IMDB

Plakatmotiv: Local Hero (1983)

Eine stimmungsvolle Betrachtung
menschlicher Unzulänglichkeiten

Titel Local Hero
(Local Hero)
Drehbuch Bill Forsyth
Regie Bill Forsyth, UK 1983
Darsteller

Peter Riegert, Burt Lancaster, Fulton Mackay, Denis Lawson, Norman Chancer, Peter Capaldi, Rikki Fulton, Alex Norton, Jenny Seagrove, Jennifer Black, Christopher Rozycki, Gyearbuor Asante, John M. Jackson, Dan Ammerman, Tam Dean Burn, Luke Coulter, Karen Douglas, Kenny Ireland u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
2. Dezember 1983
Inhalt

MacIntyre ist ein erfolgreicher Manager des texanischen Ölkonzerns Knox Oil. Zwar kommen seine Vorfahren aus Ungarn, doch wird MacIntyre von seinem Chef, dem Konzernbesitzer und leidenschaftlichen Hobbyastronomen Felix Happer, wegen seines Nachnamens für jemanden gehalten, der schottische Wurzeln hat und deshalb ideal geeignet ist für eine besondere Mission. MacIntyre soll für seinen Arbeitgeber ein abgelegenes schottisches Fischerdorf samt idyllischer Bucht aufkaufen. Knox Oil will dort alles abreißen und anstelle des Dorfes eine riesige Raffinerie inklusive eines Ölhafens errichten.

In Schottland angekommen, nimmt MacIntyre zusammen mit seinem schottischen Kollegen Oldsen gleich mit dem Hotelier, Kneipenwirt und Wirtschaftsprüfer Gordon Urquhart Kontakt auf. Sie wollen mit ihm im Geheimen über den Kauf verhandeln. Was die beiden Ölmanager noch nicht ahnen: Die Dorfbewohner wissen genau über MacIntyres Pläne Bescheid und möchten ihren Heimatort nur zu einem exorbitant hohen Preis verkaufen.

Die Verhandlungen nehmen immer absurdere Gestalt an. Zunehmend verzaubern der Charme der Dorfbewohner und die reizvolle wie wilde Schönheit der Landschaft den Großstädter MacIntyre. Er verliebt sich in die Ehefrau von Urquhart und vernachlässigt zusehends seine Geschäfte. MacIntyre ist außerdem angewiesen, für seinen Chef, den Hobbyastronomen, den Nachthimmel zu beobachten und ihm telefonisch alle Entdeckungen zu berichten.

MacIntyres Himmelsbeschreibungen wecken Happers Interesse. Auch er reißt nach Schottland. Nicht nur um die stockenden Verhandlungen selbst in die Hand zu nehmen, sondern auch, um die von MacIntyre beschriebenen Himmelsphänomene zu betrachten …

Was zu sagen wäre

Ein amerikanischer Ölkonzern will die wunderschöne Küste Schottlands mit einer Raffinerie verschandeln. Da liegt eine David-gegen-Goliath-Geschichte nahe, wobei der David die Bewohner des Küstenstreifens sind.

Aber so einfach macht es Bill Forsyth seinen Zuschauern nicht. Der Konzernboss ist ein gutmütiger Mensch, der an den Expansionsplänen seines Managements wenig Interesse zeigt, um so mehr am Sternenhimmel über der schottischen Küste. Den Konzernboss spielt Burt Lancaster ("Die Haut" – 1981; "Atlantic City, USA" – 1980; Die letzte Schlacht – 1978; Das Ultimatum – 1977; Treffpunkt Todesbrücke – 1976; 1900 – 1976; Scorpio, der Killer – 1973; Airport – 1970; Die gefürchteten Vier – 1966; 40 Wagen westwärts – 1965; Der Zug – 1964; Der Leopard – 1963; Der Gefangene von Alcatraz – 1962; Urteil von Nürnberg – 1961; Elmer Gantry – Gott ist im Geschäft – 1960; Denen man nicht vergibt – 1960; Zwei rechnen ab – 1957; Die tätowierte Rose – 1955; Der Mann aus Kentucky – 1955; Vera Cruz – 1954; Massai – Der große Apache – 1954; Verdammt in alle Ewigkeit – 1953; "Der rote Korsar" – 1952; Du lebst noch 105 Minuten – 1948) als gemütlichen Alten, der einsame Entscheidungen liebt.

