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Plakatmotiv: Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz (1991)

Ein Abenteuerfilm
auf Fernseh-Niveau

Titel Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz
(Robin Hood)
Drehbuch Sam Resnick & John McGrath
Regie John Irvin, Can., D., UK, USA 1991
Darsteller

Patrick Bergin, Uma Thurman, Jürgen Prochnow, Edward Fox, Jeroen Krabbé, Danny Webb, Conrad Asquith, Barry Stanton, Owen Teale, Phelim McDermott, Carolyn Backhouse, David Morrissey, Caspar De La Mare, Cecily Hobbs, Gabrielle Reidy, Stephen Pallister, Kevin Pallister, Alex Norton u.a.

Genre Abenteuer, Action
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
13. Juni 1991
Inhalt

Seit der Eroberung Englands im 11. Jahrhundert herrschen die Normannen auf der britischen Insel. Bei der angelsächsischen Bevölkerung sind die Besatzer aus Frankreich äußerst unbeliebt, immer wieder kommt es zu Aufständen.

Auch Sir Robert Hode lässt sich nur ungern von den Normannen bevormunden. Als Hode mit dem normannischen Adeligen Folcanet in Streit gerät, droht dem jungen Angelsachsen der Kerker. Doch vor der Verhaftung kann Hodes in die dichten Sherwood-Wälder flüchten. Mit anderen Geächteten gründet er eine Bande, zu der unter anderem auch John Little und der Ordensbruder Tuck gehören. Hodes selbst nennt sich von nun an Robin Hood, und erklärt sich zum Beschützer und Rächer der Armen. Mit seinen Gefährten überfällt Robin durchreisende Adelige, vor allem normannischer Abstammung. Das Raubgut verteilt Robin an die arme Bevölkerung.

Auf einer seiner Streifzüge begegnet Robin dem verhassten Folcanet und seiner hübschen Verlobten Marian. Robin bestiehlt nicht nur seinen Erzfeind, er gewinnt auch das Herz Lady Marians. Folcanet schwört bittere Rache …

Was zu sagen wäre

1991 ist das Jahr, in dem der Kampf der Robin Hoods ausbrach. gerade ist der vorliegende Film gestartet. Im September kommt schon der nächste, Robin Hood – König der Diebe, mit Kevin Costner in der Titelrolle. Der Räuber, der von den Armen nimmt und den Reichen gibt, das Thema erfreut sich großer Beliebtheit bei den Filmproduzenten, seit sich die Produktionskosten für den kommerziellen Großkinofilm zielsicher der 100-Millionen-Dollar-Marke nähern: ein bekannter Name, den man nicht mehr erklären muss, eine moralisch unangreifbare Story, eine Liebesgeschichte und, Achtung, neu: jetzt nah an der historischen Wahrheit.

Die Produzenten um Stirb Langsam-Regisseur John McTiernan und Tim Bevan verkaufen ihren Film über die historische Genauigkeit: so soll's gewesen sein. Inwieweit Robin Hood tatsächlich auf einer realen historischen Figur basiert, ist umstritten. Erstmals erwähnt wird der patriotische Räuberhauptmann in Balladen aus dem 13. Jahrhundert. Komisch, dass sich der fertige Film kaum von seinen Vorgängern unterscheidet. Der Handlungsablauf war schon derselbe, als Errol Flynn 1938 den Robin gespielt hat. Und auch unter Walt Disneys Aufsicht waren die Figuren zwar gezeichnet, aber das Bogenturnier, die holde Maid, die unbarmherzigen Steuern, die waren ebenso dabei wie heute. Die auffälligste Änderung betrifft den Oberschurken, Sir John. Der reist hier meist ungesehen von der Kamera durchs Land. Die armen Engländer kujoniert jetzt ein Baron namens Daguerre und der normannische Adlige Sir Miles Folcanet, den Jürgen Prochnow als Knallcharge mit perfektem Kurzhaarschnitt spielt: „Ich töte dich!“, faucht er gerne und blitzt dazu mit den Augen. Und als die ihm zur Heirat versprochene Maid Marian ihre Jungfräulichkeit dem Räuberhauptmann geschenkt hat, variiert er „Ich werde ihn in Stücke schneiden.“ Der einstmals als "Kaleu" umjubelte Prochnow hat sich seine Hollywoodkarriere auf Hassfratzen aufgebaut; sein Folcanet ist eine davon ("Der Skipper" – 1990; "Powerplay" – 1990; Beverly Hills Cop II – 1987; Der Wüstenplanet – 1984; Das Boot – 1981). Ihm zur Seite als schmieriger Baron Daguerre gibt Jeroen Krabbé eine Variation seines lächelnden Killers, den er so gt beherrscht (James Bond 007 – Der Hauch des Todes – 1987; Jumpin' Jack Flash – 1986).

Eine besonders kinotaugliche Boshaftigkeit hat Regisseur John Irvin seinen Schurken über deren Overacting nicht mitgegeben. Sie sind nicht mal militärisch sonderlich einfallsreich. Robin Hood ist immer cleverer. Dass der Baron in dieser Fassung mit der Kammerzofe der Maid Marian ins Bett geht, bringt dieser Version auch nichts weiter als Bettszenen.

Der ganze Film erinnert an eine Fernsehproduktion, die fürs Kino aufgeblasen worden ist. Keine schönen, ausgesuchten Kameraeinstellungen, keine charismatischen Gesichter, nichts. Patrick Bergin (Der Feind in meinem Bett – 1991), der hier den Titelhelden spielt, bleibt blass und sagt Sätze, die an Sprüche aus "Starsky & Hutch" oder "Einsatz in Manhattan" erinnern. Einen leichten Lichtblick bietet Uma Thurman (Die Zeit der bunten Vögel – 1990; Gefährliche Liebschaften – 1988; "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" – 1988), die – historisch wahrscheinlich am wenigsten korrekt – eine sehr moderne, emanzipierte Maid Marian spielt, die schon mal Folter und Ehe als dasselbe bezeichnet und sich dem Werben des kalten Normannen standhaft verweigert. Thurman spielt die Maid als gut aussehenden Kerl – ein paar Szenen lang auch tatsächlich. Aber auch im hochgeschlossenen Kleid greift sie behende zu Schwert, Beil, Dolch und anderen Schlagwerkzeugen.

John Irvin ("Ruf nach Vergeltung" – 1989; Der City Hai – 1986) liefert kein kinotaugliches Abenteuer. Die Figuren bleiben ohne Bezug, die einzelnen Szenen ohne Zusammenhang, der Film ohne Spannung.

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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