IMDB

Plakatmotiv: Asterix im Land der Götter (2014)

Goldige Wildschweine, witzige Dialoge
und ein glattgebügelter kleiner Gallier

Titel Asterix im Land der Götter
(Astérix: Le domaine des dieux)
Drehbuch René Goscinny & Albert Uderzo & Alexandre Astier
nach Motiven des Comics "Asterix und die Trabantenstadt" von René Goscinny und Albert Uderzo
Regie Louis Clichy + Alexandre Astier, Frankreich, Belgien 2014
Stimmen

Roger Carel, Milan Peschel, Guillaume Briat, Charly Hübner, Bernard Alane, Thomas Rau, Serge Papagalli, Manfred Erdmann, Arnaud Léonard, Kai Taschner, François Morel, Gerhard Jilka, Lionnel Astier, Christoph Jablonka, Florence Foresti, Angelika Bender, Philippe Morier-Genoud, Martin Umbach, Élie Semoun, Benedikt Weber, Lorànt Deutsch, Dieter Landuris u.a.

aufgeführt sind die Synchronsprecher der französischen und der deutschen Sprachfassung

Genre Zeichentrick
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
26. Februar 2015
Inhalt

Um endlich den Widerstand der Gallier zu brechen, will Cäsar vor den Toren des gallischen Dorfes eine Stadt für freizeithungrige Römer erbauen lassen. Er hofft darauf, in den Galliern das Verlangen nach Reichtum und Luxus zu wecken und damit ihre Gegenwehr zu brechen.

Die Bauarbeiten gehen langsam voran, weil Asterix und Obelix die gerodeten Bäume mithilfe Zaubertrank getränkter Eicheln in Sekundenschnelle nachwachsen lassen. Das allerdings gefällt auch den Sklaven nicht, denen von frustrierten römischen Bauherren harte Strafen angedroht werden. Also versucht Asterix, sie zur Flucht anzustiften, indem er ihnen Zaubertrank bringt. Aber der römische Senator Prospectus hält dagegen: Er bietet den Sklaven an, sie für ihre Arbeit zu bezahlen. Prompt legen die sich ins Zeug und arbeiten sogar schneller.

Als die Gallier das fertige erste Gebäude abreißen wollen, treffen sie auf römische Zivilisten, gegen die sich nicht kämpfen wollen. Zudem entwickeln sich die eher schlecht laufenden Läden im Dorf aufgrund der Zahlungkraft der römischen Kundschaft zu florierenden Geschäften. Im Gegensatz zu Asterix, Obelix und Miraculix wollen die Dorfbewohner ihre neuen Kunden nicht gleich wieder vergraulen und ziehen sogar selbst in die neue Stadt.

Wegen der Stadt und des florierenden Tourismus gibt es kaum mehr Wildschweine zu essen, was insbesondere Obelix schwer zusetzt. Das fast verlassene Dorf verkommt …

Was zu sagen wäre

Vertreibung durch Gentrifizierung. Wandel durch Handel. Mit "Im Land der Götter" haben die Filmproduzenten einen weiteren der Comic-Klassiker um Asterix und Obelix verfilmt. "Die Trabantenstadt" verhandelte schon im Erscheinungsjahr 1971 das brennende Thema der Folgen einer Zersiedlung. Die Filmemacher halten sich eng an die Vorlage, erweitern aber den Part einer römischen Familie, die ihr Wohnrecht in einer Tombola im römischen Circus Maximus gewonnen hat. Ganz im Sinne der Völkerverständigung freundet sich der kleine Junge, der jetzt zur Familie gehört, mit Idefix und Obelix an. In der Vorlage durfte Obelix sie noch ordentlich erschrecken, auf das sie zurück nach Rom floh und eine Wohnung für Troubadix frei wurde, der buchstäblich den Rest erledigte. Bemerkenswert ist, dass sämtliche Wildschweine, die im Laufe des Films mal ängstlich, mal vorwitzig durchs Gebüsch kriechen, überleben. Die Tiere sind zu goldig, als dass die Produzenten es den jüngsten Zuschauern zumuten wollen, dass sie im nächsten Moment zerlegt und gegessen werden. Gegessen werden im Film nur solche Wildschweine, die vorher nicht durchs Bild gelaufen sind.

