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Plakatmotiv: Warlock (1959)

Großer Western über die Zeit
zwischen Wild und Westen

Titel Warlock
(Walk)
Drehbuch Robert Alan Aurthur
nach einem Roman von Oakley Hall
Regie Edward Dmytryk, USA 1959
Darsteller

Richard Widmark, Henry Fonda, Anthony Quinn, Dorothy Malone, Dolores Michaels, Wallace Ford, Tom Drake, Richard Arlen, DeForest Kelley, Regis Toomey, Vaughn Taylor, Don Beddoe, Whit Bissell, Bartlett Robinson, Robert Adler, Joel Ashley, Don 'Red' Barry, June Blair u.a.

Genre Western
Filmlänge 121 Minuten
Deutschlandstart
15. Mai 1959
Inhalt

Das einsame Städtchen Warlock wird von Cowboys der Pablo Ranch terrorisiert. Der Revolverheld Blaisedell wird von den Bürgern als Marshall engagiert, um sie zu schützen.

Doch mit Blaisedell und seinem Freund Morgan kehrt auch kein Frieden ein. So beschließen die Einwohner Gannon, ein ehemaliges Mitglied der Pablo Ranch Cowboys, als Hilfssheriff zu engagieren. Gannon muss es auf der einen Seite mit den Cowboys der Pablo Ranch aufnehmen, auf der anderen Seite aber auch mit dem mächtigen Revolverhelden Blaisdell und dessen Freund Morgan …

Was zu sagen wäre

Eine Stadtgesellschaft in Utah auf der Schwelle zwischen Wild und Westen. Noch herrschen wilde Banden, achten Revolvermänner über Wohl und Wehe und auf ihren eigenen Vorteil. Aber das Städtchen entwickelt sich, hält neben Saloons zahlreiche Geschäfte für den täglichen Bedarf und andere für die Arbeiter in der nahen Mine. Die Zivilisation hat Platz genommen am Tisch in Warlock.

Aber noch ist die Vergangenheit stärker, randaliert mit rauchenden Colts durch die Straßen der Stadt, also beschließt das Bürgerkomitee, einen Marshall zu installieren, ebenfalls einen Mann von früher, der mit den Methoden von früher vorgeht. Der Film, den Edward Dmytryk ("Die linke Hand Gottes" – 1955; Die Caine war ihr Schicksal – 1954) auf dieser Prämisse aufbaut, ist ein komplexes Werk mit Anleihen bei Fred Zinnemann High Noon (1952) über die Entstehung von Zivilisation, über Männerfreundschaften und über die Möglichkeiten, über den eigenen Schatten zu springen.

Wenige Charaktere, die keine Wandlung durchmachen. Nicht alle, die wie dumpfbackige Schläger wirken (DeForest Kelley – Zwei rechnen ab, 1957; Schakale der Unterwelt, 1955), bleiben das bis ins Finale, von Helden bröckelt der Glanz, die Hoffnung auf ein neues Leben in dieser Zivilisation bleibt unerfüllt, die Helden von gestern sterben oder reiten ohne Perspektive in den Schlusstitel. Die Leute aus Warlock sind ein Spiegel auf uns. Sie beharren auf das Einhalten der Gesetze, wollen Frieden und Ordnung in ihrem Städtchen, die nur mit Gewalt zu bekommen sind. Aber Gewalt lehnen sie ab, bevorzugen starke Präsenz von Ordnungshütern – Abschreckung als Mittel der Verteidigung – und bald streiten sich ein neu installierter Deputy Sheriff und der frei installierte Marshall um das Gewaltmonopol in Warlock, zumal der ein oder andere Radaubruder mittlerweile die Zügel locker lässt.

Richard Widmark spielt diesen Deputy und er ist einer jener Figuren, die sich entwickeln. Als wir ihn kennenlernen, gehört er zu der berüchtigten Schlägerbande, sehen aber schon den Ekel in seinem Gesicht, wenn einer seiner Kameraden wieder mal einen Wehrlosen erschießt. Widmark zügelt sein Raubein-Image (Der letzte Wagen – 1954; Der Garten des Bösen – 1954; Okinawa – 1951), legt seinen Johnny Gannon zurückhaltend an; ein Mann, der weiß, dass er Schuld auf sich geladen hat und zurückhaltend vorgehen muss, will er die gesetzestreue Gemeinschaft von sich überzeugen.

