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Plakatmotiv: Robin Hood, König der Vagabunden (1938)

Die Mutter aller
Abenteuerfilme

Titel Robin Hood, König der Vagabunden
(The Adventures of Robin Hood)
Drehbuch Norman Reilly Raine & Seton I. Miller
nach der Legende über Robin Hood von Sherwood Forrest
Regie Michael Curtiz + William Keighley, USA 1938
Darsteller

Errol Flynn, Olivia de Havilland, Basil Rathbone, Claude Rains, Patric Knowles, Eugene Pallette, Alan Hale, Melville Cooper, Ian Hunter, Una O'Connor, Herbert Mundin, Montagu Love, Leonard Willey, Robert Noble, Kenneth Hunter u.a.

Genre Abenteuer Action
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
19. September 1950
Inhalt

Als König Richard Löwenherz auf der Rückreise nach England in Österreich als Geisel genommen wird, nutzt sein böser Bruder Prinz John die Gunst der Stunde, um Englands Thron zu besteigen. Unter dem fadenscheinigen Vorwand, für die Befreiung seines Bruders das Lösegeld beschaffen zu wollen, drangsaliert Prinz John das arme Volk mit immer höheren Steuern.

Der adelige Sir Robin von Locksley durchschaut die Niedertracht Prinz Johns und zieht sich mit einer Schar Getreuer unter dem Namen Robin Hood in den Sherwood Forrest zurück. Von nun an heißt sein rebellisches Credo: Von den Reichen stehlen, um es den Armen zu geben.

Das will sich Prinz John natürlich nicht gefallen lassen. Er erklärt Robin Hood für vogelfrei …

Was zu sagen wäre

Revolution als große Party. 1938 stehen die USA am Scheideweg. Krieg oder nicht Krieg. Da dreht Michael Curtis die Legende des Robin Hood, in dem er das herrschende System als korrupt, machtgeil und feige beschreibt, die Kämpfer für Frieden und Freiheit aber als bunte, fröhliche Truppe. Selbstbewusst führt da Robin, ehemals von Locksley, die Lady Marian durch sein von Versehrten gefülltes Camp: „Ja, dieser Anblick ist für so hübsche Augen ein Gräuel, fürchte ich. Aber diese armen Teufel hat man aus ihrem Heim verjagt. Sie wurden gepeitscht und gefoltert, weil sie die Steuern nicht zahlen konnten.“ „Gott segne Euch“, kreuzt da ein geschundener Familienvater den Weg der Gesalbten, ”wir werden es Euch nie vergessen!“ „Unser Leben lang nicht. Mögen wir Eurer Hilfe würdig sein.“, barmt ein verhärmtes Muttchen. „Ihr seid es, Mutter“, sagt Robin, „Ihr seid es!Plakatmotiv: Robin Hood, König der Vagabunden (1938) Und dann, an den nächsten Hungerleider in seinem Lager gewandt „Gut gegessen, Freund?“ „Ja … habt Dank, Robin Hood.“ Als dann die Lady durch das Elend durch ist, sagt der Bogenschütze „Verzeiht. Ich habe Euch erschreckt. Aber diese Menschen waren einmal froh und glücklich. Brave Leute, die niemand etwas tun. Und nun: gefoltert, geblendet, gequält, ins Elend gejagt. Die kommen zu mir und sehen Schutz. Gegen die Normannen Mylady.“ „Und Ihr tötet die Normannen?“ „Ja, wenn sie es verdient haben! Nur die Schuldigen.

Hollywoods Bosse setzen sich – höchst unterhaltsam – dafür ein, dass ihr God's own Country in den Krieg gegen die Diktatoren dieser Welt zieht, für Gerechtigkeit sorgt und sich für die Geknechteten einsetzen soll! Und produziert nebenbei mal eben den Abenteuerfilm schlechthin, die Mutter aller Abenteuerfilme. Selten hat die Revolution so viel Spaß gemacht. Auch den Männern selbst, trotz zu betrauernder Toter. Das Leben im Wald ist hell, gesund, fröhlich, ein ununterbrochenes Picknick. Während es hinter den Mauern der Mächtigen kalt ist, dunkel, und die Mächtigen in schweren Kleidern ihre Pläne schmieden, wie sie dem Volk das letzte Hemd nehmen können. In diesen Schlossmauern möchte man nicht leben. Im Wald bei Robin hingegen sofort. Zumal es da nie regnet und die rauflustigen Kumpane nach jedem Scharmützel mit den Normannen lachen durch die Wälder reiten.

