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Plakatmotiv: Entscheidung aus Liebe (1991)

Eine Drehbuchkonstruktion, die
einen Starstatus missbraucht

Titel Entscheidung aus Liebe
(Dying Young)
Drehbuch Richard Friedenberg
nach einem Roman von Marti Leimbach
Regie Joel Schumacher, USA 1991
Darsteller

Julia Roberts, Campbell Scott, Vincent D'Onofrio, Colleen Dewhurst, David Selby, Ellen Burstyn, Dion Anderson, George Martin, A.J. Johnson, Daniel Beer, Behrooz Afrakhan, Michael Halton, Larry Nash, Alex Trebek, Richard Friedenberg, Duncan Henderson, Bettina Rose, Howard Morris u.a.

Genre Drama, Liebesfilm
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
3. Oktober 1991
Inhalt

Eine feudale Villa im Reichenviertel San Franciscos: Hier arbeitet seit kurzem die schöne Hilary als Pflegerin von Victor. Schon bald verlieben sich das flatterhafte Mädchen aus der grauen Vorstadt und der Millionärssohn ineinander. Zusammen entfliehen die beiden dem tristen Alltag, Victor mietet ein Traumhaus an der kalifornischen Küste. Dort erleben sie grenzenlose Romantik.

Ihre Liebe verändert beide Menschen, während Hilary Spaß an Kunst und Geschichte findet, entdeckt Victor zum ersten Mal das echte Leben. Aber schon bald holt die Realität die beiden in ihrem Liebesnest ein, denn Victor ist nicht umsonst pflegebedürftig: Er leidet an einer lebensbedrohenden Krankheit.

Victors und Hillarys Liebe wird auf eine harte Probe gestellt …

Was zu sagen wäre

Ein junger, sehr gebildeter Sohn aus reichem Villen-Elternhaus siecht sehr attraktiv an Leukämie dahin und eine junge, bezaubernde, eher nicht gebildete Tagelöhnerin pflegt ihn und beginnt, sich für Malerei und die alten Meister zu interessieren. And they lived happily ever after. Dieser Film ist in seinen Klischees echt hardcore.

Joel Schumacher (Flatliners – 1991; The Lost Boys – 1987; St. Elmo's Fire – 1985) zielt mit "Dying Young" auf die niedersten Gefühle, bietet einen Starbesetzten Groschenroman, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es ist gar nichts dagegen zu sagen, sich auch mal den simplen Gefühlen hinzugeben. Aber dafür gibt es dann eben jene Groschenromane. Da ist das Drama groß, die Charaktere schön und danach alles einfach and they lived happily ever after. Im Kino mit all dem Aufwand, für den wir dann 10 Mark zahlen sollen, darf es schon etwas elaborierter sein. Ist es hier aber nicht. Und weil der Score von James Newton Howard immer aufdreht, sobald einer nur Aua, ich habe Schmerzen sagt, verlasse ich den Kinosaal nicht mal mit tränenfeuchten Augen; ich bekam gar keine Chance, während des heftig Orchester begleiteten Films ein echtes Gefühl zu durchleben.

Die Hauptrolle spielt die bemitleidenswerte Julia Roberts (Der Feind in meinem Bett – 1991; Flatliners – 1990; Pretty Woman – 1990; Magnolien aus Stahl – 1989; Pizza, Pizza – Ein Stück vom Himmel – 1988). Wahrscheinlich hat ihre Agentur den Vertrag zu diesem Film unterschrieben, als der Pretty Woman-Boost noch nicht eingesetzt hatte und alle Beteiligten – Agentur, Produzenten, Studio – noch dachten, sie hätten mit ihrem Leukämie-Film vielleicht einen Tränenzieher für verregnete Sonntagnachmittage. Aber jetzt steht da auf dem Plakat JULIA "Pretty Woman" ROBERTS und wir erkennen im Kinosessel, dass die 24-Jährige visuell missbraucht wird. Schumacher inszeniert ihre schlanke, langbeinige Figur staksend auf roten High Heels im engen, ebenso roten Minikleid, oder im ihre rote Haarmähne hervorhebenden Gegenlicht eines Sonnenuntergangs und wir sehen Boah, was für eine schöne Frau. Und übersehen dabei, dass das Drehbuch uns übers Ohr haut.

Das Zentrum des Films ist ein Mann, der Leukämie hat. Aber es geht im Film nicht um Menschen, die Leukämie haben. Deren Schicksal interessiert hier niemanden. Letztlich könnte der von Campbell Scott gespielte Victor auch an einem Bauchschuss leiden, die Storyline würde das nicht ändern. Aber es gibt hier halt jede Menge Augenfutter über den Spross der stinkreichen, in San Francisco-Villen groß gewordenen Familie – das spendiert dem Film teure Architektur, smarte Inneneinrichtung und ausgefallene Autos – und über die Hauptdarstellerin.

Es ist einigermaßen einfach, sich über die Optik zu definieren. Tatsächlich ist es so, dass im vorliegenden Film Julia Roberts mit ihrer Fähigkeit, Verletzlichkeit zu personifizieren, die erzählerische Tiefe garantieren soll, die das Drehbuch nicht hat.

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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