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Plakatmotiv: Die große Liebe meines Lebens (1957)

Cary Grant ist als Künstler mit
Herzschmerz eine Fehlbesetzung

Titel Die große Liebe meines Lebens
(An Affair to Remember)
Drehbuch Delmer Daves & Leo McCarey & Mildred Cram
Regie Leo McCarey, USA 1957
Darsteller

Cary Grant, Deborah Kerr, Richard Denning, Neva Patterson, Cathleen Nesbitt, Robert Q. Lewis, Charles Watts, Fortunio Bonanova, Dorothy Adams, Richard Allen, Al Bain, Frank Baker, Mary Bayless, Dino Bolognese, Paul Bradley, George Calliga, Mary Carroll, Steve Carruthersl u.a.

Genre Romantik, Drama
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
27. September 1957
Inhalt

Nickie Ferrante gehört zu den begehrtesten Junggesellen Amerikas. Er ist ein charmanter Nichtstuer und ein unverbesserlicher Don Juan. Er befindet sich an Bord eines Luxusdampfers auf dem Weg nach New York zu seiner Hochzeit mit der Millionenerbin Lois Clarke. Während der Überfahrt lernt er die Nachtclub-Sängerin Terry McKay kennen – die beiden verlieben sich ineinander.

Sie beschließen, sich sechs Monate lang nicht zu sehen, um sich über ihre Gefühle füreinander klarzuwerden. Nach Ablauf der Frist wollen sie sich auf der Aussichtsplattform des Empire State Building treffen. Auf dem Weg dorthin hat Terry einen schweren Unfall …

Was zu sagen wäre

Als Frau in den 50er Jahren einen reichen Mann zu verlassen, um einen brotlosen Maler zu heiraten, war existenzbedrohend. Anders als heute – als ich das schreibe, haben wir 1981 – konnten Frauen ihren Beruf nicht frei wählen, waren vom Einkommen des Mannes, den sie heiraten würden, in besonderer Weise abhängig. Die Liebe zwischen Terry und dem eleganten Nickie muss also schon groß sein. Allerdings ist der reiche Geschäftsmann, mit dem Terry zu Beginn des Films liiert ist, auch ein Schnarchsack. Er ist sich seiner Freundin so sicher, dass er erst ernsthaft um die wirbt, als sie sich von ihm trennt. Gleichzeitig trennt sich Nicki von seiner 600 Millionen Dollar schweren Verlobten. Weil er, der charmante Playboy, sich zum ersten Mal ernsthaft verliebt hat. Und dann wird nichts aus den beiden, weil das entscheidende Date auf dem Empire State Building nicht zustande kommt.

"An Affair to remember" ist mehr Melodram als Romanze. In der ersten Hälfte, wenn sich beide auf der romantischen Überseereise mit Zwischenstop an der noch romantischeren Riviera kennenlernen, umkreisen sich Deborah Kerr (Der König und ich – 1956; Verdammt in alle Ewigkeit – 1956; Julius Caesar – 1953; Quo Vadis – 1951) und Cary Grant in verliebtem Nicht-Berühren und wissen noch nicht, wohin nun mit sich und ihrer Liebe. Alle Gäste an Bord tratschen schon über sie und den weltbekannten Junggesellen mit der Millionen-Dollar-Verlobten. Eine fröhliche Stunde schaut man dem Paar in mondäner Kulisse gerne zu. Aber dann kommt ja noch die zweite Stunde, in der Film kaum mehr etwas zu erzählen hat. Beide trennen sich von ihren Noch-Verlobten, Nickie greift zum Pinsel, malt wieder Bilder, die sich anfangs schlecht verkaufen und bestreitet seinen Lebensunterhalt derweil als Plakatmaler. Terry tritt wieder als Sängerin auf und wird ihren Ex-Verlobten Ken nicht los. Was in der ersten Filmstunde funktioniert, das leichtfüßige Tänzeln mit humorigen Dialogen und wunderbaren Schauspielern, zerfällt an Land in New York, weil Cary Grant in der Rolle eines brotlosen Künstlers mit gebrochenem Herzen fehl besetzt ist. Plakatmotiv (US): An Affair to remember (1957) Grant ist einfach immer Grant, selbst im Malerkittel (Über den Dächern von Nizza – 1955; Liebling, ich werde jünger – 1952; Ich war eine männliche Kriegsbraut – 1949; Berüchtigt – 1946; Verdacht – 1941; Die Nacht vor der Hochzeit – 1940; Sein Mädchen für besondere Fälle – His Girl Friday – 1940; S.O.S. – Feuer an Bord – 1939; Die Schwester der Braut – 1938; Leoparden küsst man nicht – 1938). Und dass er im ganzen Film nicht einmal an der Staffelei steht, macht seine Glaubwürdigkeit in dieser Rolle nicht besser.

Zwischendurch wird ein Kinderchor eingeführt, dem Terry das Singen beibringt. Der besteht aus lauter großäugigen, stupsnasigen, zahnlückigen Rabauken und Zopfmädchen und bremst das ohnehin gebremste Erzähltem mit zwei langen Liedern auf Null. Während Ken, der reiche, viel beschäftigte Geschäftsmann, nicht von Terry Seite weicht, sich irgendwie und unablässig Hoffnung macht, sie doch noch für sie gewinnen zu können, malt Nickie ein Bild nach dem anderen, was wir aber nicht sehen. auch seine Bilder sehen wir nicht. Statt dessen klärt ihn sein mondäner Galerist und Freund Courbet darüber auf, dass seine meisten Bilder nicht gut sind, „erst mit diesem Bild bist Du zum Maler geworden“. Besagtes Bild ist dann nur einen winzigen Moment im Anschnitt zu sehen, offensichtlich hat Nickie da Terry gemalt.

Gemeinsame Szenen haben Grant und Kerr erst am Ende wieder. Die spritzigen Dialoge vom Schiff bleiben aus, stattdessen bemüht sich Leo McCarey auffällig, Deborah Kerr nicht im Rollstuhl sitzend zu zeigen, wie sie ihr Leben tapfer in die eigene Hand nimmt. Warum sie Nickie nicht einweiht, wird nicht angesprochen. Der Zuschauer muss sich das zusammenreimen – sie ist wohl zu stolz und Nickie könnte ihr ja auch kaum helfen. Beide haben zwar ihre Adressen gar nicht ausgetauscht, aber Nickie wird noch ein paar Mal in der Zeitung gestanden haben, nachdem er die Verlobung mit der 600-Millionen-Dollar-Frau gelöst hat. Terry jedenfalls weiß trotz langen Krankenhausaufenthaltes, dass er wieder malt.

Leo McCarey liefert mit "An Affair to remember" ein Remake seines Films "Love Affair" (dt. "Ruhelose Liebe") von 1939 mit Charles Boyer und Irene Dunne. Schwarz-weiß, 87 Minuten lang, damals sehr erfolgreich. Die neue Version in Farbe und Cinemascope ist eine halbe Stunde länger. Das ist die halbe Stunde, in der Cary Grant, Deborah Kerr und Leo McCarey nichts mit dem Stoff anzufangen wissen.

Wertung: 4 von 7 D-Mark
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