Willamette, Oregon 1943: Dottie und ihre jüngere Schwester spielen Baseball. Dottie hat den Blick fürs Feld, die Spielerinnen und den Ball, Kit scheitert als Hiterin ständig an den hohen Bällen. Aber sich von ihrer großen Schwester was sagen lassen? ausgeschlossen!
Nach dem Spiel, beider Schwestern melken schon wieder Kühe auf dem elterlichen Hof, wird Dottie von Talentscout Ernie Capadino angesprochen. Er will sie in die erste Frauen-Baseball-Liga holen. Es ist das jähr 1943. Die US-Männer sind in Europa, kämpfen gegen die Deutschen, der Baseball-Betrieb droht, dem Vergessen anheim zu fallen. Deshalb haben ein paar Investoren um den Scholoriegelfabrikanten Walter Harvey die Idee, doch bis Kriegsende einfach die Frauen aufs Spielfeld zu holen.
Dottie hat dazu keine Lust, lässt sich aber von ihrer Schwester, die es ohne sie gar nicht ins Auswahlteam schaffen würde, überzeugen, mitzukommen und beim Draft mitzumachen; vielleicht ist ja alles in ein paar Tagen schon wieder vorbei.
Ist es aber nicht: Beide können sich qualifizieren und treten für eins von vier Teams an. Dottie und Kit kommen zu den Rockford Peaches, ihr Trainer wird Jimmy Dugan, ein gewesener Held im (Männer-)Baseball, ein Säufer, der während der Spiele seiner „Girls“ auf der Trainerbank schläft. Das Coaching übernimmt derweil Dottie. Sie ist dabei sehr erfolgreich. Irgendwann nimmt auch Dugan zur Kenntnis, dass der größte Ausfall im Team – vielleicht mal abgesehen von Evelyn Gardner, die ihren kleinen dicken nervtötenden Jungen Stilwell zum Training mitbringen muss, weil ihr Mann es für „zu viel“ hält, den Jungen zu beaufsichtigen und gleichzeitig die Jobanzeigen zu studieren – er selbst sein könnte.
Dugan und Dottie werden ein gutes Team auf dem Platz, obwohl Dottie keinen Zweifel daran lässt, dass ihre erste Wahl die Familie ist, die sie mit ihrem Ehemann Bob zu gründen gedenkt, sobald der aus dem Krieg heimkehrt. Aber bis dahin ist sie es, die die Bedürfnisse der Öffentlichkeit am besten versteht, die befriedigt werden müssen, soll die Liga Erfolg haben. Klar, da gibt es Mae, die promiskuitive, ehemalige Eintänzerin eines Nachtclubs, die sich auf dem Spielfeld als brillante Fängerin auch der unmöglichen Bälle empfiehlt; da ist deren beste Freundin Doris, die sich schon allein dadurch unentbehrlich macht, dass sie in jenem Nachtclub als Rausschmeißerin gearbeitet hat und also über eine gewisse Robustheit verfügt.
Aber mit zunehmendem Erfolg wachsen auch Neid und Missgunst – vor allem zwischen den beiden Schwestern. Auf dem Höhepunkt der Saison wird Kit vor den Play Offs an den schärfsten Gegner verkauft, und tritt im Finale gegen ihre große Schwester an, der weiß, dass Kit keine hohen Bälle trifft …
Um aus einer Komödie einen guten Film zu machen, bedarf es entweder eines anarchischen Witzes – also Monty Python oder die ZAZ-Typen – oder ein richtiges Drama; also eines mit Familie, Vergangenheit, schwesterlicher Eifersucht, Sexismus, Alkoholismus, Feminismus und ein richtig starkes Hauptfiguren-Paar.
Penny Marshall kann die zweite Lösung besser als die erste – quod erat demonstrandum: Zeit des Erwachens – 1990; big – 1988; "Jumpin' Jack Flash" – 1986. Ihr Film erzählt eine erfundene Geschichte in einer historisch verbürgten Situation. Es gab die Geschäftsleute wirklich, die, weil die Männer in Europa Krieg machten, in der Heimat eine Baseball-Liga am Laufen halten wollten. Und es gab auch diese All-American Girls Professional Baseball League von 1943 bis 1954. Und mit Blick aus unseren 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gibt es da fassungslose Blicke auf einen Machismo aus der Schwarz-Weiß-Monoton-Ära, der den zeitgenössischen Zuschauer um so mehr für die jungen Sportlerinnen einnimmt. In diesem Punkt ist der Film ein einziger Siegeslauf. Denn dass die Frauen sich durchsetzen, ist ja eh klar.
