Als die Witwe Iris überfallen wird, kommt ihr der eigenbrötlerische Koch Stanley zu Hilfe. Zwischen den alleinstehenden Mittvierzigern beginnt eine wechselhafte Freundschaft.
Binnen kurzem bemerkt Iris, dass Stan ein Analphabet ist. Als er seinen Job verliert, und als er den Namen seines just verstorbenen Vaters nicht buchstabieren kann, beschließt Stan, das Lesen zu erlernen. Iris unterstützt ihn dabei tatkräftig mit Unterrichtsstunden sowie Büchereibesuchen und überwindet dabei mit Hilfe Stans, der rasch einen besseren Job bekommt, ihr Witwendasein …
In diesem Film bewegen wir uns nicht unter den Glückseligen des Amerikanischen Traums, das ist nach wenigen Minuten klar, wenn wir Iris' Familie kennenlernen. Vor acht Monaten ist ihr Mann gestorben. Ihre Schwester arbeitslos, der Schwager arbeitslos, erzählt von langen Warteschlangen vor dem Arbeitsamt. Und Stanley ist nur bedingt besser dran. Außer seinem alten Vater hat er niemanden mehr, arbeitet in einer Großküche, die ihm keine Freude bringt, weil er mit billigen, schlechten Zutaten arbeiten muss. Mehr erwartet er aber nicht vom Leben. Was soll er schon tun? Er kann nicht lesen und nicht schreiben.
Irgendwann laufen sich die beiden über den Weg. Stanley ist zufällig mal mit dem Bus gefahren, weil sie ihm sein Fahrrad geklaut haben, und da wird er Zeuge, wie einer Iris im Bus die Handtasche klaut, mit ihrem ganzen Wochenlohn drin. So lernen sie sich kennen und nun ist es eine Frage von Inspiration und Witz, wie die beiden wohl zueinanderfinden werden. Martin Ritt verfilmt einen Roman der britischen Autorin Pat Mary Parker und die hat sich für das Spiel der Annäherung zweier einsamer Seelen den Analphabetismus ausgesucht.
Robert De Niro (Midnight Run – 1988; Die Unbestechlichen – 1987; Angel Heart – 1987; Mission – 1986; Brazil – 1985; Der Liebe verfallen – 1984; Es war einmal in Amerika – 1984; "King of Comedy" – 1982; "Wie ein wilder Stier" – 1980; Die durch die Hölle gehen – 1978; New York, New York – 1977; Der letzte Tycoon – 1976; 1900 – 1976; Taxi Driver – 1976; Der Pate II – 1974; Hexenkessel – 1973) spielt seinen Stanley mit unterkühltem Charme als einen Mann, der weiß, was er nicht kann, der aber doch einigermaßen sicher ist in dem, was er will. Von Iris ist er schnell schwer begeistert. Die wiederum fühlt eher Mitleid als Anziehung für den wortkargen Koch, der sofort ihre soziale Ader anspricht. Jane Fonda spielt diese allein erziehende Mutter mit großem Herzen (Am goldenen See – 1981; Der elektrische Reiter – 1979; Das China-Syndrom – 1979; "Coming Home" – 1978; "Klute" – 1971; "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss" – 1969; Barbarella – 1968; Barfuß im Park – 1967; Cat Ballou – Hängen sollst Du in Wyoming – 1965), eine Frau, die weiß, dass das Leben ihr Zitronen geschenkt hat und Limonade draus macht.
Martin Ritt inszeniert die Annäherung ohne viel Aufhebens ("Nuts … Durchgedreht" – 1987; "Der Strohmann" – 1976; Man nannte ihn Hombre – 1967; Der Spion, der aus der Kälte kam – 1965; Der Wildeste unter tausend – 1963; Der lange heiße Sommer – 1958). In ruhigen Einstellungen folgt er dem Spiel seiner beiden Protagonisten, John Williams komponiert einen ruhigen, unaufdringlichen Score, heißt: Wir können dem romantischen Drama gut folgen, erleben aber keine emotionalen Höhepunkte. Stanley fasst mit zunehmendem Leseverständnis neuen Lebensmut. Und Iris findet in dem ruhigen Zeitgenossen einen guten Zuhörer. und zwischendrin verliert Stanley tatsächlich seinen Job in der Großküche, weil er nicht lesen kann. Das wirft ihn aber nicht aus der Bahn, wenige Bilder später steh er in einer neuen, kleineren Küche. Ritt geht mit seinem Film nicht dahin, wo es weh tut, bleibt auf einem Feel-Good-Niveau, auf dem er die Hilfe zur Selbsthilfe feiert. Kaum kann Stanley lesen und schreiben, startet er auch schon durch, geht nach Detroit, macht Karriere – wohl als Erfinder, das deutet sich einmal in der Garage an, in der er lebt – und holt dann Iris' ganze nur vordergründig dysfunktional erscheinende Familie nach.
Das ist natürlich im Kinosessel immer erstmal ein schönes Gefühl, so ein Happy End. Wenn ich den Film vor meinem inneren Auge rückwärts nochmal ablaufen lasse, frage ich mich, was ich da Dramatisches gesehen habe. Zwei gute Schauspieler erinnern mich daran, dass es immer noch Menschen in unserer Mitte gibt, die nicht lesen und schreiben können, das allerdings in einem mäßig zwingenden, romantischen Drama.