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Plakatmotiv: Der letzte Tempelritter (2011)

Figuren, die kein Interesse wecken,
in einer uninspirierten Inszenierung

Titel Der letzte Tempelritter
(Season of the Witch)
Drehbuch Bragi F. Schut
Regie Dominic Sena, Frankreich, Italien 1972
Darsteller

Nicolas Cage, Ron Perlman, Claire Foy, Stephen Campbell Moore, Stephen Graham, Ulrich Thomsen, Robert Sheehan, Christopher Lee, Kevin Rees, Andrew Hefler, Fernanda Dorogi, Rebekah Kennedy, Matt Devere, Róbert Bánlaki, Barna Illyés, Kevin Killebrew, Simone Kirby, Elen Rhys u.a.

Genre Abenteuer, Fantasy
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
24. März 2011
Inhalt

Das Europa des 14. Jahrhunderts ist gekennzeichnet vom Heiligen Krieg der christlichen Völker des Abendlandes gegen die vermeintlichen Heiden des Orients. Nach unzähligen Schlachten erkennen die beiden Kreuzritter Behmen und Felson, dass sie nicht im Namen einer göttlichen Macht Blut vergießen, sondern nur im Auftrag der christlichen Oberschicht unschuldige Menschen töten. Desillusioniert und innerlich gebrochen, verweigern sie jegliche Befehle und kehren auf eigene Faust in ihre Heimat zurück, wo sie fortan als Verräter gejagt werden.

Doch auch ihr Zuhause ist nicht mehr das, was es einst war: Die Pest wütet und kostet Millionen von Menschen das Leben. Mehr durch Zufall geraten Behmen und Felson in die Hände des todkranken Kardinals D'Ambroise. Dieser verspricht ihnen freies Geleit und die Tilgung ihrer Schuld, wenn sie ihm einen letzten Wunsch erfüllen. Sie sollen ein junges Mädchen, das der Hexerei verdächtigt wird und angeblich für den Ausbruch der Seuche verantwortlich sein soll, in ein entlegenes Kloster überführen, damit ihr dort der Prozess gemacht werden kann. Nur so sei die todbringende Krankheit aufzuhalten.

Widerwillig nehmen die zwei Ritter den Auftrag an und begeben sich mit vier weiteren Weggefährten auf die Reise. Doch schon bald müssen sie feststellen, dass der scheinbar simple Auftrag ein hochgefährliches Unterfangen ist, bei dem auch höhere Mächte mitzumischen scheinen …

Was zu sagen wäre

Zwei Kreuzritter fallen nach Jahren des Gemetzels im Namen Gottes vom Glauben ab und treffen auf ein Mitteleuropa, das von der Pest heimgesucht worden ist und auf Menschen, die Hexen für das Aufkommen der Pest verantwortlich machen. Und dann sollen die beiden Kreuzritter eine der Hexerei verdächtige junge Frau in ein abgelegenes Kloster bringen, wo ihr ein „fairer Prozess“ gemacht werden soll. Wie so ein fairer Prozess aussieht, haben wir im Prolog erlebt: Drei Frauen, der Hexerei verdächtigt, werden da erhängt und ertränkt. Vor der Kulisse des dunkelsten Mittelalters kann aus so einem Setting ein stimmungsvolles, düsteres Drama werden mit Rittern auf Glaubenssuche und Mönchen, die charismatischen Frauen nicht über den Weg trauen und sie deshalb lieber der Hexerei beschuldigen. Nach dem Prolog steht dann eine der drei erhängten und ersäuften Frauen doch wieder auf und macht ihrem Henker den Garaus. Gut: Horrorelemente können ein stimmungsvolles, düsteres Drama gut ergänzen.