Die Küste selbst ist meist nebelverhangen und tut viel, um dem Kinozuschauer nicht gleich als nächstes Urlaubsziel ins Auge zu springen. Und die Davids, die Dorfbewohner, sind gerissene Geschäftsleute, die längst über die Konzernpläne im Bilde sind und hinter vorgehaltener Hand schon die Vorzüge eines Rolls Royce gegen die eines Ferraris im Alltag eines Fischers diskutieren, während ihr Gewährsmann, der Hotelier und Wirtschaftsprüfer Urquhart den Preis für den Küstenstreifen in die Höhe treibt. Urquhart wird gespielt von Denis Lawson, den die meisten Kinogänger vor allem als Gesicht unter einem Rebellenhelm an Bord eines X-Flüglers kennen werden; Lawson spielt Wedge in den Star Wars-Filmen.

Forsyth sperrt sich gegen den klassischen Spannungsbogen, den so eine Geschichte beinahe automatisch baut. Sein Film ist auf angenehme Weise arm an Überraschungen. Es gibt keine irren Wendungen, ausgelöst durch plötzlich auftretende Umstände, die Geschichte plätschert sympathisch dahin und gibt kauzigen Figuren Raum sich zu entfalten. Den Fluss der Zeit, die vergeht, symbolisieren die Klamotten, die MacIntyre trägt. Anfangs stets Geschäftsmann-steif in Anzug und Krawatte mit empfindlichen Lederslippern lässt er irgendwann erst die Krawatte weg, tauscht später das weiße Hemd gegen grob gestrickte Pullover. Sein schottischer Assistent Oldsen hingegen bleibt im gestreiften Dreiteiler, während er sich in eine Meeresbiologin verliebt, die Schwimmhäute zwischen den Zehen hat, und seine Zeit fortan lieber in den Klippen am Meer, als am Schreibtisch verbringt. Überhaupt fragt man sich, was die beiden Öl-Missionare für den Sold ihres Konzerns die lange Zeit auf der Insel eigentlich anstellen, Spannung aufbauende Verhandlungen müssen sie jedenfalls nicht führen. Urquhart hat freie Hand beim Verfassen des Kaufvertrages, der dann bei ein paar Schnäpsen besprochen wird, bei denen sogar eine Ehefrau zur Verhandlungsmasse wird.

Umso mehr Zeit verbringt MacIntyre in einer malerisch positionierten roten Telefonzelle, in der er seinem Boss Happer in Houston zwar nicht von Kometen, die der erwartet, berichten, dafür aber die Aurora Borealis, die Nordlichter über der Insel beschreiben kann. Daraus, dass an diesem verträumten, magisch angehauchten Ort nie die geplante Raffinerie, Auslöser der ganzen Geschichte, entstehen wird, macht der Film kein großes Geheimnis; dafür ist Boss Happer viel zu wenig an dem Öl interessiert, das über drei Pipelines in den Norden Schottlands gepumpt und dort von internationalen Konzernen nur noch ausgebeutet werden muss – sollen das doch vielleicht andere machen.

Die Millionensummen jedenfalls, um die es die ganze Zeit im Hintergrund geht, kommen schließlich für Umwelt und Forschung zum Einsatz. Was die Dorfbewohner davon halten werden, lässt der Film offen und daraus entsteht kein Loch in der Handlung. Abgesehen von Zwischenhändler Urquhart bleibt die Dorfgemeinschaft eine amorphe Ansammlung von Gesichtern, alten wie jungen, die unter Struwwelhaaren oder mit einer Punkaufmachung oder einem verträumten Blick oder einem Motorradhelm schon ausreichend charakterisiert sind; eigene Gefühle hat keine dieser Figuren.

Bill Forsyth hat mit "Local Hero" eine stimmungsvolle Etüde über den Sinn und Unsinn des Lebens gedreht, der zu folgen im Kinosessel dann leicht fällt, wenn man mit dem Bauch folgt. Bei Lichte und mit dem Kopf betrachtet fädeln dann doch Handlungsfäden zu leicht in ihr vorgesehenes Ergebnis, manchmal auch, um dem Zuschauer ein gutes Gefühl zu geben. Dass sich die charmante (und in der deutschen Fassung wie ein Roboter synchronisierte) Meeresbiologin etwa von jetzt auf gleich von dem täppischen Oldsen befingern lässt, passt in seiner Märchenhaftigkeit zum Kosmos dieses Films, bleibt aber aufgesetzt, als hätten sich die Produzenten wenigstens ein bisschen Erotik in dieser stillen Geschichte ausbedungen. Dass andere Entwicklungen nicht erklärt werden oder gleich offen bleiben, ist hingegen ein schönes Stilmittel für eine Geschichte, in der die Natur über den Menschen mit seinen kleinen Zielen siegt.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
IMDB