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Christoph Waltz bringt menschliche
Wärme in diesen Sci-Fi-Actioner

Titel Alita: Battle Angel
(Alita: Battle Angel)
Drehbuch James Cameron + Laeta Kalogridis
nach der Manga-Serie "Gunnm" von Yukito Kishiro
Regie Robert Rodriguez, USA 2019
Darsteller

Rosa Salazar, Christoph Waltz, Jennifer Connelly, Mahershala Ali, Ed Skrein, Jackie Earle Haley, Keean Johnson, Jorge Lendeborg Jr., Lana Condor, Idara Victor, Jeff Fahey, Eiza González, Derek Mears, Leonard Wu u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 122 Minuten
Deutschlandstart
14. Februar 2019
Inhalt

Im Jahr 2563, etwa 300 Jahre nach dem „Großen Krieg“, sind auf der Erde die gesellschaftlichen Systeme zerfallen. Von den ursprünglich zwölf reichen Himmelsstädten ist nur noch eine, Zalem, übriggeblieben. Menschen aus allen Teilen der Welt haben Zuflucht in der darunter gelegenen Stadt Iron City gefunden, in deren Mitte sich die Müllkippe Zalems befindet.

Bei seiner Suche nach Cyborg-Technologie findet der Wissenschaftler Dr. Dyson Ido dort vitale Überreste des Oberkörpers eines weiblichen Cyborgs. Er baut sie mit einem maschinellen Körper zusammen. Ihr Körper besteht bis auf ihr menschliches Gehirn aus Maschinenteilen. Dr. Ido wird zu einem Ziehvater für sie. Beim Erwachen kann sie sich nicht mehr erinnern, wer sie war oder woher sie kommt. Dr. Ido gibt ihr den Namen „Alita“ nach seiner getöteten Tochter, für die er ihren Cyborgkörper ursprünglich gebaut hatte. Alita versucht sich an ihr altes Leben zu erinnern, um ihre Bestimmung herauszufinden. In Iron City lernt sie Hugo kennen, einen jungen Schrottsammler, der davon träumt, in die wohlhabende Himmelsstadt Zalem zu ziehen. Hugo bringt ihr den Rennsport „Motorball“ näher, bei dem Cyborgs bis zum Tod kämpfen.

Alita entdeckt, dass Ido ein offiziell zugelassener Kopfgeldjäger mit polizeilichen Aufgaben, ein „Hunter-Warrior“, ist, als sie ihm eines Nachts folgt und sie drei Cyborg-Attentätern unter der Führung von Grewishka begegnen. Als Ido verletzt wird, greift Alita instinktiv die Cyborgs an, tötet zwei von ihnen und verletzt Grewishka, der sich zurückzieht. Obwohl Alita ihre Fähigkeiten in der antiken „Panzer-Kunst“ wiederentdeckt hat, hält Ido sie davon ab, ein Hunter-Warrior zu werden.

Am nächsten Tag findet Alita außerhalb der Stadt einen Berserker-Körper in einem alten, abgeschossenen Raumschiff der United Republic of Mars (URM) und bringt ihn nach Hause. Ido transplantiert Alita den Berserker-Körper, der sich automatisch mit ihrem System verbindet.

Jetzt ist sie stark genug, um den Kampf gegen Nova, gegen Salem aufzunehmen …

Was zu sagen wäre

Drehbuch: James Cameron. Dieser Film ist das erste Leinwand-Lebenszeichen des Erfolgsregisseurs seit Avatar (2009). Und Robert Rodriguez führt Regie, der seine Zuschauer schon mal mit From Disk till Dawn (1996) in Verzückung versetzt hat, oder mit „Planet Terror“ (2007). Da stehen also hinter diesem Konstrukt, das in den Trailern 08/15-Charme atmet, ein Großmeister kunstvollen Kinokommerzes (Cameron) und einer mit der Fähigkeit, blutigen Splatter auf das Niveau popkultureller Bedeutung zu heben (Machete Kills – 2013; Machete – 2010; "Planet Terror" – 2007; Sin City – 2005; Irgendwann in Mexico – 2003; The Faculty – 1998; Desperado – 1995; El Mariachi – 1992).

