Jason Bourne kommt nach Hause. Das heißt: Er ist auf dem Weg dorthin. In London trifft er sich mit dem Reporter Simon Ross, der im "Guardian" Stories über ihn schreibt. Bourne hofft, von Ross etwas über sich, über Treadstone, über das Programm zu erfahren. Sie treffen sich an der Waterloo Station in London. Ein sehr belebter Platz. Der Ex-Agent und der Reporter können einige Infos austauschen, aber dann wird Ross erschossen. Die CIA hat Ross beschattet; und beseitigen lassen.
Bourne weiß jetzt, dass Treadstone nicht beendet, sondern lediglich durch Operation Blackbriar ersetzt wurde, die quasi genauso agiert und als Treadstone-Update firmiert. Dieses Wissen führt ihn nach Madrid und dort wieder mit Nicky Parsons zusammen, die nach Berlin dort stationiert wurde. Sie offenbart ihm, dass beide – Nicky und Jason – einst ein Paar waren, hilft ihm aus der Stadt und leitet ihn nach Tanger.
Nach dorthin unterwegs ist auch ein Blackbriar-Killer. Deputy Director Noah Vosen nämlich, der Operational Chief des illegalen Blackbriar Programms, sieht sich gezwungen, jeden Mitwisser zu eliminieren. Auf dem Basar von Tangar kommt es zu einer Jagd, in deren Gefolge mehrere Akteure sterben.
Bourne entkommt und reist nach New York. Erinnerungsfetzen quälen ihn, leiten ihn aber auch. Er ahnt, wo er hin muss, wen er dafür ausschalten muss und an wen er sich innerhalb der CIA einigermaßen vertrauensvoll wenden kann. An Pamela Landy …
Was für ein rauschendes Finale. Die Handlung setzt an die Ereignisse von Die Bourne Verschwörung an. Sie beginnt in den sechs Wochen zwischen den Ereignissen in Moskau und der Schlussszene mit dem Telefonat zwischen Jason Bourne und Pamela Landy in New York, wo sie ihm preisgibt, dass er in Wirklichkeit David Webb sei.
Hektisch, aber sehr schön komponiert
In seiner Hektik, seiner Unruhe ein perfekt komponierter Film – wie ein Gedicht mit schnellen, prägnanten Versen. Die Story spannend, die Unsicherheit allgegenwärtig, die Schauplätze ragen aus dem Einerlei vergleichbarer Kost heraus und die Actionszenen sind up to date. Greengrass' atemlose Montage fügt sich in ein melodiöses Ganzes, John Powells Soundtrack erdet die rasende Bilderflut.
Es gibt zwei Leuchttürme in diesem an Höhepunkten reichen Film: Die Sequenz in der Londoner Waterloo Station und die im Basar von Tangar setzen den neuen Standard in Sachen Spannungsaufbau, Action und Fieber, an den erst Operation: Kingdom aus demselben Erscheinungsjahr ansatzweise anknüpfen kann. Cool. Smart. Adrenalin. Professionell. Abgeklärt. Man merkt, dass die Crew schon die filmische Höllenfahrt des Vorgängers gemeinsam durchgestanden hat.
Waterloo Station: eine heikle Kontaktaufnahme, die unter zig Überwachungskameras niemand erkennen darf, hunderte Reisende, jede Menge Agenten, ein Killer mit Zielfernrohr sowie Bourne und ein Gewährsmann. Zehn Filmminuten zwischen Leben, Kameras und Tod, deren flirrende Montage sich zu einem eleganten Ballett entwickelt.
Tanger: Während einer Verfolgung zu Fuß durch den unübersichtlichen Basar springt Bourne von einem Dach in das einen Stock tiefer liegende Fenster im gegenüber liegenden Haus; die Kamera bleibt ihm auf den Fersen – und springt mit. Diese eine analoge Einstellung ohne digitale Tricks ist im Umfeld einer virtuos inszenierten Verfolgungssequenz ein magischer Kinomoment für die Ewigkeit.
