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Plakatmotiv: Luca (2021)

Perfektes Sommerferienkino: Pixar
gibt Italien die Romantik zurück.

Titel Luca
(Luca)
Drehbuch Jesse Andrews & Mike Jones & Enrico Casarosa & Jesse Andrews & Simon Stephenson
Regie Enrico Casarosa, USA 2021
Stimmen

Jacob Tremblay, Francisco Palma Galisch, Jack Dylan Grazer, Oskar Hansch, Emma Berman, Marie Düe, Saverio Raimondo, Giovanni Zarrella, Maya Rudolph, Ranja Bonalana, Marco Barricelli, Claudio Maniscalco, Jim Gaffigan, Michael Iwannek, Stefano Zarrella, Lorenzo Crisci, Rosario Bona, Marina Massironi, Anke Reitzenstein, Elisa Gabrielli, Sabine Walkenbach, Giacomo Gianniotti, Dennis Schmidt-Foß, Sandy Martin, Katy Karrenbauer, Sacha Baron Cohen, Markus Pfeiffer, Mimi Maynard, Denise Gorzelanny, Jim Pirri, Stephan Baumecker, Gino La Monica, Reinhard Scheunemann u.a.

aufgeführt sind Stimmen der US- sowie der deutschen Synchronfassung

Genre Animation, Abenteuer
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
18. Juni 2021
Inhalt

Luca ist 13 jähre alt und er würde so gerne die Welt sehen. Allerdings die andere. Seine kennt er ja. Da gibt's nichts außer Fische zu hüten, sich nicht von der strengen Mutter erwischen zu lassen und den Festlandungeheuern aus dem Weg zu gehen. Luca lebt auf dem Meeresboden und, er weiß das nicht, aber die Festlandungeheuer, die oben an der Wasseroberfläche leben, neben Wesen wie Luca Meeresungeheuer. Lucas Oma hat mal was über die da oben erzählt. Es ist nämlich so, dass Meeresungeheuer, wenn sie an Land gehen, sich flugs in Festlandungeheuer verwandeln, also in Menschen.

An einem weiteren langweiligen tag beim Putzerfische hüten, trifft Luca Alberto. Auch Alberto ist ein Meeresbewohner, lebt aber schon länger an der Oberfläche auf einer einsamen Insel vor der italienischen Küste. Die beiden freunden sich an und beschließen, die Welt gemeinsam zu entdecken. Jedenfalls mal einen Tag lang, Luca muss ja zurück zu seinen Eltern. Aber Luca ist 13, die Welt ein großer Abenteuerspielplatz und ehe er sich's versieht, ist er unterm funkelnden Sternenhimmel eingeschlafen. Die Strafe lautet Hausarrest. Bei Onkel Udo, einem Anglerfisch aus den unheimlichen Tiefen des Meeres.

Das ist zu viel. Luca haut ab und taucht mit Alberto in dem Fischerdörfchen Portorosso an der Riviera ab. Als Teenagerjungs getarnt lernen sie bald die quirlige Giulia kennen, die ihre Sommerurlaube hier bei ihrem Vater verbringt und davon träumt, einmal den Portorosso Cup zu gewinnen: 200 Meter Schwimmen. Einen Teller Nudeln essen. Mit dem Rad über die hügelige Insel bis ins Ziel. In den zurückliegenden jähren hat Giulia das nie geschafft, musste sich nach den Nudeln immer übergeben, zudem macht Ciccio ihr das Leben schwer, ein arroganter Schnösel, der mit seiner Vespa das ganz Dorf in Aufruhr hält; und den Portorosso Cup jedes Jahr gewinnt.

Giulia ist also motiviert. Und die beiden komischen Jungs, Luca und Alberto, die zwar kaum drei meter auf dem Fahrrad hinbekommen – Meeresungeheuer hatten bislang wenig Verwendung für die Kunst des Fahrrad Fahrens (was Giulia freilich nicht ahnt) – wollen sich von dem Preisgeld unbedingt eine Vespa kaufen auf der sie Welt erkunde können, snd also auch hoch motiviert. So schließen die drei sich zu einem Trainingsteam zusammen, unterstützt von immer ausreichend Pasta von Giulias Vater und verfolgt von Lucas besorgten Eltern, die sich inkognito als Menschen unter die Dorfbewohner gemischt haben.

