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Plakatmotiv (US): The Train – Der Zug (1964)

Ein moralisch aufgeladener Abenteuerfilm
über den Wert von Picasso, Miro und Co.

Titel Der Zug
(The Train)
Drehbuch Franklin Coen + Frank Davis
nach dem Sachbuch "Le Front de l’Art 1939–1945" von Rose Valland
Regie John Frankenheimer, Frankreich, Italien, USA 1964
Darsteller
Burt Lancaster, Paul Scofield, Jeanne Moreau, Suzanne Flon, Michel Simon, Wolfgang Preiss, Albert Rémy, Charles Millot, Richard Münch, Jacques Marin, Paul Bonifas, Jean Bouchaud, Donald O'Brien, Jean-Pierre Zola, Arthur Brauss u.a.
Genre Thriller, Krieg
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
6. November 1964
Inhalt

Paris, August 1944: Während sich die alliierten Armeen der Stadt nähern, lässt der kunstbessesene deutsche Oberst von Waldheim eine riesige Sammlung gestohlener französischer Gemälde in einen Zug Richtung Berlin verladen.

Plakatmotiv (US): The Train – Der Zug (1964)Bei dem Versuch, den Kunstraub des Besatzungsoffiziers zu vereiteln, wird ein allseits beliebter Eisenbahner getötet. Doch nun setzt Bahninspektor Labiche, ein Mitglied der Resistance, alles daran, den Zug zu stoppen – koste es, was es wolle …

Was zu sagen wäre

Was ist ein Picasso wert? Ein Miro? Schon klar: Viel Geld! Aber auch Menschenleben? In John Frankenheimers Abenteuerfilm sind diese Gemälde, allesamt von den Nazis als "entartet" eingestuft, eine Menge wert. Jedenfalls nach dem Krieg. Das hat der deutsche Oberst Franz von Waldheim schon ganz richtig erkannt: „Als Offizier des Dritten Reichs müsste ich so etwas verabscheuen. Ich habe mich immer über die merkwürdige Überheblichkeit gewundert, mit der man anderen vorschreiben will, was ihnen zu gefallen hat und was nicht.

Um diese Gemälde entbrennt in der Folge eine absurd anmutende Schlacht, bei der man sich fragen könnte, was soll das? Aber im ersten Viertel des Films lässt John Frankenheimer ("Sieben Tage im Mai" – 1964; Botschafter der Angst – 1962; Der Gefangene von Alcatraz – 1962) seine Hauptfiguren ganz oft betonen, dass es sich bei den Gemälden von Picasso, Degas, Miro um einen Nationalen Schatz handelt. Und damit ist die Rettung der Bilder eine klare Angelegenheit. Viele Menschen sterben rund um die Sicherung dieser Kunstwerke und bei aller Beschwörung von Nationaler Bedeutung, von Ehre, Stolz und Résistance, bleibt im Kinosessel ein fader Beigeschmack: Müssen für ein Ölgemälde wirklich Menschen sterben, nur weil die Nazis mit deren Gegenwert möglicherweise neue Panzer finanzieren könnten – im Sommer 1944, als Paris von Alliierten quasi schon befreit ist?

Frankenheimer ist sich dieses Dilemmas bewusst und also widersteht er 19 Jahre nach Kriegsende, als in Europa die Wunden des Krieges, die Trauer über tote Väter, Brüder, Onkel und Vettern noch spürbar ist, allen Versuchen, ein moralisches Heldendrama zu inszenieren. Er macht aus der Rettung der Bilder, des Nationalen Schatzes, eine Selbstbehauptung nach dem Motto Es reicht! Das führt zu einem Abenteuerfilm, in dem unsere französischen Abenteurer immer neue Hindernisse überwinden müssen, sie mit einem ausgeklügelten Plan die etwas begriffsstutzigen Deutschen in die Irre führen und die ein oder andere Lokomotive zum Entgleisen bringen.

Frankenheimer hat seinen zahlenden Zuschauern einen spannenden, abwechslungsreichen Film zu einem Thema geliefert, das es bisher im Kino nicht gab. Er schickt sie aus dem Kino mit der Frage Geht das? Ist das moralisch vertretbar? Oder komplexer: Was halte ich eigentlich von einem Picasso?

Wertung: 6 von 7 D-Mark
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