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Plakatmotiv: Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät (2012)

Asterix verrät seinen Freund Obelix.
Der Film verrät Asterix' Wesenskern.

Titel Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät
(Astérix & Obélix: Au service de sa Majesté)
Drehbuch René Goscinny & Laurent Tirard & Albert Uderzo
nach Motiven der Comics "Asterix bei den Briten" und "Asterix und die Normannen" von René Goscinny und Albert Uderzo
Regie Laurent Tirard, Fr., Esp., It., Ung. 2012
Darsteller

Gérard Depardieu, Edouard Baer, Dany Boon, Guillaume Gallienne, Vincent Lacoste, Valérie Lemercier, Fabrice Luchini, Catherine Deneuve, Charlotte Le Bon, Bouli Lanners, Luca Zingaretti, Filippo Timi, Niccolò Senni, Neri Marcorè, Tristán Ulloa, Javivi, Gérard Jugnot, Michel Duchaussoy u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
18. Oktober 2012
Inhalt

Cäsar startet eine Invasion Britanniens. Die Queen fürchtet, dass man den Römern, die mittlerweile das Dorf bombardieren, nicht mehr lange standhalten kann und schickt daher Teefax nach Gallien. Dort soll ein kleines Dorf nach wie vor Cäsars Eroberungsversuchen trotzen.

Bei diesem Dorf handelt es sich um das Dorf von Asterix und Obelix, die die Aufgabe haben, aus dem Neffen von Majestix, Grautvornix, einen richtigen Mann zu machen. Die beiden sehen dies als gute Übung für Grautvornix, und so nehmen sie ihn mit nach Britannien, um dem Dorf von Teefax ein Fass ihres Zaubertranks, der übermenschliche Kräfte verleiht, zu bringen …

Was zu sagen wäre

In ihrem Bemühen, einen Comic, der 1966 erschienen, ins 21. Jahrhundert zu retten, haben die Produzenten der Asterix-Filme ihre Figuren verraten und den Kern der Geschichten über Bord geworfen. Asterix sucht eine Lebensgefährtin und stellt dafür nicht nur seine Freundschaft mit Obelix zur Disposition: „Das hat nichts zu bedeuten. Obelix und ich, wir leben nicht unmittelbar zusammen. Wir wohnen nur zusammen. Das heißt, eher geistig, mehr eine Wohngemeinschaft. Er ist wie ein Kollege. Also, wir haben auch denselben Zeitrhythmus, von daher ist es auch ziemlich praktisch.” Nein, schlimmer, er bricht mit Obelix, wirft ihm Unfähigkeit und Blödheit vor: „Du weißt doch, mein Problem ist, dass ich mich so alleine fühle. Auch, wenn Du da bist. Ich bin intellektuell alleine. Total unterfordert.“ „Dabei verstehen wir uns doch so gut.“ „Nein, ich ertrage es nur. Das ist nicht dasselbe. Immer und immer wieder muss ich allen erklären, wer Du bist und wie Du bist. Und dass Du eine Naturkatastrophe namens Obelix bist! Und was habe ich am Ende davon? Nichts! Rein gar nichts! Das Resultat ist gleich Null, sogar weniger als Null. Ich sage Dir, ich habe es satt. Und dann noch die Geschichte: Zwei Typen, die mit einem Hund zusammenleben. So habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt!“ Natürlich gibt es am Ende die große Versöhungsszene, in der Asterix merkt, was wahre Freundschaft wert ist. Aber diese Sätze gehen über die in den Comics üblichen Streitereien der beiden Gallier hinaus, die stets nach maximal zwei Seite wieder erledigt sind und eher den Rauflust-Charakter der Gallier insgesamt parodieren soll. Die hier zitierte Szene bedeutet den Bruch der entscheidenden Freundschaft. Das lässt sich durch keine Entschuldigungsarie der Welt wieder gut machen.

