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Plakatmotiv: Black Adam (2022)

Neue Helden im alten
Green-Screen-Gewitter

Titel Black Adam
(Black Adam)
Drehbuch Adam Sztykiel & Rory Haines & Sohrab Noshirvani
mit Charakteren aus der Feder von Bill Parker und C.C. Beck für DC
Regie Jaume Collet-Serra, USA, Kan., NSL, Ungarn 2022
Darsteller

Dwayne Johnson, Aldis Hodge, Pierce Brosnan, Noah Centineo, Sarah Shahi, Marwan Kenzari, Quintessa Swindell, Bodhi Sabongui, Mohammed Amer, James Cusati-Moyer, Jalon Christian, Benjamin Patterson, Odelya Halevi, Uli Latukefu, Jennifer Holland, Henry Winkler, Chaim Jeraffi, Sharon Gee u.a.

Genre Comicverfilmung
Filmlänge 125 Minuten
Deutschlandstart
20. Oktober 2022
Inhalt

5.000 Jahre vor unserer Zeit ist Kahndaq ein Land, in dem Frieden und Wohlstand herrschen. Doch dann reißt König Ahk-Ton die Macht an sich und zwingt seine Untertanen in die Sklaverei, bis ihm ein mächtiger Champion entgegentritt und der Unterdrückung ein Ende macht.

In der Gegenwart wird Kahndaq hingegen von einer internationalen Söldnertruppe kontrolliert. Als die Wissenschaftlerin Adrianna Tomaz mit der sogenannten Intergang aneinandergerät, erweckt sie notgedrungen Teth-Adam alias Black Adam aus seiner langen Ruhe. Damit ruft sie allerdings auch die Justice Society Of America (JSA) auf den Plan, die in Black Adam eine Bedrohung sieht: den geflügelten Hawkman, den Zauberer Doctor Fate, die Wind und Wetter kontrollierende Cyclone und Atom Smasher, der seine Körpergröße ändern kann …

Was zu sagen wäre

Dieser Film hat sich, wie so viele in diesen Zeiten, lange angekündigt; eigentlich sollte er schon ein Jahr früher in die Kinos kommen, aber die Covid-Pandemie kam dazwischen. Die Titelfigur gehört in die Gemeinschaft der "Shazam"-Comics, zu denen es 2019 den gleichnamigen Film gab, und zu den ältesten Comicfiguren. Es gibt sie seit 1945 und sie gilt in der Historie der "Shazam"-Genese als erster Mensch, der vom gütigen, aber alten Zauberer Shazam (Der Meister der Blitze) zu seinem Nachfolger berufen wurde – und zwar schon im antiken Ägypten, der Mann hieß damals Teh-Adam (Mächtiger Adam).

Die Shazam-Comics entwickelt haben Bill Parker und C. C. Beck 1939 für den New Yorker Verlag Fawcett Comics. Die Hauptfigur hieß ursprünglich "Captain Marvel" und sollte den damals schon sehr erfolgreichen Superman-Comics aus dem Hause DC Konkurrenz machen. Als Anfang der 1970er Jahre der Marvel-Verlag eine eigene Figur namens Captain Marvel ins Rennen schickte und sich die Namensrechte sicherte, musste die andere Figur, mittlerweile beim konkurrierenden DC-Verlag im Portfolio, ihren Namen ändern – jedenfalls auf den Titelblättern. Deshalb heißen die Comics heute "Shazam!". Dieses Wort muss der Waisenjunge Billy Batson sagen, damit er sich in den hochgewachsenen, mächtigen Captain Marvel, manchmal auch Captain Thunder verwandelt. Das Wort "Shazam" ist ein Kunstwort, das sich aus den Anfangsbuchstaben der Namen von sechs mythologischen Figuren zusammensetzt, über deren charakteristische Fähigkeiten der Held verfügt: Salomon (Weisheit), Herkules (Stärke), Atlas (Ausdauer), Zeus (Macht), Achilles (Mut), Merkur (Schnelligkeit).

