Auf den ersten Blick sind Laura und Martin Burney das ideale Paar. Aber das scheinbar harmonische Leben im Traumhaus am Strand trügt – Martin ist ein unberechenbarer Psychopath, der seine Frau seelisch und körperlich mißhandelt.
Verzweifelt schmiedet Laura Fluchtpläne. Bei einer Segelpartie sieht sie ihre letzte Chance: Laura erleidet einen "tödlichen Unfall" und flieht in eine weit entfernte Kleinstadt. Dort soll ihr neues Leben anfangen.
Aber Laura hat ihre Rechnung ohne Martin gemacht. Der weiß nämlich inzwischen, dass seine Frau nicht wirklich ertrunken ist …
Mit dem Thema "Gewalt in der Ehe" kann man im Kino eher nicht die großen Umsätze erzielen. Eheliche Außereinandersetzungen wie in Wer hat Angst vor Virginia Woolf (1966) in Ingmar Bergmanns "Szenen einer Ehe" (1973) erzählen mehr von psychischer Gewalt und punkten mit geschliffenen Dialogen und großen Schauspielleistungen. Aber prügelnde Ehemänner und blutende Ehefrauen finden sich zwischen Lethal Weapon, Terminator oder dem jährlichen Woody Allen-Film nicht.
Aber jetzt gibt es ja Julia Roberts, den bezaubernden neuen Stern am Himmel Hollywoods (Entscheidung aus Liebe – 1991; Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben – 1990; Pretty Woman – 1990; Magnolien aus Stahl – 1989; Pizza, Pizza – Ein Stück vom Himmel – 1988). Sie spielt eine junge Frau, die auf einen attraktiven, erfolgreichen Mann reingefallen ist. Der Typ ist ein Pedant: Wenn die Handtücher im Bad schief hängen, die Dosen im Küchenschrank nicht ordentlich ausgerichtet sind, verprügelt er seine Frau. Geschickt lässt Joseph Ruben seine Zuschauer genauso auf ihn reinfallen. Zum Auftakt sehen wir einen charmanten Mann, der seine Frau umzärtelt und erleben eine Ehefrau als perfekte Hausfrau und Köchin. Nach einer Nichtigkeit schlägt ihr Ehemann sie zu Boden. Diese überraschend kommende Szene drückt einen unvermittelt in den Kinosessel.
Das Thema "Gewalt in der Ehe" wird nicht vertieft. Es bleibt der MacGuffin, der die handelnden Personen antreibt, ohne selbst eine Rolle zu spielen. Dass das Thema überhaupt in einem Film auftaucht, der allein wegen Julia Roberts schon ein breites Publikum erreicht und also für Gesprächsstoff und Diskussionen in der Gesellschaft sorgt, ist zumindest zu begrüßen.
Joseph Ruben erzählt im weiteren Verlauf seines Films dann eine Liebesgeschichte im Rahmen eines Horrorfilms. Ehemann Martin, der sich nur kurz als echten Witwer wähnt und, nachdem ein blöder Zufall seine Zweifel wachsen lässt, dann schon Privatdetektive in Gang setzt, geriert sich als Slasher aus einem jugendfreien Horrorfilm. Patrick Bergin (Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz – 1991) spielt diesen Perfektionisten und Pedanten im edlen Zwirn mit blitzenden Augen, zischender Stimme und augenblicklichem Wechsel zwischen in den Mantel helfen und Fausthieb. Seine Unberechenbarkeit zu Beginn sowie seine unbarmherzige Zielstrebigkeit im weiteren Verlauf machen den Mann unheimlich.
Gleichzeitig entspinnt sich im beschaulichen Cedar Falls, Iowa, eine ebenso beschauliche Liebesgeschichte, in der Julia Roberts unter ihren roten Lockenpracht ihren ganzen Charme ausspielen kann. Ausgiebig feiert Regisseur Ruben ihr schönes, verletzliches Gesicht, baut längliche Clipsequenzen ein, in denen sie zu Van Morrisons "Brown Eye Girl" mit ihrem neuen Freund zusammen die unterschiedlichsten Hüte aus einem Theaterfundus ausprobiert. Szenen, die schön anzuschauen sind, den Film aber keinen Schritt weiter bringen. Die Liebesgeschichte führt nirgendwo hin, höchstens zu der theoretischen Frage, ob Ben, der knuffige neue Freund, das Finale überleben wird, wenn es zu der unausweichlichen Konfrontation der Eheleute Laura und Martin kommt.
"Der Feind in meinem Bett" ist ein Film, in dem schöne Menschen in schöner Umgebung nicht immer nur schöne Dinge machen und Julia Roberts nach ihrem Katapultstart in den Starruhm zeigen kann, dass ihr Auftritt in Pretty Woman kein Zufall war. Sie kann mit ihrer schimmernden dünnhäutigen Verletzlichkeit auch eine dunklere Story tragen. Jetzt muss sie nur noch bessere Drehbücher bekommen.