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Plakatmotiv: The Marksman – Der Scharfschütze (2021)

Einer dieser Durchschnittsfilme, die
durch Liam Neeson glaubwürdig sind

Titel The Marksman – Der Scharfschütze
(The Marksman)
Drehbuch Chris Charles & Danny Kravitz & Robert Lorenz
Regie Robert Lorenz, USA 2021
Darsteller

Liam Neeson, Katheryn Winnick, Jacob Perez, Teresa Ruiz, Juan Pablo Raba, Harry Maldonado, Alfredo Quiroz, Sean A. Rosales, Jose Vasquez, Antonio Leyba, Clark Sanchez, Alex Knight, Dylan Kenin, Luce Rains, Ann Barrett Richards, David DeLao, Elias Gallegos, Yediel Quiles u.a.

Genre Action, Drama
Filmlänge 108 Minuten
Deutschlandstart
20. August 2021 (DVD- & Bluray-Premiere)
Inhalt

Eigentlich möchte Jim Hanson nur in Ruhe sein Dasein auf einer abgelegenen Farm in Arizona genießen. Doch findet die Ruhe ein jähes Ende, als der ehemaligen Marine-Scharfschütze mitbekommt, wie der elfjährige Miguel und seine Mutter Rosa versuchen, vor einem mexikanischen Drogenkartell in die USA zu fliehen. Jim greift ein, doch Rosa stirbt im Kugelhagel.

Mit ihrem letzten Atemzug bittet sie den Farmer, ihren Sohn zu dessen Familie nach Chicago zu bringen. Obwohl seine Polizisten-Tochter Sarah strikt dagegen ist, beschließt Jim, Rosas Wunsch nachzukommen und macht sich mit Miguel auf den Weg. Doch die Kartell-Killer unter der Führung des skrupellosen Mauricio lassen so schnell nicht locker und sind ihnen stets dicht auf den Fersen …

Was zu sagen wäre

Bei Clint Eastwood wär's zynischer geworden. Mit Arnold Schwarzenegger hätt's mehr gerumst. Bei Steven Seagal wäre mehr Blut geströmt. Es gibt diese Geschichte in der ein oder anderen Version ja fürs Kino schon zig mal: ein ausgebrannter, einsamer Veteran, der mit der Welt abgeschlossen hat, muss plötzlich auf ein Kind aufpassen und es vor schießwütigen Schergen in Sicherheit bringen.

Mit Liam Neeson macht Regisseur Robert Lorenz, der sonst eher als Produzent von Clint-Eastwood-Filmen in Erscheinung tritt (American Sniper – 2014; Back in the Game – 2012; J. Edgar – 2011; Invictus – 2009; Gran Torino – 2008; Der fremde Sohn – 2008; Letters from Iwo Jima – 2006; Flags of Our Fathers – 2006; Million Dollar Baby – 2004; Mystic River – 2003; Blood Work – 2002), ein Road Movie aus dem Stoff mit Sonnenuntergängen vor weiter Landschaft und den endlosen Highways der Wüstenstaaten Arizona und Texas. Plakatmotiv (US): The Marksman (2021) Filmproduktionen haben einen langen Vorlauf, wir dürfen also annehmen, dass dieser hier gegen Mitte der Trump-Ära geschrieben und konzipiert worden ist, zu einer Zeit, als aus der versprochenen Mauer zwischen Mexiko und den USA zumindest doch ein kapitaler Zaun im Entstehen war. Lorenz macht aus der Mexikanerflut, vor der Donald Trump warnte, eine ängstliche Mutter mit ihrem Kind, die in Mexiko vom Kartell gejagt wird, weil ihr Bruder dem Kartell Geld geklaut hat, wofür jetzt die ganze Familie büßen soll. Man kann sich darüber ärgern, dass Mexiko im Hollywoodkino ausschließlich mit sadistischen Drogenbaronen und tätowierten Irren mit automatischen Gewehren besiedelt ist, die arme, wehrlose Bauern jagen und erschießen – und wenn nicht finster blickende Mexikaner die Schurkenrolle haben, dann stiernackige, schwarze Lederjacken tragende Frauenverprügler aus Osteuropa und Russland. Aber wie kann ein kantiger alter Veteran besser in eine Vaterrolle wachsen, als wenn es gegen gnadenlose, spanisch lispelnde Killer geht? Und Liam Neeson blüht in dieser Klischeerolle voll auf.