Aber die größte Gefahr bleibt das Wasser. Wenn Luca beim Balancieren über einen Brunnen ins Wasser platscht, fliegt seine Tarnung auf und wird die Dorfgemeinschaft, keine Freunde von Meeresungeheuern, kurzen Prozess machen. Dasselbe gilt, wenn es zu regnen beginnt …

Was zu sagen wäre

Die italienische Riviera ist für einen Jungen im Sommer eine Welt voller Möglichkeiten: Eis und Nudeln werden in Massen heruntergeschlungen und die Fahrt auf einem Motorroller gehört zum Lebensgefühl. Der italienische Küstenabschnitt ist der heimliche Star dieser jüngsten Pixar-Produktion, die sich nach dem Großkunstwerk Soul, in dem die Kinder weniger Freude hatten, als ihre sie begleitenden Eltern, wieder in erster Linie an die jüngere Zielgruppe wendet.

Drei Teenager leben den Sommer ihres Lebens, diesen einen Sommer, der in Erinnerungen immer der Sommer sein wird, der alle Sommer ist. Im Kern steht die Coming-of-Age-Geschichte Lucas', der scheinbar unüberwindbare Hindernisse überwinden muss, um seinen Traum zu verwirklichen. Am Anfang will er nur die Welt da oben kennenlernen. aber als Giulia ihm dann den Sternenhimmel erklärt und in Büchern zeigt, was es da noch alles gibt – und vor allem, dass die Sterne da oben eben keine, wie Alberto Luca erklärt hatte, leuchtenden Fische sind, sondern brennende Felsen in Galaxien in Universen – da will Luca unbedingt die Menschen-Schule besuchen; am besten zusammen mit Giulia in Genua. Dafür müssten aber zunächst einmal die Bewohner von Portorosso ihre Aversionen gegen Meeres-Ungeheuer ablegen, zu deren Gattung Luca gehört – wobei man den Begriff Ungeheuer hier nicht so streng nehmen darf; die Meeresungeheuer in Pixars neuem Film sind in etwa so gruselig, wie die Ungeheuer in Pixars Klassiker Monsters Inc.. Plakatmotiv: Luca (2021) Ciccio, der Schnösel, muss in die Schranken gewiesen werden, die Freundschaft zu Alberto, die Luca auf eine sehr harte Probe stellt, muss gekittet werden und alle drei – Luca, Giulia und Alberto – die sich als Die Außenseiter feiern, müssen lernen, dass es Außenseiter nur gibt, weil die anderen einen so sehen, ohne, dass man selbst deshalb nicht normal wäre. Letzteres ist die Botschaft, die Walt Disney jetzt der fünften Zuschauer-Generation einhämmert: Sei Du selbst, vertraue Dir, es gibt einen Grund, dass es ausgerechnet Dich gibt.

Und diesen Grund findet Luca in einem der bezauberndsten Orte der zurückliegenden Kinojahre. Das italienische Fischerdörfchen an der Riviera, das uns die Pixar-Animatoren hier präsentieren, entspricht so ungefähr exakt der Postkartenidylle, den des Regens müde Deutsche seit den 50er Jahren als Italien im Herzen tragen. Die Gassen sind eng und steil, die Auslagen mit buntem Obst überladen, immer scheint die Sonne, der Strand ist um die Ecke, die Alten beobachten das Treiben auf der Piazza von ihrer Bank aus, die Fischer fahren raus und sorgen für Nahrung und es gibt immer einen ordentlichen Teller Pasta. Bevölkert ist dieser Traumort mit Charakteren aus dem Bilderbuch des Klischee verarbeitenden Gewerbes, aber nie plump. Giulias riesenhaft und düster wirkender Vater, der nur einen Arm hat und wenig spricht, erweist sich als der Vater, der seine Tochter schützt, wie wir das erwarten, aber ohne drohenden Unterton als herzensguter Typ, den man gerne mal knuddeln würde. Seine Tochter Giulia ist einer dieser Trickfilmfiguren, von der wir gerne noch ein bisschen mehr sehen würden. Ihre mitreißende Begeisterung, ihr Wissensdurst, ihre Klamotten sind wunderbar!

Umweltverschmutzung? Overtourism? Kreuzfahrtschiffe? Klimakatastrophe? Nicht an jener Riviera, die uns die Pixeldesigner auf die Leinwand malen. Hier gibt es nur zwei Probleme: Meeresungeheuer und Ciccio, den Schnösel.

Beide Probleme werden auf leichte Weise aus der Welt geschafft, so leicht, dass Kinder fiebernd bis zum Finale dabei bleiben und deren Eltern mit einem Hach, war das wieder schön rasch noch den nächsten Italiener ansteuern. Das macht "Luca" zum perfekten Sommerferienfilm für alle, die wegen der Corona-Pandemie ihre Ferien lieber daheim verbringen. Schöner als hier werden wir Italien nie erleben.

Wertung: 5 von 8 €uro
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