IMDB

Plakatmotiv: Power of Love (1998)

Eine eher lahme Ehegeschichte
mit an sich talentierten Akteuren

Titel Power of Love
(Something to Talk About)
Drehbuch Callie Khouri
Regie Lasse Hallström, USA 1998
Darsteller

Julia Roberts, Dennis Quaid, Robert Duvall, Gena Rowlands, Kyra Sedgwick, Brett Cullen, Haley Aull, Muse Watson, Anne Shropshire, Ginnie Randall, Terrence Currier, Rebecca Koon, Rhoda Griffis, Lisa Roberts Gillan, Deborah Hobart u.a.

Genre Komödie, Drama, Romanze
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
9. November 1995
Inhalt

Die temperamentvolle Grace stammt aus der einflussreichen Familie King, die in South Carolina ein Gestüt betreibt. Grace hat noch eine ledige Schwester namens Emma Rae und ist mit Edward Bichon glücklich verheiratet – glaubt sie zumindest. Bis sie eines Tages feststellen muss, dass ihr Mann eine Affäre mit einer seiner Angestellten hat.

Grace zieht sofort die Konsequenzen. Sie verlässt Eddie und kehrt mit der gemeinsamen Tochter in das Haus ihrer Eltern Wyly und Georgia zurück. Ihr Vater ist davon gar nicht begeistert. Schon deswegen nicht, weil er mit Edwards Vater gerade einen großen Immobiliendeal über die Bühne bringen will. Zudem hält er es als Patriarch alter Schule für angemessen, dass die Frauen ihren untreuen Männern durch Verzeihung und Vergebung den Weg zurück ins eheliche Nest bieten. Grace kennt keine Gnade: Sie mischt nicht nur eine distinguierte Hausfrauenrunde mit Enthüllungen darüber, wer wen betrügt, auf, sondern lädt den abtrünnigen, aber reuigen Eddie auch zu einem selbstgekochten Dinner ein, das es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat.

Doch Grace kann nicht ewig schmollen, und sie kann sich auch nicht ihr Leben lang bei alten Freunden wie Jamie Johnson oder ihren Eltern verstecken. Also gibt sie der Liebe eine zweite Chance, aber der arme Eddie muss sich schon ganz schön ins Zeug legen, um bei seiner Frau wieder landen zu können …

Was zu sagen wäre

Eine Frau erwischt ihren Mann beim Rumknutschen mit einer anderen Frau. Sie zieht mit der gemeinsamen Tochter aus und macht ihrem Gatten die Hölle heiß. Kommt es zur Scheidung? Oder berappen sich die beiden wieder? Es handelt sich hier nicht um einen Ingmar-Bergmann-Film, nicht um eine Dramödie von Woody Allen. Es handelt sich um eine klassische Hollywoodproduktion. Mit Triple-A-Star Julia Roberts und A-Star Dennis Quaid als untreuem Ehemann. Als wir die beiden kennenlernen, klingelt gerade der Morgenwecker. Sie steht wortlos auf, er dreht sich nochmal rum. Sie macht sich im Bad die Haare. als er reinkommt, erschreckt sie sich zu Tode. Sie verlassen gemeinsam das Haus. Er biegt links ab, sie rechts. Wort- und Kusslos. Klar: die beiden haben ihren goldenen Ehejahre hinter sich. In der Folge passiert, was halt passieren muss. Interessant wird's in Ehedramen bei der Frage, wie sie sich entscheiden. An dieser Stelle kriegt der Film die Kurve nicht.

Es kommt der Moment der großen Auseinandersetzung, die Szene, in der die zerstrittenen Partner alles auf den Tisch packen. Sie ist sauer, weil er – mehr als einmal – mit anderen Frauen ins Bett gestiegen ist. Und das habe ihm wirklich gar nicht so viel Spaß gemacht, behauptet er, aber sie habe ihn ja auch dahin getrieben. Wann sei denn sie das letzte Mal zärtlich zu ihm gewesen? Und so geht es hin und her und die Szene endet damit, dass sie ihm auf Anraten einer etwas verrückten Tante etwas ins Essen gemischt hat, was ihn ins Krankenhaus bringt. So lösen sie in Hollywood eine Ehestreit-Szene auf, die halt nun beendet werden muss. Das „bisschen Gift“ hat für den weiteren verlauf keine gravierenden Folgen, außer, dass auch er jetzt einen triftigen Grund hat, die Scheidung zu fordern, aber schnell wieder einen Rückzieher macht, als er auf einen Scheidungsanwalt trifft, der mit den allermiesesten Tricks arbeitet; nein, so will Edward die Scheidung dann doch nicht. Entscheidend an der großen Aussprach-Szene ist, dass sie alles über das Paar sagt: Sie haben schon lange keinen Sex mehr. Er hat ihr einst den Antrag gemacht, weil er glaubte, sie werde ihn ohnehin ablehnen.

