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Plakatmotiv: Asterix bei den Briten (1986)

Handwerklich ordentlich, aber
der Tonfilm tut Asterix nicht gut

Titel Asterix bei den Briten
(Astérix chez les Bretons)
Drehbuch Pierre Tchernia
nach dem gleichnamigen Comic von René Goscinny und Albert Uderzo
Regie Pino Van Lamsweerde, Frankreich 1986
Stimmen

Roger Carel, Manfred Lichtenfeld, Pierre Tornade, Wolfgang Hess, Graham Bushnell, Chris Howland, Henri Labussière, Leo Bardischewski, Julien Guiomar, Michael Habeck, Serge Sauvion, Christian Marschall u.a.
(aufgeführt sind die frz. Originalstimmen – soweit bekannt – und die Synchronstimmen)

Genre Zeichentrick
Filmlänge 79 Minuten
Deutschlandstart
26. März 1987
Inhalt

Im Rahmen ihrer planmäßigen Eroberung der bekannten Welt sind die Römer unterwegs nach Großbritannien. In einem kleinen britischen Dorf allerdings möchte man partout nicht erobert werden. Dort hat man von einem Dorf unbeugsamer Gallier gehört, die dem Eindringling erfolgreich Widerstand leisten.

Der britische Dorfchef schickt einen Gesandten aus, um Hilfe bei diesen Galliern zu holen. Einer Keilerei mit den Römern immer zugetan, machen sich Asterix und Obelix unverzüglich auf den Weg, auch auf der fremden Insel dem Eindringling erfolgreich Widerstand zu leisten.

Das ist gar nicht so einfach in einem Land, in dem Linksverkehr herrscht, man seine Cerveza warm zu genießen, und Wildschwein mit Pfefferminzsauce zu servieren pflegt …

Was zu sagen wäre

Dass es die Römer mit diesem Großbritannien schwer haben würden, macht schon eine Möwe deutlich, die sich den Helmpuschel des Kanoniers, der die Katapulte auf Cäsars Schiffen befehligt, als Nistplatz ausgesucht hat. Die Katapulte sollen auf das Zeichen des Kanoniers hin ihre Steine abfeuern. Die Möwe im Helm irritiert den Mann aber derart, dass er sie fuchtelnd verscheuchen will, worauf wenige Minuten später Cäsars halbe Flotte im Ärmelkanal versinkt: „Ich kam, sah und traute meinen Augen nicht!“ So wäre es beinah zwar historisch korrekt gewesen, weil Cäsar tatsächlich Britannien nie erobert hat, sondern die Römer erst ab 43 n.C.. Aber dann hätte es natürlich auch nie diesen Großen Asterix-Band VIII gegeben, in dem es gegen und mit den Briten geht, der zu den schönsten Asterix-Abenteuern zählt, schon wegen der bizarren Idee, dass die Briten immer heißes Wasser mit einem Schuss Milch trinken und erst Asterix ihnen die Teeblätter dazu liefert.

Anders als in früheren Asterix-Filmen haben sich die Autoren hier auf ein Heft konzentriert und es, von kleinen Ausnahmen abgesehen, nah an der Vorlage entlang verfilmt. Es ist die Geschichte einer römischen Großmacht, die an ihrer Größe zu ersticken droht. Die Soldaten bekommen nichts mehr auf die Reihe und wollen alle immer nur endlich wieder nach Hause, selbst die einfachsten militärischen Strategien gehen nach hinten los. Als sie auf dem Schlachtfeld den Briten gegenübertreten und die sich jeden Nachmittag zum 5-Uhr-Tee zurückziehen und das „Weekend“ stoisch mit der Familie verbringen, muss tatsächlich erst Cäsar informiert werden und der auf die Idee kommen, dass man fortan Schlachten für 5.01 Uhr ansetzt und auf die Wochenenden legt. Statthalter und Zenturionen brüllen in ihrer Verzweiflung, dass nichts funktioniert, nur noch herum. Während nicht eroberte Gallier und Briten ihren Schrullen folgen und ein fröhliches Leben abseits römischer Dekadenz führen. Und dass die Piraten eine dysfunktionale Geschäftsidee gewählt haben, wird klar, nachdem sie allein in diesem Film drei Schiffe verlieren (eine der kleinen Ausnahmen zur Vorlage, wo es bei einem Schiff bleibt).

In der deutschen Übersetzung geht ein entscheidender Witz verloren – das gilt schon für die Comicvorlage. Die Briten stellen in ihrer Sprache das Adjektiv vor das Substantiv ("ein schmackhaftes Wildschwein"). Bei den Franzosen/Galliern ist es meist andersherum korrekt. In der deutschen Fassung funktioniert dieser Witz nicht, weil Deutsch und Englisch hier den gleichen grammatischen Aufbau besitzen. Deswegen reden im Film die Briten mit britischem Akzent und sagen dauernd „Shocking!“ Wieder wird deutlich, wie sehr Asterix im Tonfilm verliert, wenn der Zuschauer die stummen Comics schon als Kleinkind durchgeblättert hat. Briten, die in Sprechblasen „Es ist. Ist es nicht?“ sagen, sind skurril. Sagen sie das mit britischem Akzent im Film, klingt das nicht authentisch, sondern gekünstelt. Das gilt auch für Obelix, der in der deutschen Fassung stets Synchronsprecher hat, die auf Dicke spezialisiert zu sein scheinen. Früher war das Edgar Ott, der auch Balu, den Bären aus dem Dschungelbuch gesprochen hat. Seit Sieg über Cäsar ist es Wolfgang Hess, der auch Bud Spencer in der deutschen Fassung spricht; Obelix ist aber kein Bud Spencer-Typ, auch wenn er ähnliche Prügeltechniken verwendet. Im französischen Original spricht ihn Pierre Tornade, dessen Stimme heller ist. Das passt allgemein besser zu Obelix, speziell aber in den Szenen, in denen er besoffen auf einem Leiterwagen vor sich hin lallt und später wegen seines Alkoholrausches ein schlechtes Gewissen hat.

Der Film "Asterix bei den Briten" ist das komplexe Abenteuer geblieben, das die Comicvorlage versprochen hat. Er hat Charme, witzige Figuren und mit den Legionären bei der Weinprobe auf der Suche nach dem Zaubertrank und dem Rugbyspiel Camulodunum gegen Durovernum, das 804 zu 3 ausgeht, zwei der ganz großen Asterix-Momente. Die gehen auch im Tonfilm nicht kaputt.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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