IMDB

Plakatmotiv: Alarmstufe: Rot (1992)

Ein blondes Playmate macht aus
Steven Seagal einen Menschen

Titel Alarmstufe: Rot
(Under Siege)
Drehbuch J.F. Lawton
Regie Andrew Davis, USA 1992
Darsteller

Steven Seagal, Tommy Lee Jones, Gary Busey, Erika Eleniak, Colm Meaney, Troy Evans, Patrick O’Neal, Andy Romano, Nick Mancuso, Glenn Morshower, Damian Chapa, David McKnight, Lee Hinton, Leo Alexander, John Rottger, Brad Rea, Michael Welden, Bernie Casey, Rickey Pierre, Raymond Cruz u.a.

Genre Action
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
25. Februar 1993
Inhalt

Die USS Missouri gehört zum alten Eisen, das Kriegsschiff soll nach einer letzten Reise ausgemustert werden. Eigentlich sollte der Schiffskoch Casey Rybeck dabei das Essen für die Geburtstagsfeier seines Captains ausrichten, stattdessen sitzt er eingesperrt in der Kühlkammer, weil er sich mit Commander Krill angelegt hat.

Krill hat nämlich ganz eigene Pläne für die Party und lässt per Helikopter Essen und Unterhaltung für die Mannschaft einfliegen, allerdings hat sich der Terrorist William Strannix unter die gebuchte Band gemischt und übernimmt das Kriegsschiff.

Gemeinsam mit Krill bringt Strannix die Mannschaft und atomare Langstreckenwaffen in seine Gewalt. Allerdings hat er übersehen, dass sich hinter Rybeck nicht nur ein einfacher Koch, sondern ein gut ausgebildeter Elitesoldat verbirgt.

Der ehemalige Navy Seal entkommt aus seinem Gefängnis und will um jeden Preis das Schiff zurückerobern …

Was zu sagen wäre

Mit diesen Terroristen ist nicht zu spaßen. Die erschießen wehrlose, junge Soldaten von hinten, jeden Aufrührer unter ihren Geiseln und dessen Nebenmann gleich dazu. Gefangene sind Ballast. Da braucht es schon besondere Typen, um die Schurken in den Griff zu kriegen.

Actionhelden zu etablieren ist gerade nicht besonders einfach: Bruce Willis ist auch mit dem zweiten Stirb Langsam als überforderter Held von nebenan sehr erfolgreich, Arnold Schwarzenegger im zweiten Terminator legendär, ja sogar humorbegabt und für den fröhlichen Action-Nachmittag haben wir Mel Gibson und Danny Glover im zweiten Aufguss ihrer erfolgreichen Lethal Weapon-Reihe. Das bietet für einen Actioner mit Steven Seagal (Zum Töten freigegeben – 1990; "Nico" – 1988) nicht die besten Voraussetzungen – warum braucht man den? – , zumal Seagal nicht den Charme von Gibson, nicht die Kumpel-Empathie von Willis und nicht die Selbstironie von Schwarzenegger hat.

Aber! So wie James Cameron aus Arnold Schwarzenegger einen Klassiker gemacht hat, gelingt das Andrew Davis auf niedrigerem Niveau mit Steven Seagal. "Alarmstufe: Rot" folgt dem dramaturgischen Muster von Stirb Langsam, bei dem erst ein Hochhaus, dann ein Flughafen Schauplatz einer grotesken Geiselnahme werden; hier nun ist es ein Kriegsschiff.

Eines, das abgewrackt werden soll, aber seltsamerweise noch fully armed ist; bei dem nicht einmal die atomaren Tomahawk-Raketen entfernt worden sind … naja, Schwamm drüber.

Davis und sein Drehbuchautor J.F. Lawton rühren eine Palette von Charakteren zusammen, die mich fesseln. Gary Busey (The Player – 1992; Gefährliche Brandung – 1991; Predator 2 – 1990; Plakatmotiv (US): Under Siege – Alarmstufe: Rot (1992) Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis – 1987; Werwolf von Tarker Mills – 1985) als Verräter und Arschloch ist ein klasse eitler Antagonist, der keinen anderen Zweck erfüllt, als gehasst werden zu sollen. Tommy Lee Jones hingegen (JFK – Tatort Dallas – 1991; Airborne – 1990; "Black Moon" – 1986; "Die Augen der Laura Mars" – 1978) ist ein Terrorist, der mit schwarzer Sonnenbrille, Nietenbeschlagener Lederjacke und Fetzen-Jeans die Antithese des intellektuellen Hans Gruber und einen wunderbar clever durchgeknallten Kaltblüter darstellt.

Und dann ist da in der Hauptrolle Steven Seagal ("Deadly Revenge" – 1991; "Zum Töten freigegeben" – 1990; "Hard to Kill" – 1990; "Nico" – 1988). Wir kennen ihn als Jean-Claude van Damme 2.0 – ein schweigsamer Einzelgänger, der mit Handkante und sonstigem Gerät klar Schiff macht. Das bietet Material für Ex-und-Hopp-Action, macht aber die Akteure nicht sympathisch. Andrew Davis macht aus Seagal einen coolen Koch, der seinen ursprünglichen Job als Special-Force-Mann wegen pfuschender Geheimdienste nicht mehr ausführen kann. Das kann einen Mann wie Casey Rybeck aber nicht aus der Ruhe bringen. Mit eleganten Bewegungen gleitet er durch die Bedrohung wie ein Balletttänzer, baut mit feinfühligen Uhrmacherfingern Sprengsätze aus Putzmitteln und rekrutiert nebenbei ein paar kernigen Marine-Soldaten und ein Playmate, die bezaubernde (naja, okay … für Jungs bezaubernde) Erika Eliniak. Die war tatsächlich mal ein Playmate of the Month und Andrew Davis zeigt uns auch, was in diesem Job ihre Vorzüge waren. Aber er gibt ihr darüberhinaus ein paar smarte Szenen, die mal ihr, mal Seagals Leben retten; kurz: Sie bekommt ein eigenes Leben innerhalb der Actionchoreographie.

Eleniaks Jordan Tate macht den Film mit ihrer Angst vor Schusswaffen, vor Gewalt und mit ihrem Überlebenswillen für uns im Kinosessel zugänglich. Denn im Krisenzentrum sitzen Geheimdienstbeamte, deren einziges Begehr es ist, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Dazu Militärs, denen nichts anderes einfällt, als gegen alle Regeln der Vernunft Raketen gegen das gekaperte Schiff einzusetzen, sowie Bürokraten, die darauf warten, dass ein anderer die Verantwortung übernimmt. Menschen sitzen da nicht.

Bei aller Brutalität ist "Alarmstufe: Rot" ein unterhaltsames Actionvehikel, das seinem Hauptdarsteller Steven Seagal vielleicht doch noch den Weg in die A-Liga der Actionstars ermöglicht.

Wertung: 5 von 10 D-Mark
IMDB