Die Geheimdienstbosse sind etwas einsilbig
Ein Tropfen Wasser in den Wein? Okay, der CIA-Boss und sein Laufhund Noah Vosen – wunderbar in dieser Rolle: David Strathairn (Good Night, and Good Luck. – 2005; Simon Birch – 1998; L.A. Confidential – 1997; "Familienfeste und andere Schwierigkeiten" – 1995; Am wilden Fluss – 1994; Die Firma – 1993; "Passion Fish" – 1992; Sneakers – Die Lautlosen – 1992; Eine Klasse für sich – 1992) – beschreibt das Drehbuch arg einsilbig bös-tumb. Beiden Figuren hätte etwas Charme nicht schlecht getan, um ihren diabolischen Charakter hervorzuheben. Andererseits sind Figuren wie der Boss der CIA oder die Leiter der mannigfachen Unterabteilungen des Auslandsgeheimdienstes sowie all die ultrageheimen Secret Service Plattformen für das westlich liberale Kino ohnehin verbrannt: In diesen Rollen zwingend sind kantige mittelalte Männer mit grauen Schläfen, gerne einer Brille mit glänzend geputztem Glas, in gestärkten weißen Hemden und unbarmherzig in ihrem stets einer geheimen Macht-an-sich-reiß-Situation gehorchenden Hang, Mitarbeiter töten zu lassen. Da ist es dann auch mal schön, gestandene Charakterschauspieler, die im hochtourigen Hollywood-Big-Business sonst immer aus der zweiten Reihe Akzente setzen müssen, hier mal den edlen Maßanzug überzuziehen und knarzige Kommandos durch dunkle Räume, die mit High-Tech-Monitoren vollgestellt sind, rufen zu lassen, mit emsigen Geheimdienst-Drohnen davor, die ihren „Ja, Sir! Sofort, Sir!“-Dienst erledigen. David Strathairn ist der eine, Scott Glenn als CIA-Boss ein weiterer (Schiffsmeldungen – 2001; Training Day – 2001; Vertical Limit – 2000; The Virgin Suicides – 1999; Absolute Power – 1997; Mut zur Wahrheit – 1996; The Player – 1992; Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; Das Schweigen der Lämmer – 1991; Jagd auf Roter Oktober – 1990; Silverado – 1985; "Der Stoff aus dem die Helden sind" – 1983; Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen – 1982; Urban Cowboy – 1980; Apocalypse Now – 1979; "Nashville" – 1975) – Grauhaarig, knarzig, null Grad Körpertemperatur – und der große Albert Finney als Leiter des Programms ein schildkrötig undurchschaubarer Dritter (Ocean's Twelve – 2004; Big Fish – 2003; Traffic – Macht des Kartells – 2000; Erin Brockovich – 2000; Breakfast of Champions – 1999; Miller's Crossing – 1990; "Unter dem Vulkan" – 1984; "Wolfen" – 1981; Die Duellisten – 1977; Mord im Orient-Express – 1974).
Aber das fällt mir auch erst ein, wenn ich länger darüber nachdenke. Zwei Frauenfiguren in gehobener Rolle tragen das Fundmant: Joan Allen ("Wie ein einziger Tag" – 2004; Rufmord – Jenseits der Moral – 2000; Pleasantville – 1998; Im Körper des Feindes – Face/Off – 1997; Nixon – 1995) gibt ihre Pamela Landy wie schon im Vorgänger integer, vertrauenswürdig und klug. Julia Stiles ("Der Prinz & ich" – 2004; Mona Lisas Lächeln – 2003; "O – Vertrauen, Verführung, Verrat" – 2001; Den Einen oder keinen – 2000; 10 Dinge, die ich an Dir hasse – 1999; Vertrauter Feind – 1997) als frühere Freundin gibt der Bourne-Figur mehr Tiefe und ihrer Rolle eine pausbäckige Biederkeit, an deren Loyalität niemand zweifeln mag.
Der Film wurde u. a. in New York, Berlin, London, Madrid, Tanger und Paris gedreht, seine Produktionskosten betrugen etwa 110 Millionen US-Dollar (fast das Doppelte des ersten Teils). Die Weltpremiere fand am 25. Juli 2007 in Los Angeles statt. "The Bourne Ultimatum" spielte in den Kinos der USA ca. 227 Millionen US-Dollar ein. Weltweit waren es ca. 442 Millionen US-Dollar.
Die Jason-Bourne-Serie
- Die Bourne Identität (USA 2002)
- Die Bourne Verschwörung (USA 2004)
- Das Bourne Ultimatum (USA 2007)
- Das Bourne Vermächtnis (USA 2012)
- Jason Bourne (USA 2016)
Die Romanserie um Jason Bourne
- The Bourne Identity (Robert Ludlum, 1980)
- The Bourne Supremacy (Robert Ludlum, 1986)
- The Bourne Ultimatum (Robert Ludlum, 1990)
- The Bourne Legacy (Eric Van Lustbader, 2004)
- The Bourne Betrayal (Eric Van Lustbader, 2007)
- The Bourne Sanction (Eric Van Lustbader, 2008)
- The Bourne Deception (Eric Van Lustbader, 2009)
- The Bourne Objective (Eric Van Lustbader, 2010)
- The Bourne Dominion (Eric Van Lustbader, 2011)
- The Bourne Imperative (Eric Van Lustbader, 2012)
- The Bourne Retribution (Eric Van Lustbader, 2013)
- The Bourne Ascendancy (Eric Van Lustbader, 2014)