alitabattleangel2019plakat02So ist dieser Film dann auch: kann man sich ansehen, ohne enttäuscht zu werden. Cameron zitiert bei seinem Drehbuch sich selbst aus seiner 90er-TV-Serie "Dark Angel", in der Jessica Alba die genmanipulierte Kriegerin Max spielte. Hier ist es nun Rosa Salazar (Maze Runner – Die Auserwählten in der Todeszone – 2018; Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste – 2015; Die Bestimmung – Insurgent – 2015), die mit digital erzeugten Manga-Augen als Super-Cyborg in den Kampf zieht. Bei Cameron sind es immer Frauen, die den Kampf aufnehmen, manchmal wirken die dann wie Männer in Frauenkörpern; die digital verfremdete Salazar mit androgyn schlankem Körperbau und Bambi-Augen aber triggert vor allem das – angepeilte – männliche Publikum.

Muskelberge und Cool-Sprecher haben wir in dystopischen Zukunftsvisionen schon zu oft gesehen, um dafür geld ausgeben zu wollen. Das sanfte Mädchen mit dem Cyborgkörper hingegen wirkt erfrischend anders. „Mit dem Gesicht eines Engels und einem Körper, der für den Kampf gebaut ist.“, raunt ein Stadionsprecher ins Mikrofon. Es ist dabei nicht zu klären, wo Rosa Salazar aufhört und das Digitale übernimmt. Dieses Kindchenschema 2.0 ermöglicht tatsächlich einen neuen Zugang in diese auf real getrimmte Mangawelt.

Und dann ist es auch gar nicht dieses Supermädchen, das Interesse für diesen scheinbaren 08/15-SciFi-Actioner weckt. Es ist Christoph Walz. Er strahlt eine Wärme und Fürsorge aus, wie ich sie von ihm in Hollywood nur noch selten sehe (Downsizing – 2017; Tulpenfieber – 2017; Legend of Tarzan – 2016; James Bond 007: Spectre – 2015; The Zero Theorem – 2013; Django Unchained – 2012; Der Gott des Gemetzels – 2011; The Green Hornet – 2011; Inglourious Basterds – 2009). Sein sanfter Doc Ido hilft dem Zuschauer, sich in dieser furchtbaren Welt aus Trümmern, Dreck, Raubmördern, "Fleischigen" und Cyborgs zurechtzufinden. Doc Ido hat eine traurige Geschichte, die über der kalten Welt dieses Films wie eine wärmende Decke schwebt. Unter all dem fantastischen Bombast steckt die Geschichte eines Teenagers, der seinen Platz in der Welt, das eigene Selbst finden, seine Lektionen lernen muss. Da ist der Film ganz konservative Hollywood-Erzählung mit High-School-Bullies, Best Buddy und der ersten Liebe.

Selbst James Cameron, der zwischen seinen Filmen stets, für erfolgreiche Regisseure untypisch lange Pausen macht, kann sich den regeln des New New Hollywood nicht mehr widersetzen. Was hätte "Alida" für ein kraftvoller Film werden können, wenn er als Einzelstück geplant worden wäre? Vielleicht etwas kompakter erzählt und zehn Minuten länger? Das, was der Film am Ende als Story für die Fortsetzung andeutet, hätte gut schon in diesem Film behandelt werden können. Klar: Das ist Hollywood. Das ist 20th Century Fox – also Disney. Also wird wohl eine Trilogie angepeilt, in der lose Fäden zu einem faden Storybrei verwoben werden. Das ist auch sicher gut anzuschauen, ist aber eben auch nur eine Serie unter tausend anderen. Ein Einzelfilm hätte dem Kinoevent die Bedeutung gegeben, die seine Macher verdienen.

Wertung: 4 von 8 €uro
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