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Plakatmotiv: Die Maske des Zorro (1998)

Ein bunter Abenteuerspaß
ohne jede Überraschung

Titel Die Maske des Zorro
(The Mask of Zorro)
Drehbuch John Eskow & Ted Elliott & Terry Rossio & Randall Jahnson
mit Charakteren von Johnston McCulley
Regie Martin Campbell, USA, Deutschland 1998
Darsteller

Antonio Banderas, Anthony Hopkins, Catherine Zeta-Jones, Stuart Wilson, Matt Letscher, Tony Amendola, Pedro Armendáriz junior, William Marquez, José Pérez, Victor Rivers, L.Q. Jones, Julieta Rosen, Tony Amendola, Maury Chaykin, José María de Tavira, Diego Sieres, Emiliano Guerra, Paco Morayta, Pedro Altamirano, Luisa Huertas, Raúl Martínez u.a.

Genre Abenteuer
Filmlänge 136 Minuten
Deutschlandstart
22. Oktober 1998
Inhalt

Mexiko 1841: Zorro alias Don Diego De La Vega schmachtet seit 20 Jahren im Kerker. Einst hatte er seine Heimat Alta California vor den spanischen Besatzern verteidigt, bis ihn der tyrannische Don Rafael Montero aufspürte, De La Vegas Frau tötete, seine kleine Tochter Elena entführte und ihn einsperren ließ.

Als Montero nach Jahren im Exil nach Alta California zurückkehrt, gelingt Zorro die Flucht. Der gealterte Edelmann De La Vega ist nicht der Einzige, der noch eine Rechnung mit Montero und seinem Handlanger, Hauptmann Love, zu begleichen hat: Auch der heißblütige Straßenräuber Alejandro Murrieta sinnt auf Rache, weil Love einige Jahre zuvor Murrietas Bruder ermorden ließ.

De La Vega weiß, dass er zu alt ist, um es allein mit Montero und seinen Leuten aufzunehmen, also tut er sich mit Murrieta zusammen und macht ihn zu seinem Schüler. Nicht nur im Umgang mit dem Degen hat der junge Bandit Nachholbedarf, auch seine Manieren lassen zu wünschen übrig. Und dass sich auch Zorro Junior beizeiten benehmen muss, wird dem Heißsporn spätestens klar, als er der inzwischen erwachsenen Elena begegnet.

Elena wurde von Montero als sein Kind großgezogen und über ihre Vergangenheit belogen. Die erste Wiederbegegnung Diegos mit der zu einer Schönheit herangewachsenen Tochter ist schmerzhaft, aber er schweigt. Denn als Diener Alejandros, der sich als reicher spanischer Edelmann ausgibt, haben sich Diego und Alejandro Zugang zu Monteros erlesenen Kreisen verschafft. Und so erfahren sie, was Montero und seine Clique vorhaben.

In einer Mine lässt Montero viele Menschen nach Gold schürfen. Mit diesem Gold, das ihm nicht gehört, will er die Unabhängigkeit Kaliforniens erkaufen. Viel zu tun für den alten und den jungen Zorro. Es gilt nicht nur, private Rechnungen zu begleichen, sondern auch Gerechtigkeit für die Armen und Unterdrückten herzustellen …

Was zu sagen wäre

Zorro wird es immer … Immer geben!“, sagt der Held am Ende. Und richtig: Der mexikanische Edelrecke mit der schwarzen Maske hat noch gefehlt. Ein geheimnisvoller Held, Maske, Doppelidentität, Rächer der Enterbten. Das ist in etwa die Quintessenz dieser Figur, die 1919 als Figur in einem Groschenroman auftauchte, da gleich so beliebt war, dass sie schon ein Jahr später verfilmt wurde. Und seitdem wieder und wieder. Und wieder. Zorro avancierte zu einer erfolgreichen Cliffhanger-Figur des frühen Kinos und Fernsehens.

Von Heldenfiguren kann das Kino bis heute nicht genug bekommen. Es produziert Helden in Serie: Luke Skywalker, Indiana Jones, Kyle Reese, Martin Riggs – die sich allerdings vom genannten Zorro durch ihre, nunja, Modernität unterscheiden; mit einem altmodischen Kavalierkerl wie dem 1919er Zorro kann man heute niemanden mehr vom Sofa locken, um eine Kinokarte zu lösen. Ein alter-Zorro-kehrt-zurück hätte wohl nicht funktioniert. Es musste eine Auffrischung her.

Produziert hat den Film Steven Spielbergs Produktionsfirma Amblin. Spielberg, Fachmann für massenkompatibles Erzählen, macht aus der Mär um den einsamen Rächer mit der Maske eine Vater-Sohn-Geschichte. Mit der kann er die Abenteuer des alten Zorro mit einer respektvollen, eleganten Verneigung würdigen und dann, „20 Jahre später“, die Jungen übernehmen lassen. Dieser Kniff hat den charmanten Nebeneffekt, dass sich damit eine leidenschaftliche Rachegeschichte erzählen und auch noch eine Frau unterbringen lässt, die nicht einfach irgendeine Frau ist.