Die Vergangenheit reitet in Person Henry Fondas in die Stadt (Der Stern des Gesetzes – 1957; Die zwölf Geschworenen – 1957; Der falsche Mann – 1956; Krieg und Frieden – 1956; "Bis zum letzten Mann" – 1948; Faustrecht der Prärie – 1946; Ritt zum Ox-Bow – 1942; Rache für Jesse James – 1940; Früchte des Zorns – 1940; Trommeln am Mohawk – 1939; Der junge Mr. Lincoln – 1939; Jesse James – Mann ohne Gesetz – 1939). Er ist ein Mann, der gutes Leben schätzt und rechnen kann: „Die 400 Dollar, die ich als Marshall erhalte, reichen gerade für die Kugeln, die ich beim Schießtraining verballere.“ Ein von sich überzeugter Mann mit zwielichtigem Ruf und mit Charme. Einer, der weiß, dass er Schuld auf sich geladen hat, aber auch, dass er das nicht ändern kann und will; das Leben als reisender (Revolver)Held steckt ihm im Blut. Plakatmotiv: Warlock (1959) Nebenher steht er als Croupier am Roulettetisch und zieht die Massen als treffsichere Attraktion mit seinen goldenen Colts in die Casinos seines Freundes Tom Morgan. Mit dem zieht Clay Blaisedell seit zehn Jahren von einer Stadt zur nächsten. Er räumt auf, Morgan macht Geld mit seinem Casino und rettet seinem Partner manchmal das Leben.

Die beiden Männer pflegen eine deutlich homoerotische Beziehung. Es dürfte die erst solche in einem Western aus der Harte-Männer-Ära sein. Dazu müssen sie sich nicht tief in die Augen blicken, beide haben Frauengeschichten, aber ihre gemeinsame Geschichte spricht Bände. Morgan räumt unliebsame Nebenbuhler aus dem Weg, Blaisdell legt Wert auf gepflegte Kleidung mit Westen, die ein seidenes Innenfutter haben und deuten sich Beziehungsprobleme in form unausgesprochener Geheimnisse an, werden die kurzerhand weggelächelt.nAnthony Quinn ("Die schwarze Orchidee" – 1958; Der Glöckner von Notre Dame – 1956; Die Fahrten des Odysseus – 1954; La Strada – Das Lied der Straße – 1954) spielt Morgan als Lebemann, der die gemeinsamen Wohnräume von ihm und Blaisdell mit großen Bildern von Nackten in Öl ausstattet und eifersüchtig reagiert, wenn Blaisdell überlegt, eine Frau aus dem Ort zu heiraten und sesshaft zu werden, also das gemeinsame Reisen aufzugeben: „Es gibt doch bald keine Städte mehr für uns.

Zwischen den drei Männern stehen zwei (blonde) Frauen, die im Vorspann an Position vier und fünf, aber in der selben Buchstabengröße genannt werden, Dorothy Malone (In den Wind geschrieben – 1956) und Dolores Michaels. Erstere die zugereiste Frau mit Vergangenheit, die sich immer irgendwie durchgeschlagen hat und eine Geschichte mit Morgan hatte und jetzt eine Mordswut auf ihn, die andere die porzellanzarte ortsansässige Schönheit, die froh sein darf, keinen Vater mehr zu haben, der sie längst an einen der durchziehenden Viehbarone verheiratet hätte und jetzt im Bürgerkomitee eine klare, aber nicht gewichtige Stimme hat und fünf Minuten glauben darf, den durchreisenden Loner sesshaft zu machen, indem sie ihn mit der Bemerkung lockt, dass sie auch schon mal Whisky getrunken hat.

Als die finale Fanfare ansetzt, hat Warlock einen wichtigen Schritt in die Zukunft gemacht. Nicht alle sind glücklich geworden, aber die Gesellschaft einen großen Schritt weiter. "Warlock" gehört zu den relevanten Western seiner Zeit, die neben den Stereotypen auch etwas zu sagen und erzählen haben.

Wertung: 6 von 7 D-Mark
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