Für ihren neuen Realfilm nach Comics von Goscinny und Uderzo haben die Produzenten die beiden Hitklassiker "Asterix bei den Briten" und "Asterix und die Normannen" zusammengeflanscht. Dadurch verlieren beide Geschichten ihren Charme. Übrig bleibt platte Blödelei, die jene aus Asterix bei den Olympischen Spielen (2008) weit unterbietet. Die Briten reden alle mit britischem Akzent. Das ist gerade in. Hollywood schickt seinen Inspector Clouseau auch nur noch mit französischem Akzent auf die Leinwand. Dieser Film hier muss die Rache der Franzosen sein. Vieles des geknödelten Kauderwelsches ist kaum zu verstehen und dass dann ausgerechnet die ur-französische Diva Cathérine Deneuve (Das Schmuckstück – 2010; 8 Frauen – 2002; Dancer in the Dark – 2000; Begierde – 1983; Die letzte Metro – 1980; Die schönen Wilden – 1975; Der Chef – 1972; Das Geheimnis der falschen Braut – 1969; Belle de Jour – 1967; Ekel – 1965) die britische Königin (mit Akzent) spielt, schlägt dem Fass, das die Gallier durch halb Britannien schleppen, den Boden aus. Als Obelix sich in Falbala verliebte (Asterix als Legionär – 1966), war das goldig wegen Obelix' charmanter Unbeholfenheit und es war herzzerreißend, Obelix im Schmerz seiner unerwiderten Liebe leiden zu sehen. Plakatmotiv: Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät (2012) Aber dass einer der beiden Gallier ihre absolut unverbrüchliche Freundschaft zur Disposition stellt, weil das Zusammenleben nach außen komisch aussehen könnte und man außerdem andere Ziele im Leben hatte, als eine Männer-WG, das ist vom Wesenskern der Asteix-Comics so weit entfernt, dass man bei "Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät" nicht von einem Asterix-Film sprechen kann.

Die Reise der Gallier mit dem Briten Teefax durch Großbritannien wird immer wieder unterbrochen von unmotiviert auftretenden Normannen, die die Angst suchen, weil sie gehört haben, diese verleihe Flügel. Das kennen wir aus dem Großen Asterix-Band 9 "…und die Normannen"; und diese Normannen, gegen die englische Edelleute in zahlreichen Ritter- und Robin Hood-Filmen gekämpft haben, als jene noch über den Norden Frankreichs herrschten laufen wie ein Fremdkörper durch den vorliegenden Film. Hätte Regisseur Laurent Tirard auf sie verzichtet, dafür die eigentliche Komödie um französisch-britische Missverständnisse und Gegensätze feiner komponiert, wäre der Film vielleicht zwanzig Minuten kürzer geworden, mit dann 90 Minuten aber immer noch lang genug für das Adjektiv "abendfüllend". Nun sind die Normannen aber da, sind an keiner Stelle witzig und stehen im Erzählfluss rum. Und Teefax, der nicht mehr Asterix' Cousin ist, hat jetzt eine Verlobte, an der der Film umständlich die Stiff Upper Lips der Briten beschreibt und damit die Beziehung der beiden auch gleich zur Unmöglichkeit erklärt – während Teefax sich an alte britische Traditionen bei der Zusammenkunft mit einer Frau hält, träumt die von wilder, zügelloser Leidenschaft. Das gibt sie Teefax auch ziemlich unverblümt zu verstehen, aber Konsequenzen für sich zieht sie daraus nicht. So ganz unzeitgemäß emanzipiert sich manche Frau in diesem Film gibt, fällt sie sofort in alberne Rollenklischees zurück, sobald es dem Drehbuchautor in den Kram passt.

Derweil kommt die eigentliche Geschichte, wie die Gallier den Briten gegen die Römer beistehen und deren Nationalgetränk, den Tee, für sie entdecken, eher tröpfelnd voran, markiert dabei ein paar schöne Kalauer über das stets angespannte britisch-französische Verhältnis, versaut aber das historische Rugbyspiel von Camulodunum gegen Durovernum zu einem schnell abgehakten Zwischenstopp und zerstört – nebenbei – auch den Magic Moment des Comics: Die Freunde sitzen in der Herberge "Zum lachenden Wildschwein" und Obelix murrt angesichts eines Wildschwein in Pfefferminzsauce, angerichtet in Dorschleber-Sud „Das soll das lachende Wildschwein sein? Das ist aber gar nicht zum Lachen.“ Im Film schaut Obelix auf das … Etwas auf seinem Teller und murrt, dass das Wildschwein nicht zum Lachen sei. Glück, wenn man mitbekommen hat, dass die Herberge den Namen "Le Rieur Sanglier" trägt – warum die englische Herberge einen französischer Name trägt, behält der Film für sich.

Bei der abschließenden Party im britischen Dorf erwartet die englische Königin offenbar, von Asterix, der ja den ganzen Film über schon auf Brautschau ist, zu Tanz und anderen Freuden aufgefordert zu werden. Da hat im Kinosessel längst vergessen, dass daheim Comicalben im Regal stehen, die man seit Jahrzehnten als großen Schatz hütet und die zufällig auch von einem "Asterix" erzählen.

Wertung: 2 von 7 €uro
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