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Plakatmotiv: The Big Easy – Der große Leichtsinn (1986)

Bunter Thriller und
romantischer Krimi

Titel The Big Easy – Der große Leichtsinn
(The Big Easy)
Drehbuch Daniel Petrie Jr. & Jack Baran & Jim McBride
Regie Jim McBride, USA 1986
Darsteller

Dennis Quaid, Ellen Barkin, Ned Beatty, John Goodman, Lisa Jane Persky, Ebbe Roe Smith, Tom O'Brien, Charles Ludlam, Grace Zabriskie, Marc Lawrence, Solomon Burke, Gailard Sartain, Jim Chimento, Edward Saint Pe', Robert Lesser, Cheryl Starbuck, Margie O'Dair, Arden Lo u.a.

Genre Krimi, Komödie
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
24. März 1988
Inhalt

New Orleans, Louisiana: Im Brunnen auf dem Piazza d’Italia findet man die Leiche von Freddie Angelo. Lieutenant Det. Remy McSwain identifiziert den Toten sofort als eben jenen Profikiller, der sich seit 20 Jahren beim Mafiaboss Vinnie "The Cannon" Di Motti in fester Anstellung befindet und lässt sich von Detective McCabe über die spärlichen Indizien zum Tathergang ins Bild setzen. Alles deutet auf einen Mord zwischen rivalisierenden Drogenkartellen hin, die sich die Vorherrschaft streitig machen, mehr oder minder ein Routinefall.

Doch am nächsten Morgen sitzt die Staatsanwältin Anne Osborne in McSwains Büro. Und in der Abteilung unter Leitung von Police Captain Jack Kellom, in der ein gemütlich familiärer Ton vorherrscht, weiß man, dass sie einer Sonderkommission zur Untersuchung von Polizeikorruption in der Stadt angehört. Schon im ersten Gespräch bekommt der in New Orleans gebürtige McSwain einen Eindruck davon, inwieweit er mit der ambitionierten und seriösen Osborne ein Auskommen findet – oder eben nicht.

Unter dem Vorwand, mit ihr den Fall Freddie Angelo zu besprechen, lädt er deshalb die junge Frau aus dem Norden zum Abendessen in ein populäres Musiklokal ein. Hier kann der Lieutenant das Restaurant ohne Begleichen einer Rechnung wieder verlassen, was die Staatsanwältin überaus humorlos nimmt. Aber kaum hat sie sich an einer Straßenecke ihres Viertels von McSwain absetzen lassen, kommt es zu einem unerwarteten Zwischenfall …

Was zu sagen wäre

Ein Krimi? Thriller? Oder doch eine Romanze? Jim McBride hat vor drei Jahren mit Atemlos gezeigt, dass er vor großen Namen der Filmkunst nicht kuscht und sich ungerne auf ein Genre festlegen lässt. In "The Big Easy" geht es um unangenehme Cops. Die lassen sich bestechen, halten aber für ganz okay, dass sie dadurch ein besseres Leben führen können bei diesem „Scheißjob“. Die Staatsanwältin, die deswegen auf dem Revier erscheint, wird von den Beamten bestenfalls behandelt wie ein kleines Mädchen, ansonsten ignoriert. Und der ermittelnde Lieutenant, der sich um sie kümmern soll, flirtet sie hemmungslos an und erstickt jede ernst gemeinte Frage mit einer Essenseinladung; wenn sie die ignoriert, setzt er nach. Plakatmotiv (US): The Big Easy (1986) Muss man den Film vielleicht doch als Komödie sehen? Bevölkert von lustigen Menschen, die sich selbst auf den Arm nehmen?

Dass das Projekt nicht nach zehn Minuten im Mississippi River ersäuft, liegt an den sympathischen Hauptdarstellern. Dennis Quaid spielt den Hallodri. Das hat er drauf (Enemy Mine – Geliebter Feind – 1985; "Dreamscape" – 1984; "Der Stoff aus dem die Helden sind" – 1983; "Der weiße Hai 3" – 1983). Er lässt sich bestechen. Über den Witwen- und Waisenfonds – der ist im Revier die Sammelbüchse, in die alle Gastronomen und Hoteliers der Stadt ihren Obolus entrichten, der dann gleichberechtigt unter den Cops verteilt wird. Ob Romy McSwain, den Dennis Quaid hier spielt, ein guter Cop ist, also einer, der trotzdem noch seine Arbeit für die Bürger der Stadt macht, erfahren wir nicht, denn Jim McBride hat keinen Cop-Thriller gedreht; in diesem Fall hätte McSwain zu Beginn eine ordentliche Verhaftung unter Einsatz seines Lebens vornehmen müssen. Statt dessen kommt er anfangs zum Fundort einer Leiche und ist der einzige, der den Toten kennt – wie er überhaupt immer der Einzige ist, der in der Folge die in regelmäßigen Abständen aufgefundenen Toten kennt. Die Kollegen scheinen sich in der Drogenszene der Stadt alle nicht so auszukennen. In einem Thriller wäre das lächerlich. In einer Komödie sorgt das für den nötigen Drive.

McBride verkauft seinen Film als romantische Komödie. Im Mittelpunkt steht das Techtelmechtel mit der Staatsanwältin. Und das ist erotisch ordentlich aufgeladen. Staatsanwältin Anne Osborne mimt zwar die taffe Ermittlerin, lässt sich vom raumgreifenden Charme des Lieutenant aber gerne um den Finger wickeln. Dass sie trotzdem ihren Fall durchzieht, in dem der Lieutenant schneller als ihm lieb ist, auf dem Boden der Realität landet, spricht für die Drehbuchautoren, die sich offenbar kein blondes Liebchen im engen Businesskleid vorgestellt haben, als sie die Rolle geschrieben haben. Jim McBride hat mitgeschrieben und auf dem Regiestuhl dann entsprechend Ellen Barkin für die Rolle geholt ("Down by Law" – 1986; Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension – 1984; "Harry & Sohn" – 1984; Diner – 1982). Barkin besitzt die Gabe, einen Menschen eben noch mit einem sehr kalten Blick in die Ecke zu stellen und ihn im nächsten Moment zum Steinerweichen anzulächeln. Das erotische Ping Pong im schwülen New Orleans zwischen den beiden füllt einen Großteil des Films und es macht Spaß, ihm zu folgen. Vor allem, weil in der zweiten Hälfte die Thrillerelemente mehr Gewicht bekommen und der Film dadurch einen eleganten Twist erhält: Erschien dem Zuschauer anfangs die locker erzählte Alltagskorruption der Polizei noch befremdlich, ist sie bald Basis tragischer Ereignisse, die Remy McSwain, den charmanten Lieutenant, auf die harte Tour durchschütteln.

Der Film ist auf der Tonspur mit schönstem Cajun-Soundtrack unterlegt, der der Geschichte die Leichtigkeit auch noch erhält, als es im Kinosessel nicht mehr viel zu grinsen gibt. Jim McBride hat sowas wie einen bunten Thriller gedreht, einen romantischen Krimi – und im Rückblick auf das Kinojahr 1988 einen der schönsten Filme des Jahres präsentiert.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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