Sie beide lieben die gemeinsame Tochter und sie bedauert, dass sie ihr Studium ein Jahr vor dem Abschluss wegen der Schwangerschaft abgebrochen hat. So eine Beziehung ist im besten Fall so weit zu kitten, dass die kleine Tochter nicht allzuviel Ärger damit hat.

All die Eherettungs-Ansätze, die nach dieser Szene folgen, sind lahm erzähltes Märchen. Liebe sprüht da nicht von der Leinwand. Zumal Dennis Quaid seine vielfach interpretierte Hallodri-Rolle auch hier nicht ablegen kann (Wyatt Earp – Das Leben einer Legende – 1994; "Grüße aus Hollywood" – 1990; Great Balls of Fire – 1989; D.O.A. – Bei Ankunft Mord – 1988; Suspect – 1987; Die Reise ins Ich – 1987; The Big Easy – 1986; Enemy Mine – Geliebter Feind – 1985; "Dreamscape" – 1984; "Der Stoff aus dem die Helden sind" – 1983). Als glaubhafter, seriöser Ehemann und Familienvater ist er ein Totalausfall. Von einer Chemie zu Julia Roberts gar nicht zu reden. Die Ehepaar-Darsteller machen den Eindruck, als hätten sie sich auch hinter der Kamera wenig zu sagen gehabt. Auch Julia Roberts in der Rolle der All-American-Hausfrau, die in der morgendlichen Hektik schonmal ihre Tochter daheim vergisst, die sie eigentlich zur Schule fahren will, tut sich schwer. Regisseur Lasse Hallström kann sie mal reitend im Gegenlicht einer tief stehenden Sonne zeigen, was ihre Lockenpracht zum Strahlen und ihre Augen zum Leuchten bringt. Aber das Drehbuch liefert ihr kein glaubwürdiges Gerüst, was vermuten lässt, dass das Produktionsstudio den verkaufsfördernden Superstar Roberts haben wollte, nicht die Schauspielerin Julia Roberts, die in ihrer bisherigen Karriere ihre besten Auftritte hatte, wenn sie einen Solitär mit eigenem Kopf und Weg spielen konnte (Prêt-à-Porter – 1994; I love Trouble – 1994; Die Akte – 1993; The Player – 1992; Hook – 1991; Entscheidung aus Liebe – 1991; Der Feind in meinem Bett – 1991; Flatliners – 1990; Pretty Woman – 1990; Magnolien aus Stahl – 1989; Pizza, Pizza – Ein Stück vom Himmel – 1988).

Das familiäre Umfeld ist ein schöner Reiterhof mit rassigen Turnierpferden und einem störrischen Vater, der im eigenen störrischer-Vater-Klischee versinkt, da kann Robert Duvall noch so viel Robert-Duvall-Charme ausgießen (Schlagzeilen – 1994; Falling Down – Ein ganz normaler Tag – 1993; Tage des Donners – 1990; Der Unbeugsame – 1984; Apocalypse Now – 1979; Der Adler ist gelandet – 1976; Network – 1976; Der Pate II – 1974; Sinola – 1972; Der Pate – 1972; THX 1138 – 1971; M.A.S.H. – 1970; Bullitt – 1968). Daddys schlagkräftigstes Argument, wenn seine Tochter ihm wieder mal nachvollziehbares Contra gibt: „Wir machen es so, wie ich sage, weil das mein Hof ist.“ Da weiß man dann wenigstens gleich, wo das endet.

Ein Film für verregnete Donnerstagabende.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
IMDB