Als auch noch sein geliebter Hund von den Kartellkillern erschossen wird, nachdem er schon seine geliebte Frau an den Krebs verloren hat, pflegt er eine Trauermine, aus der das Wissen um die Schlechtigkeit der Welt, die Angst um den Jungen und der Schmerz wegen des Verlustes des Hundes gleichzeitig zu lesen sind. Ein Actionfilm, als der er verkauft wird, ist der Film nicht. Die Schießereien sind eher zurückhaltend inszeniert, Autojagden gibt es gar nicht und Prügelszenen gibt es wenige, Liam Neeson ist ja nun auch schon 69 Jahre alt, hat seinen zweiten Frühling der Action hinter sich (Men in Black: International – 2019; Hard Powder – 2019; Widows – Tödliche Witwen – 2018; The Commuter – 2018; The Secret Man – 2017; A Million Ways to Die in the West – 2014; Non-Stop – 2014; The Dark Knight Rises – 2012; Battleship – 2012; Zorn der Titanen – 2012; Unknown Identity – 2011; 72 Stunden – The Next Three Days – 2010; Das A-Team – Der Film – 2010; Kampf der Titanen – 2010; 96 Hours – 2008; Batman Begins – 2005; Tatsächlich… Liebe – 2003; Gangs of New York – 2002; K-19 – Showdown in der Tiefe – 2002; "Ein Herz & eine Kanone" – 2000; Das Geisterschloss – 1999; Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung – 1999; Les Misérables – 1998; Michael Collins – 1996; "Rob Roy" – 1995; Nell – 1994; Schindlers Liste – 1993; Ehemänner und Ehefrauen – 1992; Darkman – 1990; Das Todesspiel – 1988; Suspect – Unter Verdacht – 1987; "Auf den Schwingen des Todes" – 1987; Mission – 1986; Krull – 1983; Excalibur – 1981).

Neesons Figur ist der Dreh- und Angelpunkt des Films. Schnell hat er sich den speziellen Zorn des Oberkillers zugezogen, weil er in einem Feuergefecht dessen Bruder erschossen hat. Seine Tochter, eine taffe Polizistin, weiß nicht recht, ob sie ihrem Vater Leine lassen soll oder nicht doch gleich in Gewahrsam stecken und den Jungen zu Verwandten zurück nach Mexiko schicken soll – was dessen sicheren Tod bedeuten würde. Und für den Jungen ist der alte Veteran die einzige Sicherheit, die er hat. Ohne Liam Neeson mit seinem traurigen Blick in eine Welt, in der nur noch Vorschriften gelten, die von korrupten Polizisten sehr weit ausgelegt werden, wäre dieser Film nur ein weiterer dieser Zeit-am-Donnerstagabend-Vertreiber. Bei jedem anderen für Filme dieser Art in Frage kommenden Schauspieler wären auch die wenigen Menschen, die in Not dann einfach doch mal helfen und ein Auge zudrücken, auch nicht glaubhaft. Nur Liam Neeson schafft es, dem Inhaber eines Waffengeschäftes glaubhaft zu erklären, dass er von Killern verfolgt werde, die es auf den kleinen Jungen in seinem Wagen abgesehen hätten, worauf der alle Vorschriften und Personalüberprüfungen einfach mal weg lässt: „Ich sag einfach, die Waffen wären mir gestohlen worden.

Nein, diesen Film kann man auch mal an einem Mittwochabend gucken.

Wertung: 4 von 8 €uro
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