Der Film beruft sich auf die Legenden, die sich um die aller Wahrscheinlichkeit nach fiktive Figur des Robin Hood kreisen, hält es dafür mit der historischen Genauigkeit nicht so genau. Zwar gab es die Figuren des Richard Löwenherz und King Johns (Johann Ohneland) tatsächlich, auch Johns Aufstand gegen Richard ist verbürgt. Am Ende dieses Filmes verbannt Richard allerdings John für immer aus England. Der echte Richard hatte John aber direkt nach dessen Aufstand verziehen und nach Richards Tod im Jahre 1199 wurde John König von England.

Errol Flynn war für die Robin-Rolle zunächst gar nicht vorgesehen. Der größte Star der Warner Bros. Studios, James Cagney sollte die Titelrolle spielen. Als Produktionskosten waren immerhin 1,5 Millionen Dollar veranschlagt, da sollte nur das Beste vom Besten aufgefahren werden. Aber die beiden, Cagney und das Studio, verzettelten sich in Vertragsfragen. Es kam zum Krach und einem zwei Jahre andauernden Zerwürfnis. Also sortierte sich Warner Bros. neu. Weil ihr Film so teuer war, suchte man eine bekannte und erfahrene Besetzung, bei der die meisten Darsteller schon einmal miteinander gearbeitet hatten. Errol Flynn geriet ins Visier der Produzenten, vor allem weil der Australier in Unter Piratenflagge, einem vergleichbaren Stoff, 1935 seinen Durchbruch und einen großen Erfolg feiern konnte. Plakatmotiv: Robin Hood, König der Vagabunden (1938)

Flynn spielt den Freibeuter der Wälder mit unverschämter Lässigkeit, kippelt locker im Stuhl, während er dem Usurpator vor versammelter Mannschaft nicht nur die Gefolgschaft verweigert, sondern ihm auch noch die Leviten liest. Seine Co-Stars vor drei Jahren waren Olivia de Havilland und Basil Rathbone gewesen, die nun in "Robin Hood" ganz ähnliche Charaktere spielen. De Havilland spielt hier Maid Marian als braves Königsmündel: „Dies ist Sir Guy von Gisbourne“, klärt Prinz John Marian bei einem Festbankett in der Burg von Nottingham auf, „einer der treuesten Verteidiger des Reiches.“ „Wollt Ihr, dass ich ihn heirate, Hoheit?“ „Gefällt er Euch nicht?“ Ihre Wandlung von der holden Maid zur kämpferischen Geliebten Hoods spielt sie mit charmant schüchternem Habitus und der Aura, dass man sich ihr besser nicht in denWeg stellt.

Um diese drei inszenieren Curtiz und William Keighley ein fröhliches Fest des Eskapismus'. Bunte Gelage wechseln mit rasanten Ritten durch die Wälder, heftigen Duellen mit dem Schwert und fröhlichen Raufereien, um neue Freunde zu gewinnen. „Ihr seid seltsam“, wundert sich die etablierte Maid Marian. „Wieso?“, entgegnet Robin, „weil ich mit armen, gequälten Menschen fühle?“ „Nein, nur weil Ihr Euch für diese Menschen aufopfert. Ihr seid bereit, mit Sir Guy und Sir John zu kämpfen und riskiert das Leben. Unter Euren Männern ist ein Normanne.“ „Normanne oder Sachse. Was gilt es mir? Das Unrecht hasse ich. Nicht die Normannen!“ „Das kostet Euch Euren Rang und Besitz. Es macht Euch vogelfrei. Während Ihr sonst in Frieden leben könntet! Welchen Gewinn habt Ihr davon?“ „Gewinn?!?!?!? Ich sehe schon, Ihr versteht nicht.“ „Verzeiht", ergebener Blick. „Jetzt verstehe ich Euch richtig.“ „Sie haben mich reich belohnt!“ – Handkuss und ab. So wortgewandt wird selten für die Freiheit der Welt gefochten.

Als die Dreharbeiten begannen, war das Drehbuch noch nicht fertig. Die Produzenten waren sehr nervös, 1,5 Millionen Dollar für eine Filmproduktion war ungewöhnlich viel Geld, entsprechend ungeduldig überwachten sie die Dreharbeiten und nach etwa der Hälfte stiegen die Kosten sogar auf zwei Millionen Dollar – so viel hatte noch keine Produktion gekostet. Als Hal B. Wallis und Henry Blanke befürchteten, dass William Keighley mit den Action-Szenen nicht zurechtkomme, zogen sie Michael Curtiz für die Außenszenen hinzu. Über diese Ablösung gibt es verschiedene Theorien, eine spricht davon, dass Keighley wenig sanft gefeuert wurde, andere Quellen berichten, dass Keighley während des Drehs erkrankt sei. Auch andere namhafte Regisseure wie William Dieterle haben an kleinen Szenen des Filmes als Nebenregisseure mitgewirkt, werden im Vorspann aber nicht erwähnt.

Wertung: 6 von 6 D-Mark
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