IMDB

Plakatmotiv: Urban Cowboy (1980)

Rührseliges Drama über
einen sanften Macho

Titel Urban Cowboy
(Urban Cowboy)
Drehbuch James Bridges & Aaron Latham
nach dem Roman "The Ballad of the Urban Cowboy" von Aaron Latham
Regie James Bridges, USA 1980
Darsteller

John Travolta, Debra Winger, Scott Glenn, Madolyn Smith Osborne, Barry Corbin, Brooke Alderson, Cooper Huckabee, James Gammon, Mickey Gilley, Johnny Lee, Bonnie Raitt, The Charlie Daniels Band, Betty Murphy, Ed Geldart, Leah Geldart, Keith Clemons, Howard Norman, Sheryl Briedel u.a.

Genre Drama, Romanze
Filmlänge 132 Minuten
Deutschlandstart
11. September 1980
Inhalt

Der junge Bud Davis ist das Landleben in Spur (Texas) satt und macht sich auf den Weg nach Houston, wo er tagsüber in einer Ölraffinerie arbeitet und nachts im Saloon "Gilley’s Club" sein Talent auf dem elektrischen Bullen beweist. Hier lernt der Macho auch Sissy kennen- und lieben.

Ihre Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, als das Mädchen es ihm gleich tut und sich ebenfalls auf den Rücken des künstlichen Stieres schwingt. Dies ist Davis ein Dorn im Auge, in seinem Leben gehört sein Mädchen in sein Bett oder an den Herd, aber sicher nicht auf einen Bullen.

Nach wenigen Wochen sind sie verheiratet und nach weiteren wenigen Wochen getrennt. Sissy flüchtet sich in die Arme von Sam, einen Häftling auf Bewährung, der nicht nur ein As auf dem elektrischen Bullen ist, sondern ihr zunächst auch mehr Freiraum gibt. Bud hat Pam kennengelernt, Tochter eines reichen Ölmannes aus der Stadt, die immer von einem „echten Cowboy“ an ihrer Seite geträumt hat. Aber so richtig können Bud und Sissy nicht voneinander lassen, zumal Sam sich als übler Schläger entpuppt.

An einem Samstagabend ruft "Gilley's Club" zum großen Rodeo-Wettbewerb auf dem elektrischen Bullen. Bud und Sam treten gegeneinander an. Und egal, wie es ausgeht, Sam hat seine Sechsschüssige eingesteht und plant, in keinem Fall auf die Siegprämie zu verzichten, mit der er sich und Sissy nach Mexiko absetzen will …

Was zu sagen wäre

Tagsüber arbeitet er hart. Nachts bändigt er Ladies“, steht auf dem Filmplakat. Damit ist der Ton für diese fremde Welt, in die der Film uns bringt, gesetzt. Im Texas der späten Siebziger Jahre hat man noch nichts gehört von Emanzipation, Gleichberechtigung und sowas. In Buds Welt sind die Rollen klar verteilt. Wenn er faucht „Ich habe gesagt, Du sollst mir ein Bier holen!“, dann springt sie besser. Er sagt, wo es lang geht, er zeigt, wie großartig er in allem ist, sie zieht sich hübsch an, hält den Trailer, in dem sie wohnen, sauber und sorgt dafür, dass man nicht dreimal die Woche zu McDonald's gehen muss. Das war in der Bundesrepublik in vielen Haushalten bis vor zehn Jahren auch noch kaum anders, hat sich aber doch zumindest ein bisschen hin zu einer modernen Gesellschaft entwickelt.

Bud Davis, die Hauptfigur, ist kein Sympathieträger. Gespielt wird er aber von Hollywoods neuem Goldjungen John Travolta (Grease – Schmiere – 1978; Nur Samstag Nacht – 1977; Carrie: Des Satans jüngste Tochter – 1976), das hilft für die Akzeptanz seines nuscheligen, von allem unbeeindruckten Auftritt. Vor hundert Jahren wäre er einer der unzähligen Cowboys gewesen, die wir aus den Western mit John Wayne oder James Stewart kennen, die Zäune reparieren, im Freien übernachten und ihren Lohn im Saloon versaufen – und im Film selten einen Namen haben. Plakatmotiv: Urban Cowboy (1980) Oder einfach Bud heißen. So einer ist Travoltas Bud. Er kennt seinen Platz, ist bereit, für seinen Lohn auch die Drecksarbeit zu machen – er ist ja schließlich neu in der Stadt –, ist fest in seinem Familienverbund verankert und versteht nicht, dass die Welt mit den Frauen darin sich seit damals weitergedreht hat.

Man kann im Kinosessel Bud sein archaisches Verhalten nicht vorwerfen. Um ihn herum verhalten sich alle wie er. Auch die Mädchen: Sie lassen sich auf die Tanzfläche führen und anschließend ins Bett. Im Prinzip ist auch Sissy so, nur wählerischer im Umgang mit den Männern. Hier kommt der erwähnte John-Travolta-Charme ins Spiel, der der Bud-Figur neben den vierschrötigen Kerlen mit den imposanten Tätowierungen das gewisse etwas gibt. Also wird schnell geheiratet. Die hergebrachte Frauenrolle in dieser Ehe allerdings hat Sissy nicht drauf, der Trailer, in dem beide wohnen, ist nach wenigen Tagen so vermüllt, dass Buds Tante die Nase rümpft: „Ihr lebt ja wie die Schweine.“ Sissy ist sogar auf dem elektrischen Bullen besser als Bud und schon ist die Ehe wieder im Eimer. In diesem konservative Texas scheint eben alles ein wenig schneller zu gehen.

"Urban Cowboy" will das Drama eines Mannes erzählen, der sich in einer verändernden Welt behaupten muss, wie das Cowboyfilme wie Der Mann, der Liberty Valance erschoss (1962) oder Der letzte Scharfschütze (1976) vor ihm auch schon gemacht haben. Das gelingt ihm nicht. Die finale Erkenntnis, dass ihm sein männlicher Stolz im Weg steht, hat ihm sein Onkel diktiert; andere Situationen des Erkenntnisgewinns hält der Film nicht vor. Bud und Sissy schauen sich in der großen Bar dauernd heimlich hinterher, worauf ich ihnen beim dritten Mal zurufen möchte Ja, dann sprecht doch einfach wieder miteinander! Das muss dann Pam, Buds neue Freundin übernehmen. Die ist aus gutem Haus, aber dass die Beziehung zu Bud nicht von Dauer sein kann, sieht man daran, dass Bud zweimal in Kontakt mit Pams Freunden kommt, ohne dabei in den fünf Sekunden, die der Film diesen Situationen jeweils gibt, mit diesen Freunden spricht. Da passen zwei Welten nicht zusammen. Pam erklärt Bud schließlich, dass sie einander ja eigentlich gar nicht lieben und er doch endlich zu Sissy zurückkehren solle, nicht ohne anzuhängen: „Und wenn Du sie wieder einmal eifersüchtig machen möchtest, wirst Du mich finden.

So sind sie, die Frauen in Texas und der Regie eines Mannes: vernünftig und jederzeit willig, wenn nur einer kommt, der nachts Ladies bändigt.

Wertung: 4 von 9 D-Mark
IMDB