Die Hauptrolle spielt Nicolas Cage und er kann diesmal nichts dafür, dass er wirkt, als habe er sich in der Kulisse verirrt ("Duell der Magier" – 2010; Kick-Ass – 2010; Ghost Rider – 2007; Corellis Mandoline – 2001; Family Man – 2000; Nur noch 60 Sekunden – 2000; Bringing Out the Dead – 1999; Spiel auf Zeit – 1998; Stadt der Engel – 1998; Im Körper des Feindes: Face/Off – 1997; Con Air – 1997; The Rock – Fels der Entscheidung – 1996; Leaving Las Vegas – 1995; 2 Mio. $ Trinkgeld – 1994; Red Rock West – 1993; Wild at Heart – 1990; Arizona Junior – 1987; Peggy Sue hat geheiratet – 1986; Cotton Club – 1984; Rumble Fish – 1983; Ich glaub' ich steh' im Wald – 1982). Laut Drehbuch ist er ein trinkfester Schläger auf den Kreuzzügen, der mit seinem Freund vor jeder Schlacht Wetten abschließt, wer mehr Ungläubige erschlägt; der Unterlegene zahlt später das Bier. Nach vielen dergestaltigen Jahren auf Kreuzzug fällt ihm dann auf einmal auf, dass er auch Frauen und Kinder metzelt und da plagt ihn dann doch das schlechte Gewissen, er bricht die Mission ab und desertiert mit seinem Kreuzritterkumpel heim nach Deutschland. Plakatmotiv (US): Season of the Witch (2011) Hier geraten sie alsbald in die Fänge eines Kardinals, der sie, die Deserteure vor Gott, zwingt, diese der Hexerei verdächtige Frau in jenes Kloster zu bringen. Kurzform: Kreuzritter Behmen bleibt uns eine leere Hülle, die nichts zu verlieren hat, weil sie nichts hat und auch nicht sterben wird, weil sie ja die Hauptfigur ist. Über seinen Kumpel Felson erfahren wir immerhin, dass ihm es wohl egal wäre, auch Frauen und Kinder zu schlachten, aber er vertraut da ganz auf seinen Kumpel, dem er bedingungslos folgt. So einer hat im Kino immerhin Potenzial, frühzeitig zu sterben. Ihn spielt Ron Perlman, der gerne in brachialen Rollen auftritt (Hellboy 2 – Die goldene Armee – 2008; Hellboy – 2004; Star Trek: Nemesis – 2002; Blade II – 2002; Duell – Enemy at the Gates – 2001; Alien – Die Wiedergeburt – 1997; D.N.A. – Experiment des Wahnsinns – 1996; Der Name der Rose – 1986).

Gegenspieler der beiden Ritter ist kein mächtiger Kardinal, auch kein intriganter, machtlüsterner Mönch. Im Gegenteil: In einer Gastrolle spielt Alt-Dracula Christopher Lee ("Der goldene Kompass" – 2007; Der Herr der Ringe: Die Gefährten – 2001; Sleepy Hollow – 1999; Gremlins 2 – Die Rückkehr der kleinen Monster – 1990; Die Rückkehr der Musketiere – 1989; 1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood – 1979; "Bäreninsel in der Hölle der Arktis" – 1979; Airport III – Verschollen im Bermuda-Dreieck – 1977; James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt – 1974; Die vier Musketiere – 1974; Die drei Musketiere – 1973; Dracula jagt Mini-Mädchen – 1972; Das Privatleben des Sherlock Holmes – 1970; Dracula – 1958) den Kardinal d’Ambroise, der die Ritter auf ihre Mission schickt, als von der Pest halb verfaulten Fleischklops, der nicht mehr lange leben wird. Es gibt einfach keinen Gegenspieler. Erst am Ende tanzen die Dämonen auf Playstation-Niveau Ringelreihen, es zischt, es knallt und dann ist der Spuk auch wieder vorbei. Bis dahin erleben wir, was die Handwerker der Filmproduktion für beeindruckende matschige Mittelalter-Wohnflächen und -Sümpfe gebaut haben. Eine Zeit lang nimmt einen der Dreck und die ständige feuchte Kälte im Kinosessel richtig mit. Sie reichen aber nicht, um Spannung aufzubauen.

Der Frage, ob das Mädchen tatsächlich eine Hexe ist, wird nicht nachgegangen. Die sie transportierenden Männer halten sich selbst für zu wenig gebildet, um der Sache auf den Grund zu gehen; deshalb wollen ja alle zum Kloster zu den gebildeten Mönchen, die die einzige Ausgabe eines geheimnisvollen Buches besitzen, mit dessen Hilfe man eine Hexe sicher entlarven können soll; dass die Gefangene unterwegs den jungen Messdiener Kay mit einer Hand vor einem Sturz in die Tiefe rettet, gibt ein paar rätselhafte Hinweise, die aber nicht weiter erörtert und im Finale aufgelöst werden – und dort gleich offenbaren, dass Dämonen auch nur mit Wasser kochen. Die Auflösung der Geschichte rund um die verdächtigte junge Frau fächert einen irren Plan auf, der kompliziert und fehleranfällig ist; einfacher wäre es für den wie Kai aus der Kiste in die Geschichte springende Dämon und seine „seit Jahrhunderten“ verfolgten Ziele sicher gewesen, einfach in das Kloster zu schweben und dort zu erledigen, was er erledigen will. Aber dann hätte es natürlichen diesen Film mit dieser Reise durch angeblich gefährliche Wälder und über morsche, verfaulte Holzbrücken, die über tiefen Schluchten schwanken, nicht gebraucht.

Nichts fesselt an diesem Film. Hier und da gibt es Szenen, bei denen man in einer alkoholisierten Donnerstagnacht mit Kumpels vor dem Bildschirm mal interessiert schaut, wie es wohl weitergeht. Aber sonst lenkt er nicht weiter vom Bier in der Hand ab.

Wertung: 2 von 8 €uro
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