Mr. Clay hat sich auf den ersten Blick ganz der Imkerei verschrieben hat. Doch als seine Nachbarin bei einer Telefon-Abzocke um ihr ganzes Erspartes erleichtert wird und sich daraufhin das Leben nimmt, müssen seine Bienen zurückstehen. Denn nun ist einzig und allein die Rache sein Fokus.
Auch wenn er jeden Finger jedes Beteiligten einzeln abtrennen muss, er wird nicht stoppen, bis er die ganze für die Scams verantwortliche Organisation zerstört hat. Schnell stellt er auf seinem Rachefeldzug jedoch fast, dass die Betrüger mächtiger als zunächst vermutet sind.
Doch auch seine Gegner müssen bald schmerzlichst lernen, dass sie es hier nicht mit einem einfachen Imker, sondern einem ehemaligen Spezialagenten einer mysteriösen Organisation, die den Namen "Beekeepers" trägt, zu tun haben …
Wie lang ist das eigentlich her, dass wir im Kino mit offenem Mund gestaunt haben, weil es eine super geheime Geheimorganisation im Auftrag eines US-Geheimdienstes gibt? Sehr lang. Würden die alle nebeneinander existieren, diese Abteilungen, die auf eigene Faust, ohne Kontrolle durch die offiziellen paar Geheimdienste, gäbe es in Washington nicht genügend Garagen, Hinterhöfe und 5 Sterne Hotels für alle. Jetzt kommen die Beekepers ("Imker") dazu. Auch die operieren allein, sind keinen Weisungen von irgendeiner Behörde unterstellt; sie entscheiden selbst, ob sie eingreifen und haben offenbar unbegrenzten Zugriff auf alle Waffen, die sie haben möchten. Und getreu dem Motto eines Bienenvolkes greifen sie nur ein, wenn das Volk von außen bedroht, die biologische Reinheit des Bienenstocks gefährdet ist oder, wenn die Bienenkönigin schlechten Nachwuchs zeugt.
Die Beekeepers wären ganz nach dem Geschmack aller Faschisten weltweit. In deren Augen ist diese Welt – wir – bedroht von bösen Hornissen, die unseren jeweiligen Way of Life unterwandern. Im vorliegenden Film von David Ayer (Suicide Squad – 2016; Sabotage – 2014; Herz aus Stahl – 2014) sind das ein paar Digital-Kids, die mit geheimer CIA-Software ein Phishing-Imperium aufgebaut haben, das sogar den – erfolgreichen – Wahlkampf der US-Präsidentin finanziert hat. Gegen sie tritt an ein schweigsamer Imker. Wir lernen ihn kennen, als er seine Nachbarin, eine freundliche alte Dame, von einem Hornissennest befreit und dann wieder zu seinen geliebten Bienen zurückkehrt. Nachdem die Nachbarin dann Opfer der Phishing-Gauner geworden ist, ihre Konten bis auf den letzten Cent leer geräumt sind, darunter eines, auf dem zwei Millionen Dollar einer Stiftung für Kinder in Not lagen, erklärt der Imker das Gewaltmonopol des Staates, in dem das FBI den Gangstern seit zwei Jahren auf den Fersen ist, ohne aber einen Anhaltspunkt generiert zu haben, für außer Kraft gesetzt und greift durch. Das kann er überraschend gut, denn der Imker ist kein hilfsbereiter Tierfreund. Der Imker war mal Teil besagter Beekeeper-Truppe.
Im anrollenden US-Wahlkampf hat Donald Trump die Washingtoner Regierungsblase in Teilen als „Ungeziefer“ bezeichnet – er hätte wohl auch Hornissen sagen können. Im Beekeeper-Film ist die Regierungsblase insofern verwickelt, weil der Oberschurke der Sohn der aktuellen US-Präsidentin ist, womit das Drehbuch insinuiert, dass auch die Präsidentin selbst in schmutzige Geschäfte verwickelt ist; Donald Trump versucht seit Jahren, dem Sohn von US-Präsident Joe Biden, Hunter, schmutzige Geschäfte und Korruption anzuhängen. Solche Bezüge aus der Wirklichkeit nähren das latente Misstrauen des Kinogängers gegen die da oben und geben dem Film dann mehr Tiefe, als der eigentlich hat. Letztlich ist es nur ein minderguter Akschnfuim. Neu ist der Plot ja beileibe nicht: Arnold Schwarzenegger, Jean-Claude van Damme oder Steven "nur der Koch" Seagal haben solche ehemaligen Mitglieder einer supergeheimen Geheimtruppe schon in den 1980er Jahren etabliert. Aus diesen Filmen sprießt das tiefe Misstrauen gegen einen Staat, der die Sache mit den Hornissen nicht mehr in der Hand hat, und das zum Vorwand für einen mal mehr mal weniger gelungenen Ballerfilm benutzt.
Der Plot ist im zeitgenössischen Kino das ureigene Terrain von Jason Statham, der hier auch als Produzent auftritt ("The Expendables 4" – 2023; Meg 2 – Die Tiefe – 2023; Fast & Furious 10 – 2023); Fast & Furious 9 – 2021; Cash Truck – 2021; Fast & Furious: Hobbs & Shaw – 2019; Meg – 2018; The Fast & the Furious 8 – 2017; The Mechanic: Resurrection – 2016; Spy: Susan Cooper Undercover – 2015; Homefront – 2013; Parker – 2013; The Expendables 2 – 2012; Killer Elite – 2011; The Mechanic – 2011; The Expendables – 2010; Transporter 3 – 2008; Transporter – The Mission – 2005; "Die Schwerter des Königs – Dungeon Siege" – 2007; Crank – 2006; Collateral – 2004; The Italian Job – Jagd auf Millionen – 2003; The Transporter – 2002; Ghosts of Mars – 2001; Snatch – Schweine und Diamanten – 2000; Bube Dame König grAS – 1998). Wieder spielt er den ruhigen, bescheidenen Typ mit Vergangenheit, der noch einmal sein ehemaliges Ich von der Leine lässt und für ordentlich Blutzoll sorgt. Seine Gegner räumt er in schnellen Bewegungen, geschickten Manövern und harten Ellenbogen-Stößen aus dem Weg. Einem führenden Ganoven aus dem mittleren Management der Betrugsfirma sägt er die Finger der rechten Hand ab und stürzt ihn später, an einen Pick-Up-Truck gekettet, in einen Fluss. Diese Gewalt sticht derart aus dem Prügel-Salto-Baller-Brei des Films heraus, dass man kurz meint, einen überdurchschnittlich brutalen Film gesehen zu haben. Hat man aber nicht. Der Rest des Rachefeldzugs läuft ab nach Schema F, zu schnell geschnitten, um die Kunst der Stuntleute angemessen würdigen zu können, aber auch so dosiert, das Jason Statham als Imker genügend Raum hat, dem Film ein wenig Wärme zu geben, mit der der Zuschauer sich identifizieren mag.
Wobei das Zielpublikum dieses Films, wie der schweifende Blick durch den Kinosaal vermuten lässt, eher nicht auf menschliche Wärme zur Identifikation mit einer prügelnden Filmfigur wartet. Hauptsache, die Typen, die aussehen wie Wandschränke, kriegen ordentlich eins auf die Nuss.