Tokio, 1964: Angekommen in der japanischen Hauptstadt muss der britische Geschäftsmann William Rutland feststellen, dass wegen der Olympischen Spiele alle Hotelzimmer belegt sind.
Auf seiner Suche stößt er in der britischen Botschaft auf ein Angebot: Die junge Christine Easton sucht eine Mitbewohnerin für ihre Wohnung. Rutland macht sich umgehend auf den Weg. Christine hat sich eigentlich eine Frau als Mitbewohner gewünscht und findet es anstößig, mit einem fremden Mann zusammenzuleben, lässt sich von Rutland aber dennoch überreden, ihn aufzunehmen.
Kurz darauf lernt der Brite den amerikanischen Sportler Steve Davis kennen, der ebenfalls auf der Suche nach einer Unterkunft ist. Schließlich bietet ihm Rutland an, sein Zimmer mit ihm zu teilen, und die beiden Männer versuchen, Christine ebenfalls von dieser Idee zu überzeugen. Als sie endlich einverstanden ist, leben die drei gemeinsam in der Wohnung in Tokio und Rutland beginnt damit, seine beiden jungen Mitbewohner miteinander zu verkuppeln …
Als der Film in die deutschen Kinos kommt, bin ich noch keine sechs Jahre alt. Ich habe ihn erst später, in den 80er jähren gesehen. Da war "Nicht so schnell, mein Junge" etwa 20 Jahre alt, die Welt hatte sich gesellschaftlich weitergedreht und mir fehlte der direkte Blick auf die Komik der damaligen zeit. Es waren nicht mehr so prüde Zeiten, wie noch in den 50ern, die wilden 68er standen mit "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“ in den Startlöchern. Dass also zwei nicht miteinander Verheiratete in derselben Wohnung übernachten und dasselbe Bad benutzen, war nicht mehr ein so ganz ausgeschlossener Skandal. Das war in der Vorlage, dem Film "Immer mehr, immer fröhlicher" von 1943 noch anders.
Deshalb spielt der vorliegende Film in Japan, nicht mehr in Washington D.C.. In Japan scheint Mitte der 60er Jahre die Etikette noch eine größere Rolle zu spielen. Genau erfahren wir das nicht, denn der Film spielt zwar in Japan, die handelnden Figuren sind aber ausschließlich Engländer und Amerikaner. Japaner tauchen in Kleinrollen als kauzige Vögel oder lästige Polizisten auf.
Die Geschichte entwickelt sich einigermaßen zäh. Eine junge Frau sucht eine Mitbewohnerin. Es meldet sich ein älterer Herr. Und bald stößt noch ein junger Mann dazu, ein Olympionike, dessen Sportart lange geheim bleibt. Der ältere Herr versucht nun ununterbrochen, die beiden anderen zu verkuppeln. Einen Grund dafür gibt es nicht. Der ältere Herr, Sir William aus London, findet offenbar den Verlobten der jungen Frau, einen Botschaftssekretär, langweilig – was der auch ist. Die junge Frau versucht auch ununterbrochen zu verheimlichen, dass bei ihr zwei fremde Männer wohnen. Das gelingt ihr nicht, aber die vermeintliche Menage à Trois regt überraschenderweise niemanden auf.
Meistens spielt der Film in der Wohnung der jungen Frau. Da erleben wir, wie zunächst sie und Sir William nach dezidierten Zeitplänen die Badnutzung unter sich aufgeteilt haben und wie das später mit dem Dritten in der Wohnung durcheinander gerät. Sir William hat eine seltsame Art, Kaffee zu kochen, was uns dauernd vermuten lässt, dass gleich die Kaffeemaschine explodiert. Und als Sir William und der junge Mann sich einmal über ihre charmante Vermieterin unterhalten und Spekulationen über ihr Liebesleben anstellen, läuft der Wasserhahn und wir verstehen kein Wort dieser sicher anregenden Unterhaltung. In solchen Momenten spielt Regisseur Charles Walters seinen großen Trumpf Cary Grant aus, der in Szenen ohne Worte seine Künste als Clown in Mimik und Gestik einsetzt und in seiner Paraderolle als Gentleman im Schlafanzug unter dem Applaus der Nachbarn an Tokioter Hauswänden entlang klettert, weil er schon wieder aus der Wohnung ausgeschlossen worden ist.
Nach diesem Film hat sich Cary Grant nach 30 Kinojahren aus dem Filmgeschäft zurückgezogen (Charade – 1963; Ein Hauch von Nerz – 1962; Vor Hausfreunden wird gewarnt – 1960; Unternehmen Petticoat – 1959; Der unsichtbare Dritte – 1959; Hausboot – 1958; Indiskret – 1958; Die große Liebe meines Lebens – 1957; Über den Dächern von Nizza – 1955; Liebling, ich werde jünger – 1952; Ich war eine männliche Kriegsbraut – 1949; Berüchtigt – 1946; "Arsen und Spitzenhäubchen" – 1944; Verdacht – 1941; Die Nacht vor der Hochzeit – 1940; Sein Mädchen für besondere Fälle – His Girl Friday – 1940; S.O.S. – Feuer an Bord – 1939; Die Schwester der Braut – 1938; Leoparden küsst man nicht – 1938). Er hatte kein Interesse mehr, weiterhin den Liebhaber viel jüngerer Frauen zu spielen, und Großvaterrollen wolle er keine. In "Nicht so schnell, mein Junge" präsentiert er nochmal seine einzigartige Grantness. Immer perfekt frisiert behält er selbst im größten Chaos immer die Ruhe und den Überblick. In seiner Rolle verhält er sich nicht besonders gentlemanlike gegenüber seiner jungen Vermieterin, der er über den Mund fährt, der er nicht zuhört und ignoriert, was sie sagt und möchte. Das war Mitte der 60er offenbar noch so, dass Frauen eigentlich nichts zu sagen hatten und maximal schöne Staffage darstellten.
Es geht dann ja gut aus für die junge Frau. Sie heiratet den richtigen und wird – wahrscheinlich – glücklich; auch, wenn sie jetzt nicht den Botschaftssekretär bekommt, der ihr schon eine Waschmaschine als Hochzeitsgeschenk versprochen hatte. Samantha Eggar ist hinreißend in dieser Rolle, die gleichermaßen Naivität, Fokussiertest und Charme benötigt. Da ist der Dritte im Bunde, der Olympionike, dessen Sportart zu einem Rätsel stilisiert wird, das innerhalb der Dramaturgie keinen Sinn ergibt, lediglich Verfügungsmasse. Jim Hutton (Vierzig Wagen westwärts – 1965; Sierra Charriba – 1965) muss vor allem immer zur rechten Zeit auf der richtigen Markierung stehen, um zur rechten Zeit die Braut küssen zu können.
Mitreißend ist das alles nicht. Komisch hier und da, ja. Es wird auch nicht fiebernd, als in der russischen Olympiadelegation ein Agent auftaucht – klar: Die Russen des Jahres 1966 bringen Spione mit nach Tokio –, überall Verrat wittert und damit für Durcheinander auf einer Tokioter Polizeiwache sorgt, auf der "Raumschiff Enterprise"-Star George Takei das Regiment führt. Über der Story hängen aus der Perspektive der 80er Jahre so viele Warums, dass man sich auf die zwar lockere, insgesamt aber uninspirierte Inszenierung nicht einlassen mag.