Schon Stephen King wusste: Der große Horror liegt in der Kleinstadt. Bei Tim Burton, dem Regisseur dieses Films, tut er das auch. Der Horror ist sogar noch größer, weil die Kleinstadt noch kleiner ist. Im Intro lernen wir die Stadt aus der Vogelperspektive kennen und werden während der Vorspanntitel gewahr, dass es sich um eine Modellstadt handelt mit Modellautos, Modell-Straßenlaternen und Modellhäusern. Eine künstliche Plastikwelt. Da bereitet uns Burton schon mal darauf vor, dass das, was jetzt folgt, nicht zu ernst genommen werden darf.
Was folgt, ist Geisterspaß auf Droge. Tim Burton demonstriert das Genre des Spukfilms, in dem Geister in einem verwunschenen Haus leben. Das ursprüngliche Drehbuch soll einen harten, dunklen Horrorfilm vorgesehen haben und sich erst, als Michael Keaton in der Rolle des titelgebenden Geistes dazu stieß und einen Großteil seiner Sätze improvisierte, in ein Grusical verwandelt haben. Der Kick der Story besteht darin, dass sie aus Perspektive der Geister erzählt werden. Es sind die Menschen, die erschrecken. Ein leicht infantiler Geschäftsmann, dessen Frau eine Künstlerin von geringstem Format und großer Eitelkeit ist sowie seine Tochter Lydia, stets in schwarze Trauerkleidung gewandet und schwer depressiv. Ihr Vorteil: Sie als einzige kann die Geister, das frisch verstorbene Ehepaar Maitland, sehen.
Der zweite Kick ist: Die Menschen fürchten sich nicht vor den Geistern, ganz im Gegenteil, sie wittern ein großes Geschäft und wollen die armen Maitlands, die doch einfach nur – wenn schon, denn schon – richtig tot sein wollen, vermarkten. Aber das mit dem richtig tot sein wollen ist so einer Sache bei einer Bürokratie an der Schwelle zum Jenseits, deren Mühlen noch langsamer mahlen, als die im Diesseits. 125 Jahre werden die Maitlands abwarten müssen, ob Himmel oder Hölle oder Wasauchimmer wartet.
Tim Burton hat eine witzige Groteske inszeniert, die, dem Einstieg entsprechend, ganz auf analoge Tricktechnik und Stop-Motion-Grusel setzt. Im Jahr 11 nach Star Wars ist die Tricktechnik weiter, als das, was dieser Film zeigt. Burton setzt bewusst diese 60er Jahre Anmutung in den Effekten, sie unterstreicht den Charakter des Grotesken. Michael Keaton ("Gung Ho" – 1986; "Johnny G. – Gangster wider Willen" – 1984; "Mr. Mom" – 1983) taucht als Titelheld nur rund 20 Minuten im Film auf und gibt als durchgeknallter, notgeiler Uraltgeist für Unruhe zu sorgen. Gena Davis (Tootsie – 1982), die sich vor zwei Jahren gegen Jeff Goldblum zur Wehr setzen musste, der zu einer Fliege mutierte, steht ähnlich wie ihr Partner Alec Baldwin meist mit großen Augen und offenem Mund dem Panoptikum fantasievoll gestalteter Leichen, Plastikmonstern und letaler Bürokratie gegenüber. Eine Entdeckung ist Winona Ryder, die in ihrer erst dritten Rolle, die depressive Lydia spielt. Sie verkörpert leidenschaftlich den Weltschmerz eines gleichzeitig engagierten und todessehnsüchtigen Teenagers.
Ein spaßiger Film, der in seiner Überdrehtheit aber über sein Ziel einer intelligenten Unterhaltung hinaus schießt.