Lange bevor der gütige Zauberer Shazam im 20. Jahrhundert Billy Watson fand, hatte er im antiken Ägypten den jungen Teh-Adam, den Sohn des Pharaos, als seinen Nachfolger rekrutiert und – in völliger Fehleinschätzung seines Charakters –, mit Teilen seiner Magie ausgestattet. Adam ermordet bald darauf seinen Vater und ernennt sich selbst zum neuen Pharao. Dafür wird er von Shazam aus der Zeitlinie genommen und ganz weit weggesperrt. Soweit die Comicvorlagen.

Dem Studio Warner Bros. war das mit Ägypten vielleicht zu heikel für ihr Drehbuch, deshalb kommt Black Adam jetzt aus dem fiktiven, einst mächtigen Land Kahndaq, das irgendwo im arabischen Raum liegt und von dem schrecklichen Usurpatoren Ahk-ton beherrscht wird. Teh-Adam ist hier nicht der Sohn eines Pharaos, sondern heißt Teth-Adam und ist der Sohn eines Sklaven. Aber auch der wird nach einer durch ihn ausgelösten Katastrophe weggesperrt und taucht nun 5.000 Jahre später durch einen Unfall mit Zaubersprüchen wieder auf. Das Kahndaq von heute wird von einer internationalen Söldnertruppe beherrscht, die dem Land seine Bodenschätze abpresst. Das Volk selbst ist arm, wehr- und hilflos. Bis Teth-Adam kommt und alle Ausbeuter zu Klump haut.

Dwayne Johnson spielt den furchterregenden Titelschurken und damit ist klar, dass die Figur des Superschurken kein Superschurke bleiben kann – Johnson ist schließlich ein beliebter Kassenmagnet, ein Garant für das Gute (Jungle Cruise – 2021; Jumanji – The next Level – 2019; Fast & Furious: Hobbs & Shaw – 2019; Skyscraper – 2018; Rampage – Big meets Bigger – 2018; Jumanji: Welcome to the Jungle – 2017; Baywatch – 2017; Fast & Furious 8 – 2017; Central Intelligence – 2016; San Andreas – 2015; Hercules – 2014; Pain & Gain – 2013; Empire State – 2013; G.I. Joe – Die Abrechnung – 2013; Snitch – Ein riskanter Deal – 2013; Die Reise zur geheimnisvollen Insel – 2012; Faster – 2010; Zahnfee auf Bewährung – 2010; Die Jagd zum magischen Berg – 2009; "Daddy ohne Plan" – 2007; Doom - Der Film – 2005; Walking Tall – Auf eigene Faust – 2004; Welcome to the Jungle – 2003; The Scorpion King – 2002; Die Mumie kehrt zurück – 2001). Er rettet also als erstes nach seinem Auftauchen eine junge Professorin und deren Sohn aus höchster Not und bringt dabei aber alle – schwer bewaffneten, gnadenlosen – Angreifer um. Das wiederum ruft die Justice Society of America (JSA) auf den Plan, die geschworen hat, nicht zu töten. Immerhin kommen hier ein paar neue Figuren ins DC Extended Universe (DCEU): Dr. Fate, den Ex-James Bond Pierce Brosnan ("Mamma Mia! Here We Go Again" – 2018; The Foreigner – 2017; Professor Love – 2014; The November Man – 2014; A Long Way Down – 2014; The World's End – 2013; Der Ghostwriter – 2010; "Mamma Mia!" – 2008; After the Sunset – 2004; Der Schneider von Panama – 2001; Die Thomas Crown Affäre – 1999; Dante's Peak – 1997; Mars Attacks! – 1996; Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen – 1993) mit Galanterie und süffisantem Sarkasmus spielt, sowie als Identifikation für das junge Publikum ein junger Atom Smasher, der gigantisch groß werden kann, und eine junge, irgendwie durch Nanobots das Wetter kontrollierende Frau namens Cyclone. Beide bleiben blass, bekommen kaum mehr als Stichwort-Aufsage-Situationen.

