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Plakatmotiv: Der Mackintosh Mann (1973)

Eiskalte Männer und
ebensolche Frauen

Titel Der Mackintosh Mann
(The MacKintosh Man)
Drehbuch Walter Hill
nach dem Roman "Lebenslänglich mit Rückfahrkarte" (The Freedom Trap) von Desmond Bagley
Regie John Huston, UK, USA 1973
Darsteller

Paul Newman, Dominique Sanda, James Mason, Harry Andrews, Ian Bannen, Michael Hordern, Nigel Patrick, Peter Vaughan, Roland Culver, Percy Herbert, Robert Lang, Jenny Runacre, John Bindon, Hugh Manning, Wolfe Morris u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
9. November 1973
Inhalt

Joseph Rearden, ein Agent des britischen Geheimdienstes, lässt sich bei einem Diamantendiebstahl in London erwischen, den sein Chef MacKintosh und dessen Assistentin Mrs. Smith eingefädelt haben. Im Gefängnis soll Rearden mit einer Fluchthelfer-Organisation Kontakt aufnehmen um herauszubekommen, wer an der Spitze dieser Gruppe steht. Diese Organisation hat schon zu viele gefangene Spione außer Landes gebracht. Mit der Hilfe der Gruppe gelingt ihm und einem sowjetischen Agenten namens Slade die Flucht. Sie werden in einem geheimen Haus in Irland festgehalten.

In London informiert MacKintosh seinen Freund, den Abgeordneten Sir George Wheeler, über seinen Plan. Wheeler ist aber in Wahrheit der Kopf der Fluchthelfer-Organisation. Kurz darauf wird MacKintosh von einem Auto überfahren. Rearden wird gefoltert, doch ihm gelingt die Flucht aus dem Landhaus.

Rearden ist nun auf sich allein gestellt und nur Mrs. Smith, die sich als Tochter von MacKintosh herausstellt, ist ihm eine Hilfe. Gemeinsam fahren sie nach Malta, um dort Wheeler zu stellen. Wheeler hat auf seiner Jacht Slade versteckt. Rearden verständigt die Polizei, während Wheeler Mrs. Smith in seine Gewalt bringt. Widerwillig und ergebnislos durchsucht die Polizei die Jacht. Dabei kann Rearden abermals fliehen.

In einer Kirche findet der Austausch, freies Geleit für Wheeler und Slade gegen das Leben von Mrs Smith, statt. Rearden ist nach kurzem Zögern einverstanden. Aber als Wheeler und Slade davon gehen, werden sie von Mrs. Smith erschossen.

Was zu sagen wäre

Der Score von Maurice Jahre hält die ersten 30 Minuten den Film zusammen, der bis dahin langsam, verwirrend – und männlich ist („Wollen wir bumsen?“) und in dem Spruch der Wärterin gipfelt „Ich habe vor Jahren aufgehört, eine Frau zu sein.“ Regisseur John Huston geht diese Geschichte altmodisch und dabei so viril an, wie wir das von ihm kennen ("Das war Roy Bean" – 1972; Casino Royale – 1967; Die Nacht des Leguan – 1964; Misfits – Nicht gesellschaftsfähig – 1961; Denen man nicht vergibt – 1960; Moby Dick – 1956; "Schach dem Teufel" – 1953; African Queen – 1951; Asphalt-Dschungel – 1950; Gangster in Key Largo – 1948; Der Schatz der Sierra Madre – 1948; Abenteuer in Panama – 1942; Die Spur des Falken – 1941), als schrieben wir das Jahr 1962, als James Bond im Kino erste Schlagzeilen hatte.

Plakatmotiv (US): Der Mackintosh MannSehr ruhig erzählt er eine dreifach gedrehte Geschichte über einen Mann, von dem man wenig mehr weiß, als dass er gerne „bumst“, über eine Fluchthilfeorganisation und über einen Unterhaus-Abgeordneten Sir George Wheeler, den James Mason spielt (Kalter Schweiß – 1970; Der Untergang des Römischen Reiches – 1964; Lolita – 1962; Der unsichtbare Dritte – 1959; Ein neuer Stern am Himmel – 1954; 20.000 Meilen unter dem Meer – 1954; Prinz Eisenherz – 1954; Julius Caesar – 1953) – und spätestens da haken wir ein: Mason? Vor dem muss man sich in Acht nehmen, das wissen wir seit Hitchcocks Der unsichtbare Dritte (1959).

Nach etwa 50 Minuten ist diese Geschichte ausgelutscht und in der irischen Einöde, die Kameramann Oswald Morris in großartige Farben und Perspektiven taucht, schalten John Huston und sein Autor Walter Hill ("Getaway" – 1972) einen Gang höher. Der Film hält zu jeder Zeit genug Rätsel bereit, um im Kinosessel neugierig zu bleiben, eine falsche Fährte folgt der nächsten, aber der Film nimmt sich selbst sehr ernst – ohne jeden Funken Ironie, den Genrevorbild Bond noch mit sich führt – ist auch ein wenig akademisch; denn denkt man kurz mal nach, ist die Story arg albern, weil zeitraubend: Ein Agent geht für 15 Monate ins Gefängnis, nur um eine Fluchthilfeorganisation zu unterwandern?

Der altmodisch wirkende Film ist klug erzählt, sophisticated inszeniert, ein wenig gelangweilt gespielt, weil Paul Newman (Sie möchten Giganten sein – 1971; Butch Cassidy und Sundance Kid – 1969; Indianapolis – 1969; Der Etappenheld – 1968; Der Unbeugsame – 1967; Man nannte ihn Hombre – 1967; Der zerrissene Vorhang – 1966; Ein Fall für Harper – 1966; Immer mit einem anderen – 1964; Der Wildeste unter Tausend – 1963; Haie der Großstadt – 1961; Exodus – 1960; Die Katze auf dem heißen Blechdach – 1958; Der lange heiße Sommer – 1958) wohl auch wusste, dass hier nichts Innovatives wartet.

Kurz: Wenn dieser Tage im Fernsehen James Bond jagt Dr. No oder einer der vielen anderen, billigeren, simpeleren Agentenfilme läuft, dann frage ich mich, warum ich noch Geld für ein Kinoticket wegen einer Agentengeschichte wie dieser ausgeben soll. Dieser Film ist dann eher was für Filmakademiker. Unterhaltsam, professionell gespielt … aber nicht mitreißend.

Wertung: 6 von 8 D-Mark
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