Was passiert, wenn Städter auf Menschen vom Land stoßen, die ihr Leben noch mit eigener Hände Arbeit erwirtschaften, zeichnet der Film an den beiden Kaufleuten des kleinen gallischen Dorfes nach. Automatix, der Schmied, verkauft jetzt vermeintliche Antiquitäten – selbst gezimmerte „echte Schilde von Vercingetorix”, die die Neubürger für echt exotisch und den letzten Schrei halten, Plakatmotiv: Asterix im Land der Götter (2014) mit denen man gegen die da in Rom punkten kann – und wird schnell reich, und Verleihnix, der Fischhändler, verkauft seine Ware, deren anrüchige Qualität regelmäßig für Prügeleien im Dorf sorgt, nicht mehr für eine Sesterze pro Makrele, sondern bald für sieben Sesterzen – was für eine weitere Prügelei im Dorf sorgt.

Auch die Römer bekommen Probleme. Zunächst nicht mit den Galliern, sondern der Zenturio mit den organisierten Legionären. Als die hören, dass die Sklaven, die die Häuser bauen, jetzt regelmäßigen Lohn erhalten und in den frisch gebauten Häusern wohnen dürfen, treten sie in den Streik und fordern bessere Bezahlung und ebenfalls Wohnrecht in den modern ausgestatteten Häusern. Der harte, kalte Kapitalismus hat Einzug gehalten in Aremorica vor den Toren des kleinen gallischen Dorfes, dessen Bewohner der Verführung durch die sogenannte Moderne nicht zum ersten Mal erliegen. Zum Glück für die Figuren trägt der Kapitalismus in solchen Geschichten immer auch gleich den Spaltpilz der eigenen Zerstörung in sich. Als erstes merken das die ehemaligen Sklaven, die von Senator Prospectus eben in die Freiheit entlassen worden sind, als sie auch schon ihr Wohnrecht in den Häusern verlieren, weil diese Wohnungen ja für Sklaven sind, nicht für Arbeiter, die 15 Sesterzen Monatsmiete dafür zahlen müssten. Aber gerade, so der süffisante Senator weiter, seien ja viele Stellen auf der Baustelle neu zu besetzen, bei denen es 15 Sesterzen im Monat zu verdienen gebe. Damit haben die ehemaligen Sklaven nun weniger als vorher, denn für ihren Lebensunterhalt müssen sie ja jetzt auch selbst zahlen. „Sie sind ein Teufelskerl“, staunt der Zentrurio. „Nein. Ich bin Senator!“, entgegnet der Senator kühl.

"Asterix im Land der Götter" ist einerseits ein unterhaltsamer Asterixfilm mit vielen witzigen Ideen und klugen Dialogen geworden. Andererseits ist er vom Geiste Asterix' ganz weit weg. Die Produzenten haben sich entschieden, die gezeichneten Figuren dem 21. Jahrhundert anzupassen. Sie haben alle noch ihre markanten Nasen, Obelix ist immer noch kugelrund und trägt seine gestreifte Hose. Aber die Textur ist unter der Regie der Computerdesigner glatter, runder geworden; im Kino muss man sich sogar eine 3D-Brille aufziehen, die nicht wirklich zündet. Sobald Obelix zur Prügelei ausholt, zittert das behauptet dreidimensionale Bild. Für den älteren Zuschauer bleibt der gerenderte Gallier ein Fremdkörper im eigenen Bewusstsein. Aber die Hauptzielgruppe, der man auch goldige Wildschweine nicht zum Fraß vorsetzt, ist aus dem Fernsehen ja schon die computergeglättete Biene Maja gewöhnt und wird den Unterschied zum gezeichneten Original kaum bemerken.

Wertung: 5 von 8 €uro
IMDB