„Eine Mannschaft wird heute Abend mit dem Stanley Cup das Eis dieses Stadions verlassen!“ Da irrt sich der Reporter aber gewaltig. Im Civic-Stadion fiebern 17.000 begeisterte Eishockey-Fans dem Finale um den Stanley-Cup entgegen. Keiner der Zuschauer ahnt, dass sich bewaffnete Terroristen unter der Führung des Ex-CIA-Mannes Joshua Foss Zugang zur Loge des Vizepräsidenten der Vereinigten Saaten verschafft haben. Die Attentäter verlangen 1,7 Milliarden Dollar oder das ausverkaufte Eishockey-Stadion fliegt am Ende des Matches in die Luft
Als sie auch noch die kleine Emily in ihre Gewalt bringen, machen die Verbrecher allerdings einen mächtig großen Fehler. Mit Emils Vater, Darren MacCord, ist nicht zu spaßen. Der kennt das Stadion gut, ist für den Brandschutz vor Ort zuständig. Er ist mit seinen beiden Kindern zu diesem Endspiel ins Civic-Stadion genommen.
Auf sich allein gestellt, beginnt MacCord damit, die Bomben zu entschärfen und die Terroristen auszuschalten, einen nach dem anderen. Bis zum Spielende sind es aber nur noch wenige Minuten. Das einzige, was Darren – und den 17.000 Fans im Stadion sowie den Spielern auf dem Eis – jetzt noch helfen kann, ist die Verlängerung, der "Sudden Death" …
Der Titel des Films klingt martialischer als er ursprünglich gemeint war. Um Tod geht es nur indirekt. Steht es im Eishockey nach regulärer Spielzeit unentschieden, geht das Spiel in die Verlängerung, die beendet ist, sobald dort das erste Tor fällt. Die Mannschaft des Torschützen hat gewonnen, die Verlierer erleiden den plötzlichen Tod, den Sudden Death. Die Regel ist Vorbild für die Golden-Goal-Regel, die seit einigen Jahren im Fußball gilt. Im vorliegenden Film aber sorgt der plötzliche Tod dafür, Leben zu verlängern – dass dem umtriebigen Feuerwehrmann Darren MacCord mehr Zeit bleibt, das Stadion, den Vizepräsidenten und die 17.000 Zuschauer zu retten.
Die Grundstruktur dieses Thrillers ist seit 1988 bekannt, seit Bruce Willis im Alleingang ein weihnachtlich gesinntes Hochhaus von Terroristen reinigte. Bruce Willis ist hier Jean-Claude Van Damme, das Hochhaus ist ein Eishockeystadion und die Terroristen weisen ähnlich ihren Vorläufern im Nakatomi Tower den Begriff Terrorist empört zurück, „ich bin Profikiller“. Angeführt werden sie von einem ehemaligen CIA-Mann, der von sich selbst behauptet, „noch dabei“ zu sein – eine für allerlei Wendungen geeignete Volte, die aber dann nicht weiter verfolgt wird. Joshua Voss hat es auf 1,7 Milliarden Dollar abgesehen, die die USA auf geheimen Konten liegen haben, Vermögen, das sie anderen Staaten eingefroren haben, eine politische Agenda, die international schon mal gegen süd- und mittelamerikanische Drogenbarone und nicht kommode kommunistische Regime zur Anwendung kommt. Peter Hyams geht in seinem Film davon aus, dass die betroffenen Länder das Geld ohnehin nicht wiedersehen, die USA das geheime Vermögen statt dessen für allerlei, naja was auch immer verwenden. Obergangster Voss hat einen Transaktionsmarathon in Gang gesetzt, bei dem die beteiligten Banken, wie er vorrechnet, am Ende an Gebühren und Anlagepauschalen rund 500 Millionen Dollar einbehalten. die restlichen 1,2 Milliarden sollen unter all den Profis verteilt werden, die an dem Coup beteiligt sind. Powers Booth ("Bio-Force" – 1995; Tombstone – 1993; Ausgelöscht – 1987; Der Smaragdwald – 1985"; "Die rote Flut" – 1984) spielt den Joshua Voss als charmanten wie nonchalanten Killer im Smoking. Die Rolle wirkt ihm auf den Leib geschrieben.
