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Plakatmotiv: Der Mann aus Kentucky (1955)

Als großer Abenteuerfilm gestartet,
als tranige Schnulze gelandet

Titel Der Mann aus Kentucky
(The Kentuckian)
Drehbuch A.B. Guthrie Jr.
nach dem Roman "The Gabriel Horn" von Felix Holt
Regie Burt Lancaster, USA 1955
Darsteller

Burt Lancaster, Dianne Foster, Diana Lynn, Walter Matthau, Donald MacDonald, John McIntire, Una Merkel, John Carradine, John Litel, Rhys Williams, Edward Norris, Clem Bevans, Blackie, Lee Erickson, Faro, Lisa Ferraday, James Griffith, Gil Herman u.a.

Genre Drama, Western
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
14. Februar 1956
Inhalt

Anfang des 19. Jahrhunderts: Farmer Elias Wakefield ist den ewigen Streit mit seinen Nachbarn, den Frome-Brüdern leid und bricht mit seinem Sohn Eli von Kentucky nach Texas auf, um einen Neuanfang zu wagen. Elias sehnt sich nach mehr Platz zum Jagen und einem Stück Land, das vor ihm noch niemand betreten hat. So etwas gibt es in seiner Ansicht nach in Kentucky nicht mehr. Unterwegs schießt sich ihnen nach einem Scharmützel mit einem korrupten Sheriff die junge Hannah an, eine verschuldete Dienstmagd, die sich beim Weg durch die raue Wildnis Kentuckys als nicht zimperlich erweist.

Als sie bei Wakefield älterem Bruder Station in Humility machen, verliebt sich Elias in die Dorflehrerin Susie. Seinem Bruder passt das gut, will der doch Elias die Abenteuerlust austreiben und aus ihm einen tüchtigen, sesshaften Geschäftsmann machen. Elias arbeitet von nun an in der Tabakproduktion seines Bruders. Das wiederum gefällt Saloon-Besitzer Stan Bodine nicht. Denn auch dem gefällt die Lehrerin gut. Um Elias los zu werden, setzt Bodine die Frome-Brüder auf seine Spur …

Was zu sagen wäre

Ein Western aus der Zeit, als Bürgerkrieg, Eisenbahn, Indianerkriege noch weit in der Zukunft liegen. Anfang des 19. Jahrhunderts ist noch nichts zu sehen von stolzen Städten und großen Farmen. Die Menschen leben von der Jagd, vom Verkauf selbstgemachte Whiskys oder von Tinkturen, die angeblich von allerlei Leiden erlösen. Eine bürgerliche Ordnung deutet sich darin an, dass es schon Lehrerinnen gibt und einen Postboten, der sogar Briefe ins Weiße Haus im fernen Washington transportiert.

In diese bürgerlich sich sortierende Welt gerät der Trapper Elias mit seinem Sohn Little Eli und er macht eigentlich alles richtig, ist freundlich, höflich und drängt sich nicht auf. Aber die Zivilgesellschaft, in die er in Humility geraten ist, macht sich über den Waldmenschen lustig und versucht, ihn auszunehmen. Weil er aber ein so guter Mensch ist, der treulich auf seinen kleinen Sohn achtet, dem er gleichzeitig bester Kumpel ist, stehen ihm bald zwei Frauen zur Seite, die die unterschiedlichen Welten dieser Zeit verkörpern. Hannah, die ehemalige Dienstmagd, liebt das weite Land und das Abenteuer. Susie, die Lehrerin, mag das Klavierspiel und das Leben an Heim und Herd mit einem Mann, der am Abend am heimischen Kamin sitzt. Und dann gibt es noch die Vergangenheit, die den Trapper einholt, zwei Brüder, mit denen die Elias' Trapperfamilie offenbar seit langem im Clinch liegt.

So schwingt die Geschichte zwischen diesen Polen mal Richtung Lehrerin, mal Richtung Hannah. Plakatmotiv (US): The Kentuckian (1955) Elias kann sich nicht entscheiden und Burt Lancaster mit seinen strahlend blauen Augen (Vera Cruz – 1954; Massai – Der große Apache – 1954; Verdammt in alle Ewigkeit – 1953; "Der rote Korsar" – 1952; Du lebst noch 105 Minuten – 1948) spielt ihn mit leicht dümmlichen Gesichtsausdruck, damit wir auch verstehen, dass er in diese Art der Zivilisation eigentlich nicht hergehört. Lancaster sitzt zum ersten Mal auch auf dem Regiestuhl. Das ist nicht sein Platz. Der Film schwimmt in traniger Gefühlsduselei, immer wieder wird lustig gesungen, bricht Lancaster plötzlich in schallendes Gelächter über eine simple Bemerkung der zartgliedrigen Lehrerin Susie aus oder werden Entscheidungen umgestoßen, die zwei Sekunden zuvor noch als felsenfeste Überzeugung im Raum standen – ohne, dass es einen anderen Grund gibt, als den, dass die Entscheidungen halt zur rechten Zeit Richtung Wildnis und also Texas gelenkt werden müssen, weil darauf der ganze Film ja schließlich hinausläuft.

Aufgepeppt ist das mit Trapper-Romantik und Pionierklischees: „Es gibt Männer, die gründen Geschäfte. Und es gibt Männer, die gründen Staaten!“ Der Film entstand 1955. Die USA hatten den Zweiten Weltkrieg entschieden, hatten ihre letzten Soldaten 1953 aus dem Koreakrieg heimgeholt – die Amerikaner hatten zum ersten Mal seit langer Zeit Muße, sich zu überlegen, was sie mit ihrem Leben anfangen könnten. Sie wurden sozusagen ein zweites Mal sesshaft. Da kommt so ein Abenteuer wie das des Trappers Elias, der sich in die liebliche Sesshaftigkeit verliebt hat und lernen muss, dass die Ruhe unter Menschen trügerisch ist, gerade recht. Schließlich dämmert am Horizont ein Konflikt im fernen Vietnam, der die Amerikaner bald schon wieder in Bewegung setzen wird.

<Nachtrag2001>Aus filmhistorischer Sicht ist der Film 1974, als ich den Film erstmals im Fernsehen sehe, interessanter, als aus künstlerischer oder Unterhaltungs-Sicht. Burt Lancaster führt zum ersten Mal Regie. Und er gibt dem jungen, aus TV-Serienauftritten bekannten Walter Matthau seinen ersten Leinwandauftritt. Matthau, der später unter anderem mit Komödien an der Seite Jack Lemmons berühmt wird, spielt hier schon den für ihn später typischen zwielichtigen Typen mit freundlich grinsender Grimasse.</Nachtrag2001>

Wertung: 2 von 6 D-Mark
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