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Plakatmotiv: Elio (2025)

Ein charmanter Höhepunkt unter
den mittelmäßigen Pixar-Filmen

Titel Elio
(Elio)
Drehbuch Julia Cho & Mark Hammer & Mike Jones
Regie Adrian Molina + Madeline Sharafian + Domee Shi, USA 2025
Darsteller
Yonas Kibreab, Zoe Saldaña, Remy Edgerly, Brad Garrett, Matthias Schweighöfer, Jameela Jamil, Young Dylan, Jake Getman, Matthias Schweighöfer, Ana de la Reguera, Atsuko Okatsuka, Shirley Henderson, Naomi Watanabe, Brendan Hunt, Anissa Borrego, Shelby Young, Bob Peterson, Kate Mulgrew u.a.
Genre Trickfilm, Abenteuer
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
19. Juni 2025
Inhalt

Elio ist elf Jahre alt und fühlt sich ganz allein auf der Welt. Seine Eltern sind kürzlich gestorben, jetzt wohnt er bei seiner Tante Olga, Major bei einer Army-Einheit, die in einer riesigen Teleskopanlage herumtreibenden Weltraumschrott überwacht. Die Tante kümmert sich rührend um den Jungen, stellt dafür eigene Ambitionen auf die Teilnahme an einem Raumfahrtprogramm hintan, bekommt aber keine Draht zu dem nach dem Tod der Eltern verschlossenen Jungen, der davon träumt, dass ihn Außerirdische abholen und mit in die Tiefen des Alls nehmen.

Man muss, wie man so sagt, vorsichtig sein mit seinen Wünschen. Mitten in der Nacht, im strömenden regen in einem Feriencamp, leuchten sie plötzlich über ihn und ziehen ihn an Bord. Die Aliens aus aller Herren Galaxien halten Elio für den auserwählten, intergalaktischen Botschafter der Erde. Elio ist damit sehr einverstanden, allerdings erwarten die Außerirdischen, dass er ihnen nun erst einmal hilft, den Zorn des schwer bewaffneten, schlecht gelaunten galaktischen Wüterichs Lord Grigon zu bändigen, der die Welt der unterschiedlichen Aliens, das Communiversum, vernichten will.

Während der kleine Junge dem schrecklich fauchenden Monster gegenübertritt, lernt er dessen netten Sohn kennen, während auf der Erde seine Tante Olga von einem Elio-Klon irritiert wird, der sie von Elios Verschwinden ablenken soll, sich aber so gar nicht Elio-like verhält …

Was zu sagen wäre

Als Elio in einem Raumfahrtmuseum eine Animation zur Raumsonde Voyager 1 sieht, die 1977 ins All geschickt wurde, um irgendwo Lichtjahre entfernt Kontakt zu fremden Spezies herzustellen, kullert ihm eine Träne aus dem Auge. Die sich stetig weiter von der Erde entfernte Sonde erscheint ihm genauso einsam wie er sich selbst. Ab diesem Moment ist der Junge rettungslos an das Universum da draußen verloren. Elio hätte freilich auch in eine TV-Ausstrahlung von E.T. – Der Außerirdische stolpern können. Aus diesem Film, der damals ähnlich Tränen zog, zitiert die jüngste Pixar-Produktion mit Wonne – und aus allen anderen SciFi-Kassenschlagern der vergangenen 50 Jahre. In der bunten Alienschar im Communiversum, deren Plenarsaal visuell an den aus Star Wars: Angriff der Klonkrieger angelehnt ist, finden wir auch die Sandwürmer aus den jüngsten Dune-Filmen.

Die Filmemacher denken die E.T.-Dramaturgie weiter: Was, wenn Elliott – einsamer Junge, der unter der Scheidung seiner Eltern leidet – damals seinem außerirdischen Freund so nachgetrauert hätte, dass er ihn und seine Leute zurück ruft und die ihn mitnehmen? Sein Beinahe-Namensvetter aus dem Jahr 2025 ist der klassische Disneyjunge. Er fühlt sich missverstanden, allein auf der Welt – und da will er lieber weg von dieser. Er baut sich ein – technisch fragwürdiges – Telefonieren nach Haus-Funkgerät, über das er prompt zwei Altersgenossen gegen seine Einsamkeit am irdischen Strand kennenlernt, aber da ist seine Weltraumsehnsucht längst mit ihm durchgegangen. Elio will nur noch weg. Schafft das. Und muss nun für dieses Glück bezahlen, indem er die Disney-Lektion lernt: Sei! Du! Selbst!

Aber um man selbst sein zu können, muss man ja erst einmal herausfinden, wer man denn eigentlich ist. Elio lernt sich in einem prachtvollen, üppig bunten Bilderbogen kennen zwischen Außerirdischen in allen Formen und Farben, die an meine Nachbarin, an James Camerons Alien aus The Abyss, mal an ein Wassereis mit Pfirsichgeschmack, an einen luftigen Gestaltwandler oder an ein Holzspielzeug erinnern; und wer möchte, findet sogar den Deal-begeisterten 47. Präsidenten der USA in diesem Film – die Phantasie ist mit den Pixarkünstlern wie gewohnt durchgegangen.

Das wird mal brillant wie in Toy Story, Findet Nemo oder Alles steht Kopf. Oder es geht schief, wie zuletzt in Elemental. Im vorliegenden Fall entwickelt sich ein zwar formelhaftes, aber herzerfrischendes Abenteuer in bester Goonies-Tradition mit einer wunderbaren Tante Olga, die auch erst lernen muss, wie das geht, der Umgang mit Kindern, und mit der Erfüllung von lauter Träumen, deren Erfüllung wir im Alltag vor der Kinotür gelernt haben, nicht so hinterherzuhecheln.

In "Elio" werden dauernd Träume erfüllt, wird Liebe charmant an unerwarteter Stelle beschworen, wird das ganze Universum zu einem Zoo menschlicher Unpässlichkeiten und die unmögliche Freundschaft zwischen einem Jungen und einer, nun ja, Blattlaus zur Rettung der Galaxis. Der Film rührt das Herz.

Wertung: 7 von 8 €uro
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