Um die Dramaturgie aufzupeppen, der es mittlerweile an Überraschungen mangelt, nachdem auch Steven Seagal schon Die-hard-mäßig in Alarmstufe: Rot (1992) im Alleingang ein Kriegsschiff von Terroristen befreit hat, läuft parallel zur Bombenentschärfung das Finalspiel um den Stanley Cup. Peter Hyams (Timecop – 1994; Narrow Margin – 12 Stunden Angst – 1990; Presidio – 1988; Diese Zwei sind nicht zu fassen – 1986; 2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen – 1984; Ein Richter sieht rot – 1983; Outland – Planet der Verdammten – 1981; Unternehmen Capricorn – 1977) verknüpft die terroristische Erpressung mit dem Ablauf der jeweiligen Spieldrittel; ist zum Ende des ersten Drittels nicht ein Drittel der geforderten Summe überwiesen, stirbt eine Geisel. Sind zum Ende des zweiten Drittels nicht zwei Drittel überwiesen, sterben zwei weitere Geiseln. Sind mit Spielende nicht die ganzen 1,7 Milliarden überwiesen, fliegt das Stadion in die Luft. Daraus ergeben sich mehrere Die-Zeit-läuft-ab-Thrills, die im Zusammenhang mit schnell geschnittener Puck-Action und Prügelszenen einen kurzweiligen Actioner ergeben. Während draußen also ein Eishockey-Krimi tobt (dessen Ergebnis für den Zuschauer im Kinosessel zwar unerheblich ist, der aber dennoch Nailbiting-Momente hat), prügelt sich der unerschrockene Feuerwehrmann durch Küchen mit heißem Bratfett und Fitnessräume mit Hantelstangen und schmerzhaften Kniebeugern. So ist immer was los.
Genreüblich ist Darren MacCord in allem das Gegenteil des smarten Gangsters in der Ehrenloge. Ein Feuerwehrmann mit Trauma, geschieden und ganz alleine im Kampf gegen die Killer. Und während Joshua Voss oben Krabben schluckt, rennt MacCord durch die kalten Versorgungsschächte auf der Suche nach den Bomben, deren Verstecke er aufgrund seine beruflichen Kenntnis des Stadionbaus nur ahnen kann. Für Jean-Claude Van Damme ("Streetfighter" – 1994; Timecop – 1994; Harte Ziele – 1993; Last Action Hero – 1993; Ohne Ausweg – 1993; Universal Soldier – 1992; Geballte Ladung – 1991; "Leon" – 1990; "Cyborg" – 1989) ist das eine ebenso dankbare wie schwierige Rolle. Schwierig, weil er seine Karatekunst nicht anwenden darf, er spielt ja einen einfachen Mann aus dem Volk mit dem Herz am rechten Fleck. Dass so einer Karate kann, müsste man zeitraubend erklären. Heißt: Er muss sich als Normalo mit Fäusten, Stangen und Pfannen durch die Katakomben prügeln. Dankbar andererseits ist die Rolle, weil Van Damme mal einen Familienvater spielen darf, nicht nur einen Cyborg, Befehlsempfänger oder sonstwie Einsilbigen. Hier profiliert er sich auf niedrigem Niveau, das Familiendrama mit Feuertrauma, Scheidung und einem Sohn, der den Glauben an ihn verloren hat, wird nur angerissen, nicht vertieft, bevor wieder geschossen wird.