Geschickt wird die JSA von der Geheimdienstkoryphäe Amanda Waller, die wir schon aus diversen DC-Verfilmungen kennen. Ihr passt es offenbar nicht, dass ein anderer Staat, noch dazu ein (mutmaßlich) arabischer, auch über Helden mit Superkräften verfügt und offensichtlich tanzt die JSA nach ihrer Pfeife und zieht also gegen Teth-Adam in den Kampf. Bemerkenswert an dieser Stelle ist der kolonialistische Habitus, dem die Drehbuchautoren hier unverhohlen huldigen: Ein einst erfolgreicher, über Jahrhunderte wohlhabender Staat gerät unter die Knute augenscheinlich westlicher Söldner, gegen die seitens der Bevölkerung kein Kraut gewachsen ist, und kann nur von westlichen Moralwächtern befreit werden – hat der Befreier (mutmaßlich) arabisches Blut, muss der ohne Umschweife ausgeschaltet werden.

Der Film krankt daran, dass dann außer Prügeleien nichts mehr passiert. Black Adam, der von "seinen Leuten" als Held gefeiert wird, als der Befreier und Erlöser von Diktatur und Pein, sagt unablässig, er sei gar kein Held, beschützt aber dauernd den kleinen Sohn der jungen Professorin und die Professorin selbst, und tötet dann weitere schwer bewaffnete Angreifer. Und er prügelt sich mit Hawkman, dem vierten Neuling von der JSA im DCEU, der ihm einhämmern will, dass er nicht! töten! darf!!! Aber Teth-Adam tötet weiter böse Jungs, bis er einen Fehler macht, seine gefährliche Macht erkennt, uns und der JSA seine wahre Origin-Story preis gibt, die nämlich gar nicht so war, wie man sie uns am Anfang gezeigt hat, und sich freiwillig in ein ultrasicheres Hochsicherheitsgefängnis einschließen lässt. Plakatmotiv: Black Adam (2022) Damit könnte es nun gut sein, aber da gibt es ja noch eine magische Krone, nach der alle suchen. Als die Professorin sie zu Filmbeginn findet und dann von den schwer bewaffneten, skrupellosen Söldnern überwältigt wird, weckt sie unwissend auch Teth-Adam auf, der dann die bösen Jungs – siehe oben. Die magische Krone schnappt sich schließlich der letzte Nachfahre des bösen Usurpators von vor 5.000 Jahren, um als unbesiegbarer, monströser Sabbac eine neue Schreckensherrschaft zu errichten, woraufhin Dr. Fate von der JSA Teth-Adam aus seinem ultrasicheren Hochsicherheitsgefängnis wieder befreit, auf dass der dann mit Sabbac in den Ring steigen kann – dann wird in einem Pixel-Overkill geprügelt und gestorben.

Und die Moral von der Geschicht, die bei ihrer Fertigstellung vom aktuell tobenden Russland-Feldzug gegen die Ukraine noch nichts wissen konnte, aber dennoch jetzt passt wie Pott auf Deckel: Manchmal hilft Friedfertigkeit nicht. Wenigstens hat Nicht-so-wirklich-Schurke Teth-Adam, der sich ganz am Ende endlich in Black Adam umbenennt, vom Sohn der Professorin noch ein paar coole Sprüche gelernt, die er anbringen soll, wenn er Schurken aus dem Feld räumt – dass der schwarze Supermann nicht auch „Hasta la vista“ lernen muss, ist da alles, was nicht an Terminator 2 erinnert. Viele klassische Elemente aus berühmten Vorgängern und alt gewordenen TV-Serien hat sich Regisseur Jaume Collet-Serra (Jungle Cruise – 2021; The Commuter – 2018; The Shallows: Gefahr aus der Tiefe – 2016; Non-Stop – 2014; Unknown Identity – 2011) für seinen Film, der zu zwei Dritteln aus Green-Screen-Pixel-Gewitter besteht, zusammenkopiert. Hätte er sich mal nur mit seinen Autoren auch noch eine überzeugende Geschichte ausgedacht. Statt dessen steht am Ende der Mid-Credit-Scene Superman da und sagt zu Black Adam: „Wir müssen reden.“ Fortsetzung folgt also.

Wertung: 2 von 8 €uro
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