Der berühmte Zorro hat eine scheiß Zeit hinter sich: 20 Jahre hat er in einem mexikanischen Kerker bei Wasser und Brot dahinvegetiert, als sich ihm mit einem mal die Chance auf Rache eröffnet. Anthony Hopkins ist dieser Zorro, der sicher nicht mehr in dem Alter ist, in dem man im gestreckten Galopp die Pferde wechselt, an Kronleuchtern durch Säle schwingt und am Ende mit dem Säbel eine ganze Garnison außer Gefecht setzt (Amistad – 1997; Auf Messers Schneide – 1997; Nixon – 1995; Legenden der Leidenschaft – 1994; Was vom Tage übrig blieb – 1993; Bram Stoker's Dracula – 1992; Wiedersehen in Howard's End – 1992; Freejack – Geisel der Zukunft – 1992; Das Schweigen der Lämmer – 1991; 24 Stunden in seiner Gewalt – 1995; Die Bounty – 1984; Der Elefantenmensch – 1980; Die Brücke von Arnheim – 1977; Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit – 1974). Don Diego de la Vega, der ehemalige Zorro, mag alt geworden sein. Sein glühender Zorn auf seinen Erzfeind Don Rafael Montero, der ihm Frau und Tochter nahm, ist jung geblieben. Plakatmotiv: Die Maske des Zorro (1998) In den verstaubten Spelunken der Gegend findet er einen jungen, zornigen Aufschneider, der sein eigenes Hühnchen mit Don Rafael und seinen Schergen zu rupfen hätte – wenn er denn nur clever genug dafür wäre. Auftakt für eine Mentor-Schüler-Situation, wie sie George Lucas 1977 für das Kino wieder salonfähig gemacht hat. Der alte Zorro nimmt den jungen Zorro unter seine Fittiche; eine Vater-Sohn-Variante, die sich schon bei Indiana Jones als zeitgemäß erwiesen hat.

Emotional soll es werden, weil die schöne Frau im Film sich als wahre Tochter des alten Zorro und gleichzeitig als Love Interest des jungen Zorro entpuppt. Das wird nicht groß als Überraschung inszeniert, deshalb darf ich das hier einfach erzählen. Aber es wird über ein paar knackige Dialoge hinaus – „Kann sein, dass ich schreie.“ „Ja, verstehe. Manchmal löse ich diesen Effekt aus.“ – halt auch nicht emotional. Doch, ein bisschen. Hopkins, der alte Zorro, erkennt in der Tochter seines Widersachers nach 20 Jahren seine eigene Tochter und es gibt eine Begegnung beider in den Stallungen des Don Rafael, sie als die höhere, ahnungslose Tochter, er als namenloser Knecht. Catherine Zeta-Jones (Das Phantom – 1996) muss – und kann – hier kaum mehr machen, als ihr bezauberndes Gesicht vor die Kamera zu halten. Hopkins kann seine Erfahrung ausspielen. Die Rolle des Hannibal Lecter hat ihm Ruhm für Jahrzehnte gewährt, die aber ein wenig darüber hinweg lügt, dass er zuvorderst eher ein achtsamer Handwerker ist (Amistad – 1997; Auf Messers Schneide – 1997; Nixon – 1995; Legenden der Leidenschaft – 1994; Was vom Tage übrig blieb – 1993; Bram Stoker's Dracula – 1992; Wiedersehen in Howard's End – 1992; Freejack – Geisel der Zukunft – 1992; Das Schweigen der Lämmer – 1991; 24 Stunden in seiner Gewalt – 1995; Die Bounty – 1984; Der Elefantenmensch – 1980; Die Brücke von Arnheim – 1977; Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit – 1974). Der alternde Mann in einem Heldencomic, der seine Dinge ordnen will, gibt ihm Gelegenheit, bescheidene Melancholie zum Gänsehautmoment zu jazzen.

Der neue Kino-Zorro ist eine schöne Idee, bunt umgesetzt, mit flotten Degen-Choreografien, ein bisschen herzerwärmend. Aber daraus zieht Regisseur Martin Campbell keinen weiteren Nektar. Sobald die Vater-Sohn-, oder die Lehrer-Schüler-Geschichte auserzählt ist, bleiben schon-mal-gesehene Romantik-Geplänkel und ein Schlussakkord im staubigen Bergwerk ohne weitere Überraschung. Das reicht für einen Sonntagnachmittag im Kino. Aber dann ist auch wieder gut.

Wertung: 5 von 11 D-Mark
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