Auf diesem samtenen Polster der Siegesgewissheit können wir uns im Kinosessel zurücklehnen und interessanten Menschen zuschauen. Am wenigsten ist dieser Film einer dieser Sportler-Filme, bei denen es am Ende zum großen Showdown mit dem erwarteten Ende kommt. Also: Es kommt schon zum Showdown. Natürlich. Aber das Ende ist der Zielgruppe angepasst, wir sind hier nicht bei den "Indianern von Cleveland" für unsere Kinder. Wir sind hier in unserer Altersgruppe – also 60er Jahre und früher – und kennen uns mit existenziellen Dramen aus. Unter Penny Marshalls Regie wird das samtene Polster der Siegesgewissheit also, auf dem der Zuschauer sich bettet, mit allerlei Erbsen irritiert.
Da ist die schwesterliche Irritation der beiden Hauptfiguren. Die jüngere Schwester will un-be-dingt spielen, will wildes Leben und die sozialen Abenteuer der Liga, hat aber leicht dechifrierbare Mängel. Die ältere Schwester, die augenscheinlich eine Königin dieses Sports wäre, ist so stockkonservativ, dass sie sich unter das Regime ihres Ehemannes ordnet, um Mutter auf der Farm zu werden, kaum, dass der aus dem Krieg heimkehrt. In Geena Davis' unaufgeregtem Spiel ist das nie ein Widerspruch ("Ein verrückt genialer Coup" – 1990; "Die Reisen des Mr. Leary" – 1988; Beetlejuice – 1988; Die Fliege – 1986; Tootsie – 1982). Der Film arbeitet emotional heraus, dass wir uns immer noch in den 40er Jahren befinden; und Bob, von Bill Pullman wunderbar sanft gespielt, scheint kein Arschloch zu sein, das seine Frau an den Herd zwingt, sondern sie will da hin. Trotz ihrer offenkundigen Leidenschaft für den Sport. Die Bob-Rolle ist einzig dafür da, dem Zuschauer klar zu machen, dass da in Übersee die Männer kämpfen. Und dass diese Männer nach ihrer Rückkehr nicht nur erleichtert aufatmende Frauen vorfinden wollen, sondern auch ihre alte Position besetzen wollen.
Was zunächst gar nicht auffällt im mitteleuropäischen Kinosessel: Es spielen nur weiße Frauen. Italoamerikanerinnen sind das exotischste. Aber da lenkt Marshall die Aufmerksamkeit noch auf Marla, eine verschüchterte, ängstliche, optisch nicht attraktive Spielerin, die aber einen unglaublichen Wumms in ihrem Schlag hat. Das Thema ist lange, dass die Geldgeber schöne junge Frauen in knappen Röcken haben wollen, die sich in den Staub werfen. Aber Marla ist der personifizierte Mittelfinger gegen diese Geldgeber, weil sie sich eben doch als ein sensibler Charakter etablieren kann. Und als der weiße Mann im Publikum diese Botschaft gerade verstanden hat, steht schon die nächste im Raum: Dass keine afroamerikanischen Frauen für die Liga berücksichtigt wurden, fällt auf, als bei einem der ersten Spiele ein ins Aus gegangener Ball von einer schwarzen Frau zurückgeworfen wird. Und das ist ein gezielter, harter Wurf; der Fängerin tut die Hand weh, trotz Handschuh.
Und die Männer? Es gibt den Geld gebenden Schokokeksfabrikanten, Walter Harvey, den Garry Marshall (Pretty Woman – 1990) spielt, der Bruder der Regisseurin. Da ist Ira Lowenstein, der Geschäftsführer, der den Spielerinnen klar machen muss, dass sie natürlich keine Sex Objekte sind, aber sich doch vielleicht wie solche benehmen sollten; David Strathairn hat hier einen großen Auftritt als Mittler zwischen eigener Arbeitsplatzerhaltung und algemeingültiger Moral. Und dann ist da noch Jimmy Dugan. Der versoffene, abgehalfterte Trainer, für den Baseball ein Männersport ist, der sich also entehrt fühlt, weil er „Girls“ coachen soll und der durch Dottie Hinson auf den Pfad der Besserung geführt wird. Hier hat Tom Hanks seinen nächsten Großauftritt (Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Joe gegen den Vulkan – 1990; Scott & Huutsch – 1989; Meine teuflischen Nachbarn – 1989; big – 1988; Schlappe Bullen beißen nicht – 1987; Nothing in Common – 1986; Geschenkt ist noch zu teuer – 1986; Alles hört auf mein Kommando – 1985; Der Verrückte mit dem Geigenkasten – 1985; Bachelor Party – 1984; Splash – Jungfrau am Haken – 1984). Hanks ist kein Method Actor. Hanks interpretiert seine Rollen als Clown. Und als solcher holt er aus seiner Loser-Rolle viel heraus, weil er Spaß daran hat, mit Klischees zu spielen; sein versoffener Trainer ist Ausdruck großer Spielfreude.
Dieser Sportlerfilm macht großen Spaß. Weil er die gewohnten Grenzen akzeptiert, deren Inneres aber mit neuem Personal füllt.