Pixel-Feuerwerk
mit eindimensionalen Charakteren

Titel Bloodshot
(Bloodshot)
Drehbuch Jeff Wadlow + Eric Heisserer
Regie David S.F. Wilson, USA 2020
Darsteller

Vin Diesel, Eiza González, Sam Heughan, Toby Kebbell, Talulah Riley, Lamorne Morris, Guy Pearce, Jóhannes Haukur, Alex Hernandez, Siddharth Dhananjay, Tamer Burjaq, Clyde Berning, David Dukas, Charlie Bouguenon, Tyrel Meyer u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 109 Minuten
Deutschlandstart
5. März 2020
Website sonypictures.com/bloodshot
Inhalt

Das eigentlich perfekte Leben des erfolgreichen Elite-Soldaten Ray Garrison wird von heute auf morgen wie aus dem Nichts zerstört: Er und seine geliebte Ehefrau werden brutal ermordet. Einer Gruppe ehrgeiziger Militärwissenschaftler um Dr. Emil Harting gelingt es aber, Garrison von den Toten zurückzuholen und ihn dank Nanotechnologie in einen Superkrieger zu verwandeln – eine biotechnische Killermaschine mit immensen Kräften und Fähigkeiten. Außerdem spürt er keinen Schmerz mehr und ist in der Lage, sich nach Verletzungen selbst zu regenerieren, was ihn im Grunde unsterblich macht.

Obwohl Garrison mit weiteren Supersoldaten in einem Spezialteam ausgebildet werden soll, zwingen ihn die stetigen Erinnerungen an seine Frau, auf Rache für ihre Ermordung zu sinnen. Garrison muss aber bald feststellen, dass er nicht mehr frei in seinen eigenen Entscheidungen ist und seine Realität von den Wissenschaftlern manipuliert wurde.

Diese wollen ihn nämlich als willenlose Tötungsmaschine missbrauchen und sind Teil einer groß angelegten Verschwörung …

Was zu sagen wäre

Ein touchier Soldat uns seine ihn liebende Frau werden von einem irren Killer getötet, der Soldat nach seinem Ableben mit Hilfe der Wissenschaft zu neuem Leben, einer Art Leben jedenfalls, erweckt und für fremde Zwecke missbraucht, aber der Wiederbelebte erinnert sich an seine Frau, den irren Killer – und bricht aus seinem Programm aus. Vin Diesel ist eine Art Robocop 3.0 mit familiärem Erbanteilen des Punisher. Der Punisher ist eine Comicfigur, Robocop wäre sicher eine geworden, wenn Filmregisseur und Drehbuchautor Paul Verhoeven nicht schneller gewesen wäre. Und Vin Diesels Figur des Ray Garrison, der zu Bloodshot umgebaut wird, ist auch eine Comicfigur.

Als ich im Kinosessel gerade dabei bin, den Film in die Steven-Seagal-Abteilung abzulegen, weil alles so wahnsinnig nach schon mal gegessen riecht, gibt es einen interessanten Twist, der den Coimichelden in die Riege jener tragischen Helden hebt, die durch die Hölle mussten, um heute als melancholischer Ich-kann-nicht-anders-Held durch die Welt zu streifen. Plakatmotiv (US): Bloodshot (2020) Der Film steigt, wie wir da plötzlich erkennen, gar nicht am Anfang der Geschichte ein; er steigt am Anfang einer Erinnerung der Hauptfigur ein. Das gibt der Figur und dem Film eine dramatische Ebene und eine Tiefe, die mich dann doch überrascht.

Vin Diesel hat früher mal gezeigt, dass er durchaus ein charismatischer Schauspieler ist, wenn die Regie ihn lässt (Find me guilty – 2006; Ri$iko - Der schnellste Weg zum Reichtum – 2000; Der Soldat James Ryan – 1998). Er hat auch bewiesen, dass sein knurriger Charme aus einer Ansammlung benzindurchfluteter Mittelmäßigkeit eine herzensgroße, grandiose, witzige, fröhliche Action-Familie formen kann (The Fast and the Furios 1 bis 8). Dass man mit ihm auch Konzeptaction umsetzen kann, zeigen die Riddick-Filme und "Babylon A.D.". Regisseur David S.F. Wilson hat sich entschieden, den Konzept-Diesel zu besetzen, als den knurrigen Muskelmann, der eine international erfolgreiche Comic-Figur auf der Leinwand verkörpert. Wilson kommt aus der Visual-Effects-Ecke – er hat an Effekten an der Avengers-Eppisode Age of Ultron mitgearbeitet, er hat allerlei Videospiele aus dem Star-Wars-Universum dramatisiert – "Bloodshot" ist seine erste Regiearbeit fürs Kino. Es darf mich nicht wundern, dass "Bloodshot" dann auch so aussieht wie ein Videospiel.

Die Ausstattung ist aufregend. Es gibt ein schickes Mad-Scientist-Labor mit prächtigen Blickwinkeln. Es gibt wunderbare Kameramoves (aus dem Computer), manche Establishing Shots (aus dem Computer) sind wunderbar anzuschauen, es gibt Verfolgungsjagden und Actionsequenzen, die sind so rasant inszeniert, dass sogar die Visual Effects kapitulieren und nur noch Pixelbrei als Bild abliefern. Die Handlungselemente sind, bis auf den Big-Twist, der sich dann aber nur als Mittel zum Zweck entpuppt – nicht etwa als Signal, dass jetzt was ganz Neues erzählt wird – sattsam bekannt; immer flott inszeniert, aber eben nicht neu. Da waren – so gnadenlos muss ich sein – die Marvels einfach schneller, die mit Hulk, Thor, Iron Man, Avengers und und und, die Comichelden im Kino in ihren Handlungselementen etabliert haben. Alles, was jetzt kommt, ist zwangsläufig zweite Wahl. Bis wieder eine neue Idee gefunden wird.

Die Figuren helfen nicht. Vin Diesel ist auf Knurren reduziert, hat keinen Spielraum zur Entfaltung, die Figuren um ihn herum, sind auf eine Aufgabe reduziert – weil sie darauf programmiert sind - und Eiza González (Fast & Furious: Hobbs & Shaw – 2019; Alita: Battle Angel – 2019) steht als visuell aufreizender Sidekick in sehr engen Klamotten zu Verfügung.

Kurz: Wir Jungs haben uns ein bisschen aufgeheizt, bevor wir es jetzt im Club oder am Rheinufer noch richtig krachen lassen. Wie der Film hieß? … Moment … verdammtwiehießerdenn … so'n Superheldenfilm, weißt schon.

Wertung: 3 von 8 €uro
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