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Plakatmotiv: Prêt-à-Porter (1994)

Film wie ein Supermodel:
Es fehlt ihm an Fleisch

Titel Prêt-à-Porter
(Prêt-à-Porter)
Drehbuch Robert Altman & Barbara Shulgasser
Regie Robert Altman, USA 1994
Darsteller

Marcello Mastroianni, Sophia Loren, Anouk Aimée, Kim Basinger, Stephen Rea, Lauren Bacall, Tim Robbins, Julia Roberts, Lili Taylor, Tracey Ullman, Linda Hunt, Sally Kellerman, Forest Whitaker, Richard E. Grant, Rupert Everett, Teri Garr. Danny Aiello, Lyle Lovett, Jean-Pierre Cassel, Michel Blanc, Jean Rochefort, Anne Canovas, Tom Novembre, Chiara Mastroianni, Rossy de Palma, Tara León, Georgianna Robertson, Ute Lemper, Sam Robards, Kasia Figura, François Cluzet, Katarzyna Figura, Alexandra Vandernoot, Harry Belafonte, Cher, Paolo Bulgari, Jean-Paul Gaultier, Sonia Rykiel, Helena Christensen, David Copperfield, Linda Evangelista, Claudia Schiffer, Tatiana Sorokko, Christy Turlington, Naomi Campbell, Carla Bruni, Tatjana Patitz, Björk u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
30. März 1995
Inhalt

Ausgerechnet zu den herbstlichen Prêt-à-Porter-Modenschauen beißt deren Leiter Olivier de la Fontane ins Gras. Während die Geliebte trauert, tröstet sich seine Gattin mit ihrem Ex-Lover, der des Mordes an Olivier verdächtigt wird.

Doch die Show muss weitergehen, denn die Reichen und Schönen der ganzen Welt haben sich in Paris versammelt und wollen unbedingt gesehen werden. Und während die dummschwätzende Fernsehreporterin Kitti versucht, ihren Kolleginnen von Vogue und Elle ein paar Trends zu entlocken, landen zwei Journalisten, er Sport, sie Mode, zuerst per Zufall im selben Hotelzimmer und bald darauf im gemeinsamen Bett …

Was zu sagen wäre

Was um alles in der Welt läuft hier überhaupt. Können Sie mir sagen, was hier los ist? Was passiert hier? Die sind doch alle völlig verblödet und abgedreht!“ Das klingt, wie eine gute Zusammenfassung dieses Films von Robert Altman, dem Meister des Episodenfilms (Short Cuts – 1993; The Player – 1992; Der Tod kennt keine Wiederkehr – 1973; M.A.S.H. – 1970). Was passiert hier? Die Pariser Modewoche, die Prêt-à-Porter-Schauen.

Mit hohem logistischem Aufwand und dem weitläufigen Aufgebot an Topstars kreist Altman durch die Szene der Designer und Schauen, erzählt Epischen neben Episoden, klatsch und Tratsch aus dem Business, vage zusammengehalten durch die TV-Reporterin Kitty Potter, die keine Ahnung von Mode hat, sich aber dummes Zeug plappernd mit ihrer Kamera überall dazwischen drängt und am Ende zu der oben zitierten Zusammenfassung kommt.

Altman steigt gleich ein in die Szenerie. Er hat keine Hauptfigur. Sein Mittelpunkt ist die Modebranche selbst. Da taucht dann Marcello Mastroianni (Das große Fressen – 1973; "Was?" – 1972; Fellinis Roma – 1972; Mohn ist auch eine Blume – 1966; Das 10. Opfer – 1965; Achteinhalb – 1963; Das süße Leben – 1960) auf, der eine Krawatte kauft, die ihm hilft, in Paris Jean-Pierre Cassel zu finden, fremd gehender Ehemann von Sophia Loren (Treffpunkt Todesbrücke – 1976; Arabeske – 1966; "Geheimaktion Crossbow" – 1965; Der Untergang des Römischen Reiches – 1964; Ungezähhmte Catherine – 1961; El Cid – 1961; Hausboot – 1958). Nach dem nächsten Bildschnitt lernen wir die Herausgeberinnen drei Top-Magazine – Vogue, Elle, Harper's Bazar – kennen, die um Anerkennung und einen Starfotografen buhlen, der sie im laufe des Films vorführen wird. Wegen akuten Platzmangels stoßen in einem Hotelzimmer Julia Roberts und Tim Robbins (Die Verurteilten – 1994; Hudsucker – 1994; Short Cuts – 1993; The Player – 1992; "Cadillac Man" – 1990; Erik, der Wikinger – 1989; Howard – Ein tierischer Held – 1986; Top Gun – 1986; Der Volltreffer – 1985) aufeinander, sie gerade angereiste Modejournalistin, er Sportreporter, der eigentlich gerade abreisen wollte, von seiner Redaktion in den USA aber wegen eines prominenten Todesfalles während der Modewoche – Jean-Pierre Cassel ist zwischenzeitlich erstickt – in Paris gehalten wird. Plakatmotiv: Prêt-à-Porter (1994) Die beiden werden ihr Hotelzimmer nicht verlassen, er Modeberichte aus dem Fernsehen abschreiben und als Eigenleistung in die Redaktion diktieren, sie zu viel trinken und die Zeit mit ihm im Bett verbringen. Des Weiteren sind da Modedesigner, die hetero verheiratet, heimlich aber schwul sind. Diesem Reigen schauen wir mehr als zwei Stunden zu.

Der logistische Aufwand ist bewundernswert. Altman hat während der Modewoche gedreht, an Originalschauplätzen, hat ein paar promis in die Handlung eingebaut und seine erfundenen Episoden elegant mit der Realität verwoben. Handwerklich ist das zum niederknien. Erzählerisch nicht. Altmans betonte Nicht-Dramaturgie treibt die Kamera durch die Nächte, Schauen, Betten und Restaurants, wo sie sich bald verliert im vielen Glanz von Geschmeide und großen Namen.

Immer wieder, um die abgehobene Welt des schönen Scheins zu erden, schaltet Altman zur Pariser Polizei, die den Todesfall zu Beginn untersucht, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass Cassel, der hier den Chef der Modewoche spielt, ermordet wurde. Da wird sonst nichts weiter erzählt, die Polizisten wundern sich über den Trubel hinter den Kulissen, sind düpiert über nackte Models, die durchs Bild laufen. Aber es entwickelt sich da keine Handlung. Auch das Dreiecksverhältnis Cassel, Loren, Mastroianni wird nicht aufgelöst. Cassel ist mit Loren verheiratet, hat ein Verhältnis mit Anouk Aimée, während die früher mit Mastroianni verheiratet war, den sie jahrelang für tot hielt, während der in Wirklichkeit in Moskau weilte. Auch daraus entwickelt sich nichts weiter. Was das Plakat von den Litfaßsäulen tönt, „Sex. Gier. Mord.“ ist das in der Mode übliche lautes Geklingel, das keinen Gegenwert hat.

Der Film ist ein buntes Potpourri mal amüsanter, mal dröger Situationen, das Altman souverän komponiert, ohne Tiefe daraus zu gewinnen. Wie in der Mode bleibt am Ende nichts weiter als der schöne Schein. Darunter findet man abgemagerte Models hier und leere Seiten dort. In beiden Fällen aber: kein Fleisch.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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