An den Kindern scheitert die an sich grundsolide Achterbahnspannung des Actionfilms, dessen Aufgabe es nicht ist, die Weltläufte zu diskutieren oder Probleme des menschlichen Zusammenlebens zu beleuchten. Actionfilme sollen mit Spektakel unterhalten, dafür muss innerhalb ihrer Struktur alles stimmen, wenn die Oktanzahl mal kurz runter geht. Aber über Emily und Tyler stolpert die Dramaturgie. Tyler, gespielt vom pummelig gewordenen Ross Malinger (Sleepless in Seattle – 1993), macht sich dauernd über seinen Vater lustig, weil der ja „gar kein richtiger Feuerwehrmann“ mehr ist (Stichwort Trauma: MacCord hatte vor einigen Jahren ein kleines Mädchen nicht vor dem Feuertod retten können. Das nagt an ihm.), sitzt unbewegt in seiner Sitzschale im Hallenblock D10 und verfolgt das spannende Eishockeyspiel, als gebe es nichts langweiligeres. Dabei wurde er eingeführt als einer, der seinen Stiefvater sofort links liegen lässt, wenn sein richtiger Vater – „Daddy!!!“ – auftaucht und Tyler war begeistert, dass Daddy ihn mit der Final-Karte überraschte. Die bräsige Teilnahmslosigkeit im Zuschauerblock wirkt, als habe Peter Hyams mit dem Jungen nichts weiter anfangen können. Im Kinosessel fällt so eine Leerstelle auf.
Dann ist da noch Emily, etwa 11 Jahre alt, also ein Alter, in dem Kinder schon zwischen Hier und Dort, zwischen Nah und Fern unterscheiden können. Emily kreischt in den unmöglichsten Situationen – „Daddy … Daddy … Daddyyyy!“, obwohl Daddy gerade erkennbar mit Schlägern und Pistoleros woanders beschäftigt ist. Im nächsten Moment zieht sich das ängstliche Mädchen in schwindelerregender Höhe mit baumelnden Beinen mutig und eigenständig an einem Gitter hoch – wo sehr deutlich eine ältere Stuntfrau in Kinderwäsche und Langhaarperücke zu erkennen ist – und hat auch genug Luft, um dem diabolischen Joshua Foss seine ganze Verachtung ins Gesicht zu speien: „Sie sind der gemeinste Mensch, den ich kenne.“ „Und warum meinst Du, bin ich so geworden?“ „Vielleicht war irgendwas mit Ihrem Gehirn nicht in Ordnung, als Sie geboren worden sind.“ „Kennst Du keine Jungs, die so böse sind, wie ich?“ „Aus meiner Schule würde man solche Jungs rausschmeißen.“ „Ach, da gibt es bestimmt ein oder zwei, die genauso sind. Ich werde Deinen Daddy töten. Was hältst Du davon?“ „Er hat mir versprochen, dass er mich nach Hause bringt. Er tut immer das, was er sagt!“ „Das tue ich auch.“ Das kleine, ängstliche Mädchen ist mit einem Mal ein rhetorisches Wunder an empörter Schlagfertigkeit. Solche dramaturgisch sinnlose Zurschaustellung von Kindern, die agieren, als wären sie viel älter, oder die gar nicht agieren, weil der Regisseur sie nicht lässt, reißt den Film mehrfach aus seinem Rhythmus.
An anderer Stelle gibt es einen schlampig inszenierten Verräter in den Reihen des Geheimdienstes, der überrascht zusammenzuckt, wenn wieder ein Rettungsplan unerwartet in die Luft fliegt und der dabei ehrlich erschrocken ist, auch wenn seine Agentenkollegen gerade woanders sind. Wieso erschrickt der Mann über Bomben der Terroristen, über die er als Insider doch eigentlich Bescheid weiß?
Der Actionfilm am Rande eines fiebrigen Eishockeyfinales ist okay. Er verliert, weil die Nebenfiguren schlampig ausgearbeitet sind. Ein Film, in dem ein Fremder den kleinen Tyler bedroht: „Ich warne Dich. Ich bin beim Geheimdienst.“ und der erfolgreich mit einem „Und ich bin ein kleiner Junge!“ kontert.